Studieren mit hochschuleigenem Flugsimulator!
Ein vollwertiges Elektrotechnikstudium, kombiniert mit luftfahrtspezifischen Themen? Das bietet die Hochschule RheinMain in Rüsselsheim. Besonderheiten sind die hochschuleigenen Flugsimulatoren und die kürzlich angemeldete Flugschule.
Vom kleinen Leuchtmittel bis zum Hochleistungssensor: Die heutige Welt der Luftfahrt besteht aus Millionen von elektrotechnischen Bauteilen. Und es werden in Zukunft vermutlich noch mehr werden, wenn man die zunehmende Elektrifizierung moderner Flugzeuge und die rasante Entwicklung rund um Drohnen betrachtet. Luftfahrtingenieure der nächsten Generation benötigen deshalb fundierte Kenntnisse in Elektrotechnik. Diese werden in Rüsselsheim vermittelt. Die dortige Hochschule RheinMain bietet das in Deutschland einzigartige Studium der Elektro- und Luftfahrttechnik an.
In Laborpraktika führen Studierende selbstständig Versuche durch – von Mikrocomputertechnik bis Sensorik.
Schnittstelle zwischen Elektrotechnik und Luftfahrt
Ins Leben gerufen wurde dieser Studiengang 2017 im Rahmen des Hochschulpaktes 2020. Die Initiierung erfolgte aufgrund der Erkenntnis, dass bundesweit kaum Möglichkeiten für eine elektrotechnische Vertiefung in luftfahrtspezifischen Themen wie die Elektronik im Cockpit, Flugsimulation und alternative Antriebe existierten. Das auf acht Semester in Vollzeit ausgelegte Studium soll eine Schnittstelle zwischen den elektrotechnischen Grundlagen und den spezifischen Anforderungen der Luftfahrtindustrie bilden. Aktuell sind 180 junge Menschen im Fach Elektro- und Luftfahrttechnik eingeschrieben. Im Wintersemester 23/24 kamen 35 Studierende hinzu, Tendenz steigend. Der Studiengang ist derzeit ohne Zulassungsbeschränkung zugänglich, jedoch könnte bei weiter steigenden Zahlen zu einem späteren Zeitpunkt eine Beschränkung eingeführt werden. Ein Vorpraktikum wird nicht benötigt. Nach Abschluss der Studienzeit, die ein luftfahrttechnisches Projekt, eine Bachelorarbeit sowie eine umfassende berufspraktische Tätigkeit einschließt, erhalten die Studenten einen Abschluss mit dem Titel Bachelor of Engineering.
Einblicke ins Glascockpit liefert ein Alsim-Simulator; hier wird eine Cessna 172 dargestellt.
Erster Studienabschnitt bringt Grundlagenwissen
Die ersten drei Semester sind intensiv der Vermittlung von grundlegenden Kompetenzen in Mathematik, Physik, Informatik sowie Elektrotechnik gewidmet. Doch auch luftfahrttechnische Themen kommen nicht zu kurz. Die Studierenden erhalten im ersten Semester bereits einen kleinen Einblick in den Bereich der unbemannten Luftfahrzeuge (UAV). Auch die "Grundlagen Flugzeugführung" werden in diesem Zeitraum gelehrt. Als Abschluss dieses Moduls haben Studierende die Möglichkeit, erste Cockpitluft zu schnuppern, und das direkt auf dem Campus. Möglich macht dies der hochschuleigene ALSIM-Simulator, der eine Cessna 172 mit Glascockpit abbildet. Studenten, die etwas höher hinauswollen, finden direkt daneben einen A320-Simulator, an dem in späteren Semestern in Kooperation mit einer A320-Pilotin weitere Praxiserfahrung gesammelt werden kann.
Der Airbus-A320-Simulator wird unter anderem in der Lehrveranstaltung Avionik eingesetzt.
Neue Flugschule "HSRM Aviation Training"
Doch die Hochschule RheinMain hat sich noch mehr einfallen lassen, um Studenten den Traum vom Fliegen zugänglicher zu machen: "Die Mehrzahl der Studierenden bringt eine Leidenschaft für die Fliegerei mit. Dem tragen wir Rechnung durch die gerade gegründete Flugschule ‚HSRM Aviation Training‘. Hier ermöglichen wir den Studenten die Anmeldung zur PPL-Theorieprüfung, denn in den ersten Semestern werden genau diese Grundlagen vermittelt", erklärt Studiengangsleiter Prof. Dr. Martin Müller. Für die praktische Ausbildung stehe die Hochschule bereits in Gesprächen mit benachbarten Flugschulen. Auch die Zulassung des vorhandenen Simulators, auf dem die Studenten dann einen Teil ihrer praktischen Pilotenausbildung absolvieren können, werde momentan geprüft.
Vertiefung und praxisnahe Einblicke
Ist der grundlegende Studienabschnitt erst einmal geschafft, steht ab dem vierten Semester vor allem die Luftfahrttechnik im Fokus. Studierende erwarten hier Kurse zu Mess-, Sensor- und Regeltechnik, funktionaler Sicherheit, Flugzeugsystemtechnik, allgemeiner Luftfahrttechnik sowie unbemannten Fluggeräten und Multicoptern. Neben den im Lehrplan enthaltenen Praxisanteilen und Laborpraktika werden immer wieder unterschiedliche Exkursionen angeboten – unter anderem, um eine Idee davon zu vermitteln, welche Möglichkeiten es nach dem Studienabschluss gibt. So konnten Studenten beispielsweise bei einem Besuch im Rahmen der Lehrveranstaltung "Einführung in die Flugbetriebstechnik" in der Verkehrsleitzentrale der Deutschen Lufthansa Einblicke in das interne Krisenmanagement erhalten. Auch in den Hallen der Lufthansa Technik konnten Studenten bereits ihre Studieninhalte praxisnah vertiefen. Prof. Dr. Martin Müller erklärt, ihm liege viel daran, den Studenten zu zeigen, wie spannend und vielfältig die Luftfahrt ist und welche Möglichkeiten sich in dieser Branche für Absolventen der Hochschule RheinMain eröffnen können.
Die Regelstudienzeit beträgt acht Semester. Der Studiengang beginnt zum Sommer- und Wintersemester.
Berufliche Aussichten
Wo die Studenten später beruflich landen, ist ganz unterschiedlich. Nach Angaben der Hochschule stehen den Absolventen jedoch viele Türen offen. Beispielsweise zu einer Karriere als Entwicklungsingenieur für elektronische Flugzeugsysteme, in der Qualitätssicherung bei der Fertigung von Luftfahrzeugen, als Spezialist für die Entwicklung und den Betrieb unbemannter Luftfahrzeuge oder im Bereich der Wartung und Instandhaltung.
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