Russland will den Serienbau seines Kampfjet-Prunkstücks Suchoi Su-57 deutlich hochfahren. Dazu erhält das Produktionswerk in Komsomolsk am Amur umfassende Upgrades. Zum Beispiel eine Kältekammer. Doch wofür braucht man die?
Komsomolsk am Amur liegt weit im Fernen Osten Russlands, in der Region Chabarowsk. Hier befindet sich mit dem KnAAS-Flugzeugwerk die Wiege aller modernen Kampfflugzeuge aus dem Hause Suchoi – mit Ausnahme des Jagdbombers Su-34, der in Sibirien gefertigt wird. Auch die Endmontage des Stealth-Fighters Su-57 erfolgt in Komsomolsk am Amur. Doch bisher tröpfelte der Serienbau des russischen Kampfjet-Kronjuwels eher bescheiden vor sich hin. Ganze sieben neue Su-57 verließen seit Ende 2020 die KnAAS-Werkshallen. Fünf davon wurden bereits an die russische Luftwaffe übergeben, die beiden jüngsten Exemplare sollen noch vor Jahresfrist ebenfalls den Weg zu ihrem künftigen Dienstherrn finden.
Mit der Exportversion Su-57E (hier als Mockup in Schukowski 2019) buhlt Russland um Kunden im Ausland.
Su-57 in China
Zwar hat Russlands Luftwaffe bisher "nur" 76 Su-57 bestellt. Die jedoch sollen, verteilt auf drei Geschwader, spätestens 2028 allesamt im Einsatz stehen. Außerdem hofft man beim staatlichen Rüstungskonzern Rostec nach wie vor auf Exportaufträge für den Superfighter und präsentiert die Exportversion Su-57E zum Beispiel noch bis zum 13. November auf der Zhuhai Airshow in China – ungeachtet der westlichen Sanktionen gegen Russland. Für den Fall, dass die Verkaufsbemühungen im Ausland tatsächlich auf fruchtbaren Boden stoßen, kommen zu den 76 beauftragten Maschinen also noch weitere hinzu. Klar, dass die gegenwärtig eher homöopathische Fertigungsrate zeitnah gesteigert werden muss – und zwar deutlich.
Die Endmontage in Komsomolsk am Amur soll künftig deutlich schneller erfolgen.
Upgrade für die Endmontage
Das Werk in Komsomolsk am Amur erfährt deshalb seit geraumer Zeit eine großangelegte Modernisierung. Neue Fertigungstechniken und automatisierte Prozesse sollen die Produktion beschleunigen. Im August begannen zudem die Bauarbeiten für eine neue Avionik-Testanlage, ein Tanklager sowie einen neuen Triebwerksprüfstand, die allesamt Mitte 2023 in Betrieb gehen sollen.
Einweihung des "Kühlschranks" zur Oberflächenbeschichtung bei KnAAS Ende August. Die Anlage sei bereits in Betrieb, heißt es.
Ein Kühlschrank für die Tarnkappe
Bereist nutzbar ist indessen ein neu gebautes Kältezentrum, das Ende August im Rahmen einer feierlichen Zeremonie offiziell eingeweiht wurde. Dort sollen die Su-57 künftig ihre "Tarnkappe" in Gestalt radarabsorbierender Beschichtungen erhalten. Der neue "Kühlschrank" gewährt laut Rostec die notwendigen Parameter hinsichtlich Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdurchsatz, um die Arbeit mit den Spezialbeschichtungen das ganze Jahr über ohne Unterbrechung fortführen zu können. Das war bislang offenbar nicht der Fall: Zwar herrscht in Russisch-Fernost in den kalten Monaten zuverlässiges, trockenes Winterwetter mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, dafür bringen Frühjahr und Sommer oft ein eher feuchtwarmes Klima – was für die Oberflächenarbeiten wiederum ungünstig ist.
Bis Ende 2024 will Suchoi 22 neue Su-57 an die russische Luftwaffe übergeben. 2028 sollen dann alle 76 bestellten Jets ausgeliefert sein.
"Riesige Klimaanlage"
Das Kühlzentrum sei "ein eigenständiges Gebäude mit leistungsstarken Pumpen, einem Kühlturm, Kältemitteltanks, einem ausgebauten Rohrleitungssystem" und lasse sich "mit einer riesigen Klimaanlage" vergleichen, heißt es aus Russland. Im Sommer kühle es die Luft in den Anwendungskammern nicht nur auf die erforderliche Temperatur herunter, sondern mache sie auch trockener. Das neue Kältezentrum "ermöglicht es uns, die geplanten Ziele für 2022 und die Folgejahre unverzüglich zu erfüllen", unterstrich KnAAZ-Direktor Alexander Pekarsch. Den Beweis dafür muss das Werk rasch erbringen: Bis Ende 2024 erwartet die Luftwaffe 22 weitere Su-57.
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