Flug VA261 brachte die Satelliten Heinrich Hertz und Syracuse 4B ins All. Es war der letzte Start einer Ariane 5. Und ihre Nachfolgerin Ariane 6 lässt auf sich warten.
Die Ariane 5 ECA startete am Mittwoch um 19 Uhr (0 Uhr MESZ) vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana. An Bord waren der Kommunikationssatellit Heinrich Hertz des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie der französische Militärsatellit Syracuse 4B. Beide Nutzlasten wurden erfolgreich in einem geostationären Transferorbit ausgesetzt. Insgesamt dauerte die Mission 33 Minuten und 32 Sekunden.
Der Start war ursprünglich für den 16. Juni vorgesehen. Allerdings hatte er wegen eines technischen Problems mit dem pyrotechnischen System, das für die Trennung der Booster und die Entfernung von der Hauptstufe zuständig ist, auf den 4. Juli verschoben werden müssen. Zu starke Höhenwinde verhinderten jedoch einen Start am Dienstag.
"Diese 117. und letzte Mission von Ariane 5 ist in mehrfacher Hinsicht symbolträchtig. Zum einen hat Ariane 5 zwei Telekommunikationssatelliten, Syracuse 4B und Heinrich Hertz, für Frankreich und Deutschland, die beiden größten Beitragszahler des Ariane-Programms, in die Umlaufbahn gebracht", so Stéphane Israël, CEO von Arianespace. "Diese Mission demonstriert aber auch die Fähigkeit von Ariane 5, Doppelstarts durchzuführen, was stets ein Kernbestandteil ihres Erfolgs war: 197 Satelliten von den insgesamt im All platzierten 239 Satelliten wurden in die geostationäre Umlaufbahn gebracht. In ihrer Laufbahn hat Ariane 5 insgesamt 65 institutionelle und kommerzielle Kunden aus 30 Ländern bedient. Dieser Erfolg von Ariane 5 ebnet Ariane 6 den Weg in eine vielversprechende Zukunft."
Damit endet nach 27 Jahren die Ära Ariane 5. Auch wenn die europäische Schwerlastrakete als äußerst zuverlässig galt, war ihr Beginn holprig. Bei ihrem ersten Flug am 4. Juni 1996 legte die Ariane 5 G einen Fehlstart hin, schuld war ein Softwarefehler. Und auch der zweite Start am 30. Oktober 1997 war nur ein Teilerfolg: Die Nutzlasten wurden wegen einer zu geringen Leistung der Hauptstufe in einer zu niedrigen Umlaufbahn ausgesetzt. Ein weiterer Absturz ereignete sich am 11. Dezember 2002 beim ersten Flug der Variante ECA (Evolution Cryotechnique Type A), die Ursache lag in einem strukturellen Versagen der Düse des Vulcain-2-Hauptstufentriebwerks. Hinzukommen zwei weitere Teilerfolge, bei denen die Nutzlasten in falsche Orbits befördert wurden (Ariane 5 G am 12. Juli 2001 und Ariane 5 ECA am 25. Januar 2018).
Ariane 5 hinterlässt eine große Lücke
Seit dem Sommer 2018 flog nur noch die Ariane 5 ECA. Von den insgesamt fünf Versionen (G, G+, GS, ES, ECA, siehe Bilderstrecke), die im Lauf der Zeit entwickelt wurden, hatte sie die höchste Nutzlastkapazität und hat auch die meisten Missionen absolviert. Ihre zwei EAP-Booster und das Hauptstufentriebwerk Vulcain 2 leisten beim Start zusammen rund 13 MN Schub. Die Ariane 5 ECA ist gute 50 Meter hoch und besteht aus einer kryogenen EPC-Hauptstufe, die mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff betrieben wird, zwei Feststoffboostern und der kryogenen ESC-A-Oberstufe mit dem HM7B-Triebwerk. Sie hat eine Nutzlastkapazität von mehr als zehn Tonnen in einen geostationären Transferorbit und mehr als 20 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn.
Einer der wichtigsten Starts der Ariane 5 ist wohl jener des James-Webb-Teleskops am 25. Dezember 2021. Aufgrund der hohen Präzision beim Einschuss in den Orbit konnte die Lebensdauer des zehn Milliarden US-Dollar teuren Weltraumteleskops um den Faktor 2,7 verlängert werden. Die letzte interplanetare Mission mit der europäischen Jupiter-Sonde JUICE absolvierte die Ariane 5 im April 2023.
Nach dem Start der letzten Ariane 5 verfügt Europa derzeit über keine eigenen Möglichkeiten, große und schwere Nutzlasten selbst ins All zu bringen. Die als Backup gedachte Sojus ist seit der Invasion Russlands in die Ukraine keine Option mehr und die Ariane 6 hat mehrere Jahre Verspätung. Ob der Erstflug noch in diesem Jahr klappt, ist ungewiss. Aktuell bereiten der Raketenhersteller ArianeGroup, die französische Raumfahrtagentur CNES, die europäische Weltraumorganisation ESA und das DLR wichtige Tests mit einer Ariane-6-Oberstufe im baden-württembergischen Lampoldshausen sowie mit einer integrierten Haupt- und Oberstufe in Kourou vor. Erst nach Abschluss dieser Tests will die ESA einen Termin für den Erstflug kommunizieren. Vorerst muss Europa also auf Falcon 9 von SpaceX oder indische LVM3 ausweichen.
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