J-20 und Su-57 demnächst Seit' an Seit' im Einsatz?
China und Russland vertiefen ihre militärische Zusammenarbeit. Kampfflugzeuge beider Nationen fliegen über dem Pazifik zunehmend gemeinsame Einsätze. Dabei bahnt sich eine neue Stufe der Entwicklung an – mit den Stealth-Jets Chinas und Russlands in der Hauptrolle.
Es war weit mehr als eine "strategische Patrouille" – es war ein Signal, adressiert speziell an die USA und deren Staatsoberhaupt Joe Biden. Als dieser Ende Mai beim sogenannten Quad-Gipfel in Tokio weilte und dort über die "Einhegung" Chinas als "vordringlichste außenpolitische Aufgabe" referierte, schickten Russland und China ihre Langstreckenbomber auf gemeinsame Mission in den internationalen Luftraum der Region. Angeführt von chinesischen Shenyang J-16 und russischen Suchoi Su-30SM als Geleitschutz waren daran zwei Tupolew Tu-95MS der russischen Fernfliegerkräfte sowie vier Xian H-6K aus China beteiligt. Es war nach offiziellem Bekunden der vierte gemeinsame Einsatz dieser Art seit 2019.
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Provokateure allerorten
Die Sichtweisen auf diese Form der militärischen Zusammenarbeit sind in Ost und West naturgemäß verschieden. Während China und Russland darin einen Akt "für Frieden und Stabilität" sehen und die Patrouillen als Antwort auf den "strengen und provokativen Druck" der USA auf beide Länder werten, spricht man im Westen ebenfalls von Provokation – allerdings in vertauschten Rollen, mit Russland und China als Aggressoren. Eine Klärung des schwelenden Konflikts ist derzeit nicht absehbar, eher stehen die Zeichen auf Eskalation – was wiederum chinesische Militärs dazu bewegt, über die künftige Gestalt der Kooperation mit Russlands Luft- und Weltraumkräften nachzudenken.
Die Chengdu J-20 ist Chinas modernster Kampfjet. Der Stealth-Fighter fliegt seit 2011.
Schaulaufen der Superfighter
Bei diesen Planspielen stehen gleich zwei hochmoderne Kampfjets der fünften Generation im Fokus: Russlands Suchoi Su-57 und die Chengdu J-20 aus China. Die beiden Stealth-Kampfjets könnten laut chinesischen Medien schon bei der nächsten binationalen Patrouille in die Rolle der Begleitjäger schlüpfen – und damit die Drohkulisse, die nach westlicher Lesart von den Übungsflügen ausgeht, auf ein neues Level heben. So zitiert die chinesische Zeitung Global Times den Militär-Analysten Song Zhongping, der gemeinsame Einsatz von J-20 und Su-57 im Westpazifik würde eine "erhebliche Steigerung der Kampffähigkeit" nach sich ziehen.
Von Russlands Vorzeige-Fighter Su-57 existieren bislang fünf Serienexemplare. Sie sind aktuell zur Erprobung in Achtubinsk stationiert.
Mehr als ein Symbol?
Inwieweit eine Symbiose der Superfighter aus China und Russland über die zweifellos eindrückliche Symbolwirkung hinausginge, ist nicht wirklich klar. Zwar besitzt die chinesische Luftwaffe inzwischen wohl eine dreistellige Zahl an Chengdu J-20 und fliegt mit dem Muster seit Kurzem tatsächlich Einsätze in der betreffenden Region, wobei es bereits zu einem ersten Zusammentreffen mit F-35A der US Air Force kam. Jedoch existieren von der russischen Su-57 bislang lediglich fünf Serienflugzeuge, die überdies noch nicht bei regulären Einheiten im Dienst stehen.
Um die Erprobung des neuen Fighters unter Realbedingungen weiter voranzutreiben, scheinen gemeinsame Missionen mit den chinesischen J-20 dennoch plausibel. Ohnehin dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Su-57 erste Bekanntschaft mit US-amerikanischen F-35 macht. Dafür wurde sie schließlich entwickelt.
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