Griechenlands Regierung erwägt laut einem Pressebericht, Großbritannien 30 gebrauchte Eurofighter Typhoon der Tranche 1 abzukaufen. Die Briten mustern die Jets 2025 aus – trotz jeder Menge Restflugstunden. Doch wären die Typhoons für Griechenland überhaupt sinnvoll?
Griechenland ist knapp bei Kasse. Das ist kein Geheimnis. Dennoch investiert die Regierung umfassend in die Modernisierung der griechischen Luftwaffe – stets darauf bedacht, kostentechnisch nicht den Rahmen zu sprengen. So orderten die Griechen in Frankreich bei Dassault 18 Rafale, von denen zwölf bereits bei der Armée de l'Air im Dienst standen. Sie sollen bei der Luftwaffe vorrangig die Mirage 2000 ersetzen. Im September stockte Griechenland die Bestellung auf nunmehr 24 Flugzeuge auf.
Insgesamt 24 Dassault Rafale sollen bald für Griechenland fliegen. Braucht es da noch ein weiteres Muster?
Man hätte gern F-35
Parallel dazu werden 84 F-16C auf den aktuellen Standard Block 72 aufgerüstet. Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos möchte überdies gern in den USA 20 bis 24 F-35A beschaffen – als Ersatz für einen echten Methusalem im Inventar. Denn als eine der letzten Luftwaffen weltweit fliegen die Griechen noch die altehrwürdige F-4E Phantom II. Zwar hat Griechenland vo geraumer Zeit auch die Phantoms modernisiert und ihnen ein Avionik-Upgrade verpasst. Dennoch ist klar, dass die Oldies den Zenit ihres Daseins schon lange überschritten haben. Minister Panagiotopoulos sprach deshalb bereits vor einem Jahr mit seinem damaligen US-Amtskollegen Pompeo über die F-35 – und war auch hier auf Schnäppchen aus. So sollten bei einem Kauf des Stealth Fighters zumindest sechs Maschinen aus dem ursprünglich für die Türkei bestimmten Bestand stammen. Deren Schicksal ist unklar, seit die USA die Türkei 2019 aus dem F-35-Programm warfen.
Griechenland liebäugelt seit Längerem mit dem Kauf der F-35A. Angeblich könnten sechs für die Türkei gedachte Jets Teil des Deals sein.
Ein günstiger Deal?
In Griechenland selbst stößt das Bestreben der Regierung, die F-35A zu kaufen, aber dennoch auf Kritik. Und so prüft die Regierung offenbar auch andere Lösungen, wie aus einem Bericht des Portals aerotime.aero hervorgeht. Demzufolge erwägen die Griechen, der britischen Royal Air Force ihre 30 Eurofighter Typhoon der Tranche 1 abzunehmen. Großbritannien mustert die Jets bis 2025 aus. Zumindest auf dem Papier ergäbe sich dadurch für Griechenland eine günstige Gelegenheit. Zwar sind die Tranche 1-Typhoons ihren später gebauten Verwandten technisch unterlegen, verfügen sie doch über "die ersten Versionen von Missionscomputern, Verkabelung und Hardware", wie RAF-Air Chief Marshal Sir Mike Wigston im März ausführte. Was die Zahl der Restflugstunden angeht, so werden die 30 Typhoons ihren Dienst 2025 jedoch als veritable Frührentner quittieren. Rund 60 Prozent der ab Werk veranschlagten Lebensdauer werden sie im Schnitt rein rechnerisch noch vor sich haben.
Die Tranche 1-Typhoons der RAF wären zwar günstig zu haben - ein Kauf scheint für Griechenland dennoch wenig zielführend.
Die Frage nach dem Sinn
Ob es für die griechische Luftwaffe Sinn ergibt, ihre alten Phantoms mit gebrauchten Tranche 1-Eurofightern zu ersetzen, ist dennoch fraglich. Zweifellos wäre ein solcher Deal sicher günstiger als die Beschaffung der F-35. Allerdings verkörpert der Stealth Fighter eine echte Investition in die Zukunft, wohingegen die RAF-Typhoons allenfalls als halbgare Übergangslösung erscheinen – zumal sie von Haus aus gar nicht auf die Rolle des Jagdbombers zugeschnitten sind. Wenn sich die Griechen tatsächlich noch ein weiteres Muster in ihrer ohnehin schon recht vielfältigen Fighter-Flotte leisten möchten, dürfte die F-35 langfristig die bessere Lösung sein. In allen Belangen.
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