Lange war es still um den neuen Fighter, den Russland bauen will – jetzt wecken neue Patentskizzen die Erinnerung an die Su-75 "Checkmate". Die kleine Schwester der Su-57 soll kommendes Jahr abheben. Aber wer will sie haben?
Auf dem Aviasalon MAKS vor den Toren Moskaus war er im Sommer 2021 der Star. Damals bekam der neue Stealth-Jet "The Checkmate" für sein gefeiertes Debüt gar eine eigene Halle zugewiesen. Ob das dort ausgestellte Exemplar ein echter (und halbwegs vollständiger) Testträger war oder doch nur ein lebloses Mock-up, darüber waren sich Presse und Publikum seinerzeit uneins. Klar war nur, dass der neue Jet eine Art Ableger der größeren Su-57 verkörpert – und dass Russland mit "The Checkmate" vor allem den Exportmarkt im Auge hat. Daher rührt auch der englische Name – die Modellbezeichnung Su-75 kam erst später offiziell dazu.
Quo vadis, "Checkmate"?
Der Zeitplan, den Russlands Rüstungskonzern Rostec bei der Premiere für "The Checkmate" nannte, schien bereits nach damaliger Vorstellung (zu) ambitioniert: 2023, so hieß es, wolle man mit den Flugtests beginnen, 2026 könnten bereits die ersten Serienflugzeuge aus der Halle rollen. Die Frage, an wen diese Serienflugzeuge gehen würden, blieb ohne konkrete Antwort. Die russische Luftwaffe zeigte sich von dem Entwurf zunächst nicht sonderlich begeistert, Rostec entwickelt "The Checkmate" auf eigene Kosten. Als Interessent gaben sich im Herbst 2021 die Vereinigten Arabischen Emirate zu erkennen – die allerdings wieder Abstand nahmen, als Russland im vergangenen Jahr den Termin für den Erstflug der Su-75 von 2023 auf 2024 verschob.
Die Veränderungen am Design der Su-75 betreffen vor allem die Tragflächenhinterkanten sowie die - in der Frontansicht nun deutlich gewölbte - Seitenlinie.
Dicke Backen und mehr Fläche
Seither war es merklich still um die kleine Schwester der Su-57 – so still, dass man sich bereits fragen musste, ob Rostec das Projekt "The Checkmate" überhaupt noch weiter verfolgt oder eher einen stillen Tod sterben lässt. Neue Patentzeichnungen, über die mehrere russische Medien berichteten, rücken "The Checkmate" nun jedoch zurück ins Rampenlicht – wenigstens ein bisschen. Die veröffentlichten Skizzen belegen jedenfalls, dass Rostec hinter den Kulissen weiter am Design des Flugzeugs feilt. So planen die Konstrukteure offenbar, die Tragflächenhinterkanten der Su-75 links und rechts um je ein dreieckiges Ansatzstück zu ergänzen und so die Flügelfläche zu vergrößern. Seitlich scheint "The Checkmate" außerdem etwas Speck angesetzt zu haben. In der Frontansicht wirkt die Silhouette fülliger – was darauf hinweisen könnte, dass Rostec das Volumen der internen Waffenschächte erhöht. Auch größere Rumpftanks wären eine mögliche Erklärung.
Neben dem Einsitzer und einer unbemannten Variante zeigen die neuen Skizzen auch erstmals eine Su-75-Ausführung mit Tandem-Cockpit.
Drei Versionen?
Zudem plant Rostec offenbar weiter mit mehreren Versionen der Su-75 – neben dem Einsitzer als Basis namentlich mit einem Doppelsitzer sowie einer unbemannten Ausführung. Ob es von diesen Varianten tatsächlich zeitnah eine vom virtuellen Reißbrett in die Realität schafft, ob gar am Ende alle Ausführungen eines Tages abheben, bleibt vorerst weiter offen. Wirklich Zukunft dürfte "The Checkmate" nur dann haben, wenn sich im Ausland ein finanzstarker Partner finden lässt, der das Projekt mit Russland gemeinsam schultert. Ein solcher Partner könnten zum Beispiel die Emirate sein, doch die zieren sich. Entsprechende Bemühungen von russischer Seite konnte man jüngst überdies in Indien wahrnehmen – allerdings bislang ohne konkreten Erfolg.
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