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Vorletzte Ariane 5 bringt JUICE ins All

    Jupiter-Sonde der ESA
    Vorletzte Ariane 5 bringt JUICE ins All

    Auf die Trägerrakete wartet ein letzter Start im Juni. Dann wird Europa vorerst keine eigene Möglichkeit haben, große Nutzlasten ins All zu bringen.

    Vorletzte Ariane 5 bringt JUICE ins All
    Foto: Screenshot Arianespace

    Zum letzten Mal war am Freitag eine Ariane 5 in wissenschaftlicher Mission unterwegs: Um 9.14 Uhr Ortszeit (14.14 Uhr MESZ) hob die Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana ab, im Gepäck die ESA-Sonde JUICE (JUpiter ICy Moons Explorer). Rund 28 Minuten nach dem Start entließ die Oberstufe die Sonde mit einer Geschwindigkeit von 10,2 km/s ins All. Genug, damit sie der Erdumlaufbahn entkommen und ihre acht Jahre lange Reise mit vier planetaren Flybys antreten kann.

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    Die Jupiter-Sonde erforderte vor und während des Starts einiges an Sonderbehandlungen: "JUICE ist ein optischer Satellit. Er will in einer besonders sauberen Umgebung vorbereitet und geflogen werden", so Rüdeger Albat, Leiter Ariane 5 und Future Preparation bei der ESA.

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    Ulrike Ebner
    Unter der Nutzlastverkleidung der Ariane 5 steckt die Jupiter-Sonde JUICE. Hier im Endmontagegebäude wird sie über zwei Aluminiumleitungen mit trockener und kühler Luft versorgt.

    Anspruchsvolle Jupiter-Sonde

    Diese Reinstbedingungen mussten zum Beispiel nicht nur bei der Integration mit der Rakete, sondern auch auf dem drei Kilometer langen Weg vom Endmontagegebäude (Bâtiment d'Assemblage Final, BAF) und auf der Startrampe ELA-3 aufrechterhalten werden. Das tropische Klima in Französisch-Guayana mit derzeit rund 28 Grad Celsius im Schatten und mehr als 80 Prozent Luftfeuchtigkeit hätte die Sonde nicht vertragen. Sie wurde unter der Nutzlastverkleidung mit trockener Luft versorgt, die ein Kompressor bereitstellt, zudem wurde eine Temperatur von rund 17 Grad Celsius gehalten.

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    Eine weitere Besonderheit bei JUICE: Es gab kein Startfenster. Der Start war nur eine Sekunde lang möglich, was sich aus den Anforderungen der heliozentrischen Umlaufbahn und der Planetenkonstellation ergibt. Daraus folgte auch die für die Ariane 5 eher unübliche Startzeit am Vormittag (9.14 Uhr Ortszeit). Das wiederum erforderte, dass die sogenannte Chronologie, ein fester Ablaufplan vor dem Start, bereits am Vortag um 19.14 Uhr Ortszeit begann. Wegen der Gefahr von Blitzschlag musste der für den 13. April geplante erste Startversuch kurzfristig verschoben werden.

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    Ansonsten sei man aber so nah wie möglich bei den etablierten industriellen Prozessen geblieben, so Albat. Dennoch: "Ich mache das seit 40 Jahren. Routine ist das nicht, ich bin jedes Mal aufgeregt", sagt der gebürtige Bayer kurz vor dem Rollout der Rakete am Dienstag. Wehmütig sei er nicht beim Gedanken daran, dass die Zeit der Ariane 5 bald vorbei ist. Mit der Ariane 6 gebe es ja eine Nachfolgerin, wenn auch verspätet. "Es ist eher wie der Wechsel von einem Flugzeugtyp auf einen anderen", findet Albat.

    Letzte ESA-Mission für die Ariane 5

    Wehmut verspürt hingegen der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher. "Die Ariane 5 ist einfach gut und auch bekannt für ihre Zuverlässigkeit und Präzision beim Einschuss von Satelliten in den Orbit. Leider ist das die letzte ESA-Mission. Es gibt noch einen Start im Juni mit einem deutschen und einem französischen Satelliten [Heinrich Hertz vom DLR und Syracuse-4B vom französischen Militär; d. Red.]. Wir sind etwas melancholisch, weil die Ariane 5 uns so gut begleitet und so tolle Arbeit geleistet hat."

    So endet im Sommer die Ära der Ariane 5 nach 117 Flügen in 27 Jahren. Sie begann allerdings alles andere als erfolgreich, nämlich mit einem Absturz aufgrund eines Softwarefehlers beim Erstflug am 4. Juni 1996. Auch die zweite Mission war kein voller Erfolg, die Rakete setzte ihre Nutzlasten in einem zu niedrigen Orbit aus. Es gab einen weiteren Absturz (11. Dezember 2002) und zwei weitere Teilerfolge (falsche Orbits: 12. Juli 2001, 25. Januar 2018).

    Jedoch bewährte sich die Ariane 5 bei anspruchsvollen Missionen. Beispielsweise schoss sie im Dezember 2021 das James-Webb-Teleskop der NASA so präzise in den Orbit ein, dass dadurch die Lebensdauer des zehn Milliarden US-Dollar teuren Weltraumobservatoriums nach Angaben von Aschbacher um den Faktor 2,7 verlängert werden konnte.

    Ariane-6-Erstflug lässt auf sich warten

    Der Abschiedsschmerz fiele sicher milder aus, wenn die Ariane 6 schon im Einsatz oder ihr Erstflug wenigstens in greifbarer Nähe wäre. Doch technische Probleme mit der Rakete, der neuen Startrampe ELA-4, der Software und die Pandemie haben das ganze Programm um mehr als drei Jahre verzögert.

    "Wir haben einige technische Meilensteine abzuarbeiten. Erst danach können wir sagen, was ein glaubwürdiges Datum für den Erstflug ist. Deshalb würde ich derzeit nichts sagen wollen. Nicht, weil ich es nicht will, sondern weil ich es nicht kann. Wir müssen auf die technischen Meilensteine warten, die Mitte des Jahres kommen werden", so Aschbacher gegenüber der FLUG REVUE. Ursprünglich war der Erstflug für Juli 2020 geplant. Nach mehrmaligen Verschiebungen hatte Aschbacher im vergangenen Herbst angekündigt, dass man den Jungfernflug der Ariane 6 für Ende 2023 anpeile. Doch auch das scheint zunehmend unrealistisch.

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    Aschbacher spricht nicht umsonst davon, dass Europa in Sachen Trägerraketen in einer Krise steckt. Die Ariane 5 läuft aus, die Ariane 6 ist nicht fertig, die als Backup gedachte Sojus fällt wegen der Russland-Sanktionen weg und die neue leichte Vega-C muss nach einem Absturz beim zweiten Flug bis mindestens Ende des Jahres am Boden bleiben.

    In Sachen Starts wird es ein ruhiges Jahr in Kourou. Der jüngste Ariane-5-Flug war für den europäischen Startdienstleister Arianespace der erste 2023, es folgt wie gesagt ein zweiter im Juni. Im Sommer soll auch eine Vega der alten Konfiguration abheben, Ende des Jahres ist die Rückkehr der Vega-C geplant. Und vielleicht, wenn alles optimal läuft, fliegt ja doch die Ariane 6 noch 2023.

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    Erscheinungsdatum 05.05.2023