Für kurze Zeit schien das Unmögliche zum Greifen nah: Man lote die Option aus, die letzte je geflogene Avro Vulcan noch ein allerletztes Mal abheben zu lassen, verkündete der "Vulcan to the Sky Trust" (VTST) noch vor etwa einem Monat. Das legendäre Flugzeug, das seine Laufbahn am Himmel 2015 beendete und seither am Flughafen Doncaster in rollfähigem Zustand gehalten wird, muss ihr Zuhause in South Yorkshire bis Juni 2023 verlassen – und ein finaler Flug an einen neuen Standort wäre die logische Konsequenz, schließlich hegte und pflegte der VTST seinen Bomber jahrelang beharrlich. Rein technisch spräche deshalb wenig gegen einen solchen "Rettungsflug" für die XH558 – zumindest in einer idealen Welt.
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"Versicherung unerschwinglich"
Die Welt ist aber nun einmal nicht ideal – ganz und gar nicht. Deshalb wird aus dem avisierten letzten Flug der Vulcan XH558 auch aller Voraussicht nach nichts werden. Jedenfalls verkündet der VTST in seinem jüngsten Rundschreiben vom 28. Oktober, nach Rücksprache mit der britischen Luftfahrtbehörde CAA, glaube man jetzt, "dass dies nicht möglich ist." Die Gründe hierfür sind, wenig überraschend, vor allem bürokratischer Natur. So habe die CAA zum einen verlangt, dass der VTST eine Firma ins Boot holt, die den Überführungsflug und dessen Vorbereitungen als "Design Authority" plant, überwacht und koordiniert. Der Trust habe infolgedessen drei infrage kommende Unternehmen kontaktiert, "um Machbarkeit, Zeitplan und Kosten zu prüfen" – jedoch ohne Erfolg. Eine Firma habe ihre Unterstützung direkt abgelehnt, von den beiden anderen sei gar keine Reaktion erfolgt, schreibt der VTST. Zum anderen hätten "informelle Nachforschungen" ergeben, "dass die Versicherung für einen solchen Flug unerschwinglich wäre."

Wiederaufbau als statisches Objekt
Um die letzte Vulcan aus Doncaster wegzubekommen, bleibt den Ehrenamtlichen des VTST damit wohl nur eine Wahl: Sie müssen die XH558 fachmännisch zerlegen und per Lkw-Transport an ihren künftigen Standort transportieren. Damit aber verliert das Flugzeug auch seinen bisher gültigen Versicherungsschutz, der das regelmäßige Hochfahren der Triebwerke und das Rollen aus eigener Kraft erlaubte. Diesen Versicherungsschutz wird man schwerlich wiederbekommen – gibt es doch auch hierfür keine "Design Authority", die für den korrekten Zusammenbau der Vulcan an ihrem neuen Domizil bürgen könnte. Die vier Olympus-Turbojets der XH558 werden somit aller Voraussicht nach für immer verstummen, ihr markerschütterndes Heulen nie wieder zu hören sein. Das sei zwar "äußerst traurig", heißt es seitens des VTST. Dennoch bleibe für Luftfahrtfans künftig weiter die Möglichkeit, dem Flugzeug nahe zu sein – und zwar, entgegen den Verhältnissen in Doncaster, wo die Vulcan nach wie vor im Freien parkt, in einem überdachten Zuhause.

Noch ein Fünkchen Hoffnung
Wo genau dieses neue Vulcan-Domizil letztendlich sein soll, ist nach wie vor nicht klar. Der VTST kündigt in seinem jüngsten Rundschreiben jedoch an, dass Mitte November eine Entscheidung fallen könnte. Erst dann könne man auch mit den Vorbereitungen des Umzugs beginnen.
Ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung, die Vulcan doch weiter rollfähig zu halten, glimmt indes trotz allem weiterhin. Das wäre aber nur dann möglich, wenn ein neuer Investor den Flughafen Doncaster übernähme, den Airport weiterbetriebe und den Pachtvertrag mit dem VTST über den Juni 2023 hinaus verlängern würde. Dann könnte nämlich alles bleiben, wie es derzeit noch ist. Allerdings seien solche Planspiele ohne Substanz, solange die Zukunft des Flughafens weiter ungewiss bleibe, unterstreicht der VTST.

Bleiben zwei rollende Vulcans
Ein Trostpflaster für alle Freunde des legendären Deltabombers gibt es in Großbritannien aber so oder so. Genauer gesagt gibt es sogar deren zwei. Denn XH558 ist nicht die einzige Vulcan, die sich bis heute aus eigener Kraft über das Rollfeld bewegen kann. Neben der Doncaster-Vulcan existieren mit der XL426 des Vulcan Restoration Trust auf dem Southend Airport in Essex sowie der in Warwickshire auf dem Wellesbourne Mountford Aerodrome stationierten XM655 noch zwei weitere rollfähige Exemplare des V-Bombers. XM655 überschoss bei der Generalprobe zu einer "high speed taxi"-Veranstaltung im September die Piste und blieb in einem Acker hängen. Allerdings trug sie wohl keine bleibenden Schäden davon.