Ariane-6-Oberstufe durchläuft Erstflug am Boden

Heißlauftest in Lampoldshausen
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Ariane-6-Oberstufe durchläuft Erstflug am Boden

© ESADLRArianeGroup 13 Bilder

Der dritte Hot-Firing-Test mit der Oberstufe der neuen Trägerrakete am ESA-Prüfstand P5.2 in Lampoldshausen dauerte rund 22 Stunden. Ein Heißlauftest des Hauptstufentriebwerks der Ariane 6 in Kourou wurde unterdessen wegen technischer Probleme verschoben.

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Der Heißlauftest der neuen Ariane-6-Oberstufe fand am Freitag, 1. September, auf dem Testgelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen bei Heilbronn statt. Die Testanforderungen entsprachen nach Angaben von DLR und ArianeGroup dem Flugszenario beim Erststart. Es war der bislang dritte Oberstufentest nach jenen am 5. Oktober 2022 und am 20. Januar 2023.

Die kryogene Oberstufe der Ariane 6 (Upper Liquid Propulsion Module, ULPM) wurde neu von ArianeGroup entwickelt. Sie wird mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauserstoff betrieben. Die größten Unterschiede zur ESC-A-Oberstufe der Ariane 5 ECA sind das bis zu viermal wiederzündbare Vinci-Triebwerk sowie eine APU (Auxiliary Power Unit). Die APU ermöglicht die Bedrückung der Tanks ohne laufendes Triebwerk, ist für die Vorbereitung der Wiederzündung des Vinci zuständig und kann bei Bedarf auch zusätzlichen Schub liefern. Beide Komponenten sollen der Ariane 6 eine größere Flexibilität verleihen. So kann die Ariane 6 künftig Nutzlasten in Orbits befördern, die mit der Ariane 5 nicht möglich waren. Zudem ist die Oberstufe so konzipiert, dass sie am Ende ihrer Mission komplett in der Erdatmosphäre verglüht. So soll zusätzlicher Weltraumschrott vermieden werden.

Weitere Tests in Lampoldshausen und Kourou geplant

Bei dem Heißlauftest am 1. September wurden sowohl das Vinci-Triebwerk als auch die APU je zweimal gezündet. Das Vinci war nach Angaben der ArianeGroup mehr als elf Minuten (680 Sekunden) in Betrieb, die APU insgesamt fast 30 Minuten. Geprüft worden seien auch das Druck-Management und die Temperatur der Treibstoffe in den Tanks während der orbitalen Phase ohne Antrieb. "Bei den bisherigen Arbeiten und Tests haben wir wichtige Informationen und Daten über die Stufe erhalten. Beim aktuellen Test haben wir einen weiteren wichtigen Schritt geschafft: Es ist uns gelungen, auf dem Prüfstand ein Szenario nachzustellen, das den Anforderungen des Erstflugs der Ariane 6 entspricht", so Prof. Stefan Schlechtriem, Direktor des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe. "Das Ergebnis ist eine umfassende Datenbasis, die nun von ArianeGroup detailliert analysiert und ausgewertet wird."

Vor dem Erstflug der Ariane 6, den die ESA auf 2024 verschoben hat, sind noch weitere Tests nötig. Um die Oberstufe endgültig zu qualifizieren, ist für den Herbst noch ein weiterer Heißlauftest in Lampoldshausen geplant. Dabei sollen verschiedene Missionsarten und Fehlerfälle durchgespielt werden.

Parallel zu den Oberstufentests in Deutschland finden am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, die sogenannten kombinierten Tests mit einer (fast) kompletten Ariane 6 auf der neuen Startrampe ELA-4 statt. Höhepunkte dieser kombinierten Tests sind zwei Zündungen des Vulcain-2.1-Hauptstufentriebwerks, mit einer kurzen Brenndauer von vier Sekunden und einer langen Brenndauer von 470 Sekunden. Der kurze Heißlauftest sollte eigentlich am 18. Juli stattfinden, musste jedoch wegen technischer Problemen und aufgrund der fortgeschrittenen Testdauer abgebrochen werden. Auch der Versuch am 29. August wurde wegen eines Problems des Kontrollstands für die Betankung und den automatischen Countdown verschoben. Der nächste Test ist für den 5. September geplant. Der lange Heißlauftest ist aktuell für den 3. Oktober geplant.

Nachdem der lange Heißlauftest abgeschlossen ist, also voraussichtlich im Oktober, will der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher einen neuen Zeitraum für den Erstflug der Ariane 6 bekannt geben.

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