Neue Triebwerke für Antonow An-124: Ukraine raus, Russland rein

Ersatz für ukrainischen Antonow-Antrieb
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Russland baut Triebwerk des An-124-Riesen nach

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Da der Antrieb für die Antonow An-124 aus der Ukraine stammt, braucht Russland dringend Ersatz. Um die eigene Flotte einsatzbereit zu halten, soll nun eine modifizierte Version des Progress D-18T her. Doch bis die ersten Triebwerke die russische Fertigungslinie verlassen, dauert es noch einige Jahre.

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Einst Partner, nun Gegner: Schon zu Zeiten der Sowjetunion hat sich Russland im Bereich von Großtriebwerken und Turboprop-Antrieben auf die Ukraine verlassen. Besonders problematisch ist dies beim D-18T-Turbofan der Antonow An-124 Ruslan. Das Muster wurde in Saporischschja vom Progress-Konstruktionsbüro entwickelt und dort im Motor-Sich-Werk hergestellt. Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine ist der Nachschub für die Transporter abgeschnitten. Daher legte Russland ein Programm zur Herstellung eigener Ersatzteile auf, vor allem, um die militärische Ruslan-Flotte einsatzbereit zu halten. Laut jüngsten Aussagen des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu will man diese Fähigkeit nun erreicht haben. "Diese Aufgabe wird von der Aktiengesellschaft UZGA gelöst, die erfolgreich Maßnahmen zur Importsubstitution von Motorelementen aus ukrainischer Produktion durchführt. Bis heute wurden 49 Triebwerke repariert und in Betrieb genommen", sagte er.

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Der ursprüngliche Entwurf des D-18T stammt aus den 70er Jahren.

Verdopplung der Flotte

Doch damit nicht genug: Die Industrie arbeitet derzeit an einer modernisierten Ausführung, deren Lebensdauer von 20 auf 45 Jahre steigen soll, und komplett aus in Russland gefertigten Teilen besteht. Bis die Neuproduktion des An-124-Triebwerks anläuft, dauert es jedoch noch. Laut Schoigu ist der Beginn für das vierte Quartal 2027 vorgesehen. Die im vergangenen Herbst propagierte Verdopplung der militärischen An-124-Flotte bis 2025 dürfte allerdings mit diesem Zeitplan schwer zu realisieren sein. "Da wir jetzt auch über Triebwerke verfügen, haben wir die Fähigkeiten und Kapazitäten, diese Flugzeuge zu modernisieren. Wir müssen sie bis 2025 verdoppeln", hatte Generalleutnant Wladimir Benediktow, Kommandeur der militärischen Transportluftfahrt, bei einem Besuch im Aviastar-Werks in Uljanowsk am 11. Oktober 2023 gesagt.

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Verspätung beim Nachfolger

Für eine modernisierte Ausführung der An-124 käme auch das sich in der Entwicklung befindliche Großtriebwerk PD-35 infrage. Das Kerntriebwerk lief erstmal im Oktober 2023 auf dem Prüfstand. Bis zur möglichen Serienreife liegt aber noch viel Arbeit vor der United Engine Corporation. Bis dahin führt am D-18T wohl kein Weg vorbei. Das dreiwellige Aggregat leistet 229 Kilonewton und entstand Ende der 70er Jahre speziell für die An-124. Der Erstlauf erfolgte am 19. September 1980.

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