Orion-Ersatz: Deutschland darf P-8 Poseidon kaufen

Ersatz für P-3 Orion
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Deutschland darf P-8A Poseidon kaufen

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Die deutsche Marine sucht Ersatz für ihre P-3C Orion. Ein Anwärter auf die Nachfolge des U-Boot-Jägers ist das 737-Derivat Boeing P-8A Poseidon. Das US-Verteidigungsministerium hat den Export der P-8 nun genehmigt. Doch kann sich Deutschland den Jet auch leisten?

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Kleckern oder klotzen? Diese Frage stellt sich für die deutsche Marine, wenn es um die Nachfolge für die Lockheed P-3C Orion geht. Die vor einigen Jahren gebraucht aus den Niederlanden beschafften Turboprop-Viermots werden 2025 ausgemustert – zehn Jahre früher als geplant. Das Programm zur Modernisierung der Flugzeuge wurde Mitte 2020 wegen "nicht mehr kalkulierbarer Gesamtkosten" gestoppt. Als Ersatz kommen laut Bundesverteidigungsministerium drei Flugzeumuster in Frage: die Turboprops Airbus (CASA) C-295 "Persuader" und die RAS 72 von Rheinland Air Service sowie die Boeing P-8A Poseidon aus den USA.

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Die Lockheed P-3C Orion sollte bei der Marine eigentlich noch bis 2035 im Dienst bleiben. Nun wird sie schon 2025 ausgemustert - und die P-8A könnte ihr folgen.

Preisbewusst oder volle Pulle?

Die Kandidaten eins und zwei stehen für ein eher preisbewusstes Handeln: sie sind günstiger in der Anschaffung, in der Leistung allerdings begrenzt und insgesamt deutlich schwächer als die P-3C. Blendet man die Kosten aus, käme deshalb als logischer Nachfolger für die Orion nur Boeings P-8A Poseidon in Betracht. Das Konkurrenzprodukt aus Japan, die Kawasaki P-1, scheint für die Bundesregierung keine Option zu sein. Zumindest wird es vom Verteidigungsministerium nirgends als solche aufgeführt.

Fünf P-8A für 1,48 Milliarden Euro

Zumindest formal wäre der Weg für die P-8A zur Marine seit Kurzem frei: Das Außenministerium der USA genehmigte Ende vergangener Woche den Export der Poseidon, die auf der 737-800 basiert, an Deutschland im Rahmen eines "Foreign Military Sales"-Geschäfts. Der Beschluss muss zwar auch noch vom US-Kongress abgenickt werden – dessen Zustimmung gilt jedoch als sicher. Konkret geht es um die Beschaffung von bis zu fünf P-8A inklusive umfassender Missionsausrüstung und Service-Dienstleistungen. Der Deal hätte, so er zustande käme, einen Gesamtwert von 1,77 Milliarden US-Dollar (1,48 Milliarden Euro).

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Zu teuer für eine Interimslösung

Ob sich Deutschland die fünf Jets für die Marine leisten kann und will, ist allerdings längst nicht sicher. Die benötigten Gelder sind im Verteidigungshaushalt bisher nicht vermerkt, die Finanzierung des Rüstungsprojekts ausdrücklich noch nicht gesichert. Zudem steht nach wie vor der Plan im Raum, dass ab 2035 ein deutsch-franzöischer Seefernaufklärer auf Basis des Airbus A320neo das Zepter übernehmen, der Orion-Nachfolger also nur eine Übergangslösung sein soll. Als solche wäre die P-8 wohl auf jeden Fall zu teuer. Möglich also, dass eine Entscheidung für die P-8A auch den Zeithorizont für die A320-Lösung nach hinten verschieben, vielleicht das Projekt für die Marine sogar ganz beerdigen würde. Immerhin heißt es aus den USA zu einem möglichen Poseidon-Deal: "Der vorgeschlagene Verkauf wird es Deutschland ermöglichen, seine Seeüberwachungsflugzeuge zu modernisieren und für die nächsten 30 Jahre zu erhalten."

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