Wird der nächste Tanker der USAF ein Blended Wing Body?

Blended Wing Body
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Wird der nächste US-Tanker eine fliegende Flunder?

© Lockheed Martin 12 Bilder

Die US Air Force plant für die nächste Tankergeneration, die dereinst das Erbe der Boeing KC-46A antreten könnte. Dabei spielt auch das Konzept des "Blended Wing Body" wieder eine Rolle. Zumindest hat das Pentagon einen entsprechenden Konzeptauftrag erteilt.

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Es sind große Dinge, die das US-Militär seiner künftigen Generation von Tank- und Transportflugzeugen abverlangt: "mindestens 30 Prozent mehr aerodynamische Effizienz" als die gegenwärtig für diese Rolle genutzten Airliner Boeing 767 und Airbus A330 soll die vom Pentagon angedachte "fortschrittliche Flugzeugkonfiguration" mitbringen. Damit sollen unter anderem größere Flugreichweiten möglich sein. Ausgerüstet mit der für 2030 erwarteten, neuen Generation von Triebwerken, wird von dem neuen Entwurf ein Treibstoffverbrauch erwartet, der im Einsatz "um mindestens 60 Prozent" unter jenem der heute noch aktuellen Tankflugzeuge liegt.

© Boeing

Der Blended Wing Body ist erklärter Hoffnungsträger des Pentagon für einen effizienten, leistungsstarken Tanker der Zukunft.

Hoffnungsträger Blended Wing Body

Diese Rahmendaten stehen in einer Ausschreibung der Defense Innovation Unit (DIU), verbunden mit dem Aufruf an Flugzeughersteller, bis zum 2. August mögliche Design-Konzepte einzureichen. Ausdrücklich geht es der DIU dabei um sogenannte Blended Wing Body-Konzepte. Der Blended Wing Body ist im Grunde eine Kombination aus Nurflügler und breitem Rumpf. Letzterer geht nahtlos in die Tragflächen über, was für zusätzlichen Auftrieb sorgt. "Jahrzehntelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit hat gezeigt, dass fortschrittliche Flugzeugzellen wie Blended-Wing-Body-Designs (BWB) aerodynamische Vorteile bieten, die sowohl den Treibstoffverbrauch senken, als auch die betriebliche Effektivität erhöhen könnten", formuliert es die DIU in ihrer Ausschreibung.

© NASA

Boeing und die NASA testeten ab 2007 den unbemannten BWB X-48, der eine Spannweite von 6,4 Metern besaß. Der für 2026 angepeilte Tanker-Prototyp soll deutlich größer werden.

Prototyp schon 2026

Das – durchaus ehrgeizige – Ziel des Pentagons ist es, schon 2026 einen flugfähigen BWB-Prototypen in Originalgröße zu erhalten. Zunächst geht es jedoch "nur" um Designstudien, aus denen dann einmal ein solcher Prototyp entstehen könnte. Mit dem aktuell laufenden Tanker-Wettbewerb KC-Y habe die BWB-Ausschreibung nichts zu tun, erklärte ein USAF-Sprecher nach Angaben des Portals Air Force Magazine. In diesem Wettbewerb treten abermals die KC-46A Pegasus von Boeing und die KC-30MRTT von Airbus gegeneinander an, wobei letztere dieses Mal als LMXT firmiert und zusammen mit Lockheed Martin angeboten wird. Interessant könnte das BWB-Konzept dagegen für die nächste Generation von Tankern und Transportern werden, die bislang unter dem Kürzel KC-Z firmiert und deren Rahmendaten noch nicht weiter definiert sind. Dies auch vor dem Hintergrund, da BWB-Designs mutmaßlich weniger Radarrückstrahlfläche bieten.

© Airbus

Nicht nur in den USA arbeitet man an BWB-Designs. Unter anderem beschäftigt sich auch Airbus damit, bislang jedoch (offiziell) nur für zivile Zwecke.

Weltweite Forschung

Das Konzept des Blended Wing Body, oder auch Hybrid Wing Body, ist selbstredend nicht neu. Ingenieure in den USA, Europa, aber auch in Russland beschäftigen sich seit Längerem damit – mal mehr, mal weniger intensiv. Boeing brachte schon 2007 zusammen mit der NASA das unbemannte Experimentalflugzeug X-48 in die Luft, das in den folgenden Jahren stetig weiterentwickelt wurde. Airbus zog 2019 mit dem – ebenfalls unbemannten – Modell seines BWB-Entwurfs "Maveric" nach und präsentierte ein BWB-Konzept auch als mögliche Lösung für einen künftigen Wasserstoff-Airliner. In Russland absolvierte das Zentrale Aerohydrodynamische Institut (ZAGI) in Schukowski 2020 eine Windkanal-Testreihe mit einem BWB-Design.

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