Weil der Flughafen Doncaster dichtmachte, sah es so aus, als würde auch die dort stationierte Avro Vulcan XH558 ihre Heimat verlieren. Doch Rettung naht, denn der Stadtrat will den Airport wieder öffnen – und die legendäre Vulcan darf vielleicht doch weiter heulen.
Muss sie gehen? Oder darf sie bleiben? Die Zukunft der Vulcan XH558, zu Hause auf dem seit Herbst 2022 geschlossenen Flughafen von Doncaster, hängt seit gut anderthalb Jahren am seidenen Faden. Einst war der Deltabomber aus Doncaster der letzte seiner Art im flugbereiten Zustand – heute ist er einer von drei Vulcans in Großbritannien, die immerhin aus eigener Kraft rollen können. Allerdings war das markerschütternde Geheul seiner vier Olympus-Turbojets, das sonst regelmäßig über das Gelände des Airports in der Grafschaft Yorkshire schallte, schon im November 2022 bis auf Weiteres verstummt. Damals stellte der Flughafen Doncaster aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb ein – und ein Abtransport der Vulcan XH558, samt dafür notwendiger Demontage, schien unausweichlich.
Von 2007 bis 2015 war die XH558 die letzte Avro Vulcan am Himmel. Ihren Ruhestand verbrachte sie anschließend als eines von drei rollfähigen Vulcan-Exemplaren.
Airport vor Wiedereröffnung?
Jetzt könnte der Fall eine neuerliche, ziemlich erfreuliche Wendung nehmen: Doncasters Bürgermeisterin Ros Jones möchte den Airport gern wiedereröffnen – und weiß dabei offenbar die große Mehrheit im Stadtrat hinter sich. Berechnungen und Analysen hätten gezeigt, dass "die Wiedereröffnung des Flughafens das günstigste Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen" biete und daher "die bevorzugte Option" sei, heißt es in einem Beschluss des Stadtparlaments vom 12. September. Der Flughafen biete ausreichend Potenzial für einen erfolgreichen Neustart, schaffe bis zu 11.500 Arbeitsplätze in der Region und "könnte innerhalb von fünf Jahren nach der Wiedereröffnung profitabel sein". Gesucht wird nun noch ein neuer Betreiber, der die Pläne der Stadtpolitiker in die Tat umsetzen kann. Bürgermeisterin Jones betonte in einem Facebook-Beitrag vom 20. September, die Wiederöffnung des Flughafens habe für sie "oberste Priorität."
An ihrem Heimatstandort Doncaster ist die Vulcan XH558 ein Publikumsliebling. Das soll nach dem Willen der Bürgermeisterin so bleiben.
Hoffnungsvolle Nachricht
Für den ortsansässigen "Vulcan to the Sky Trust" (VTST) als Eigentümer der XH558 sind das aufmunternde Nachrichten. Denn zwar beschäftigten sich die VTST-Verantwortlichen bereits intensiv mit der Suche nach möglichen Alternativstandorten für ihren Bomber. Allerdings war schnell klar, dass ein Wiederaufbau der Vulcan anderswo allenfalls als statisches Objekt erfolgen könnte. Denn durch die nötige Zerlegung verlöre das Flugzeug seinen bisher gültigen Versicherungsschutz, der das regelmäßige Hochfahren der Triebwerke und das Rollen aus eigener Kraft erlaubte. Diesen Versicherungsschutz würde man schwerlich wiederbekommen – dafür fehlt es an einer "Design Authority" aus der Industrie, die für den korrekten Zusammenbau der Vulcan an ihrem neuen Domizil bürgen könnte. Aus diesem Grund scheiterte bereits ein – ebenfalls angedachter – finaler Rettungsflug der XH558 in den Ansätzen.
Bürgermeisterin ist Vulcan-Fan
Mit dem bisherigen Airport-Betreiber Peel einigte man sich im Frühjahr immerhin auf die Verlängerung des Mietvertrages bis Ende 2023. Die Aussicht, dass die Motoren der letzten Vulcan nach erfolgtem Umzug für immer verstummen sollten, stimmte die Macher vom VTST aber nach eigenem Bekunden "äußerst traurig". Umso hoffnungsvoller nahm der Trust nun die jüngsten Entwicklungen um den Flughafen Doncaster zur Kenntnis. Man freue sich auf Gespräche mit dem künftigen Flughafenbetreiber, sobald dieser gefunden sei, schreibt der VTST in einer Mitteilung – und gibt sich in Hinblick auf die Zukunft der XH558 in Doncaster betont "zuversichtlich". Dies auch deshalb, weil sich Bürgermeisterin Jones ebenfalls als Fan der Vulcan outete. So schrieb sie bereits im Juni auf Facebook: "Ich hoffe, dass die Vulcan XH558 noch viele Jahre in Doncaster bleiben wird, wenn wir mit unseren Bemühungen erfolgreich sind."
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