Flug PS752: Verhängnisvolle Fehlerkette führte zum Abschuss

Unglücksflug PS752
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Verhängnisvolle Fehlerkette führte zum Abschuss

© Ukraine Presidential Office

Zweimal feuerte eine mobile Flugabwehreinheit auf die Minuten zuvor in Teheran gestartete Boeing 737-800. Nach Angaben des Iran ging der Tragödie eine Fehlerkette voraus. Die Soldaten am Boden kalibrierten erst ihre Systeme nicht korrekt – und sollen im Alleingang gehandelt haben.

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Teheran, 08. Januar 2020: Ukraine International Airlines Flug 752 ist in den frühen Morgenstunden vom internationalen Flughafen der iranischen Hauptstadt aufgebrochen. Für die meisten Passagiere soll Kiew nach einem Heimaturlaub nur ein Zwischenziel sein, UIA ist bei jungen Iranern wegen günstiger Anschlussflüge nach Europa und Nordamerika beliebt.

© LLBG Spotter (CC BY-SA 2.0)

Die Unglücksmaschine UR-PSR war im Juli 2016 an Ukraine International ausgeliefert worden. Sie war am 8. Januar von Teheran nach Kiew unterwegs.

Verkettung von Fehlern

Fünf Minuten nach dem Start passiert das Unfassbare: um 02:45 Uhr (MEZ) wird die Boeing 737-800 von einer Luftabwehrrakete getroffen, kurz darauf von einer weiteren. Crew und Passagiere haben keine Chance, um 02:48 Uhr geht Flug PS752 in einem Feuerball an einem Sportplatz in Khalajabad zu Boden.

Laut einem neuen Ermittlungsbericht des Iran ging dem Abschuss eine Fehlerkette voraus. Das Militär war in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt – Stunden zuvor hatte der Iran den amerikanisch genutzten Militärstützpunkte Ain al-Assad im Irak angegriffen – eine Vergeltung für die Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Luftschlag.

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"Nicht abschussbefugt"

Die mobile Flugabwehreinheit der iranischen Revolutionsgarden hatte kurz vor dem Abschuss von PS752 ihren Standort gewechselt. Die Besatzung habe die Anlage an der neuen Position jedoch nicht korrekt neu genordet. Der Iran wertet die fehlende Kalibrierung der Anlage als menschliches Versagen. "Dadurch wurde im System eine Abweichung um 107 Grad induziert", zeigt der Bericht das folgenschwerste Glied der Fehlerkette auf: das System machte die zivile Boeing irrtümlich als feindliches Ziel aus, "das sich Teheran aus dem Südwesten näherte". Die Soldaten informierten zwar das Lagezentrum, feuerten, nach Darstellung des Iran, dann aber im Alleingang. Nach den Einsatzbestimmungen seien mobile Einheiten ohne Rückbestätigung des Lagezentrums "nicht abschussbefugt".

Die Fehler jenes Morgens kosteten 176 Menschenleben.

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