Mrija 2.0? Antonow nennt erste Eckdaten zum Neubau der An-225

Hoffnung für die „Mrija“?
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Antonow nennt erste Eckdaten zum Neubau der An-225

© Ukrainische Nationalpolizei 31 Bilder

Kann die im Ukraine-Krieg zerstörte An-225 "Mrija" wirklich auferstehen? Antonow zeigt sich optimistisch – und umreißt erste grobe Pläne, an deren Ende eine moderne, bessere Version des Riesenfrachters stehen soll. Dabei setzt man auch auf internationale Hilfe.

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Sie war das fliegende Nationalsymbol der Ukraine – und liegt nun, genau wie weite Teile des Landes selbst, in Trümmern. Die Antonow An-225 fiel Ende Februar den Kämpfen um ihren Heimatflughafen Kiew-Hostomel zum Opfer. Von dem gigantischen Einzelstück ist seither nicht mehr sehr viel übrig, bis auf drei ihrer sechs Triebwerke scheint nach erster Begutachtung des Wracks kaum etwas wirklich intakt geblieben zu sein. Der vordere Rumpf ist bis zu den Tragflächen komplett zerstört, die Flügel hängen schlaff herunter, das Heck ist durchsiebt von Einschusslöchern. Nach allem, was man bisher aus Hostomel zu sehen bekam, glauben wohl nur noch Fantasten daran, dass dieses einzigartige Flugzeug jemals wieder abheben wird.

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"Zentrale Aufgabe" für Antonow

Dennoch beharren Antonow und der ukrainische Staatskonzern Ukroboronprom auf der Hoffnung, die "Mirja" eines Tages wiederzubeleben. Nach dem Abzug der russischen Truppen aus Hostomel haben Experten vor Ort mit der Bestandsaufnahme der Schäden begonnen. Infolgedessen ließ der Flugzeugbauer über seinen Pressedienst wissen, dass die internationale Anteilnahme am Schicksal des Flugzeugs enorm sei. Man erhalte aktuell "zahlreiche Anfragen bezüglich der Entwicklung des Programms zum Wiederaufbau der An-225", heißt es aus Kiew. "Die Zerstörung dieses legendären und einzigartigen Flugzeugs" sei ein schwerer Schlag nicht nur für die Firma Antonow, sondern auch für die Weltgemeinschaft gewesen. "Deshalb ist die Wiederherstellung der Mrija eine zentrale Aufgabe für uns", gibt sich der Flugzeugbauer kämpferisch.

Experten des Staatskonzerns Ukroboronprom machten sich Mitte April in Hostomel ein erstes Bild von den Schäden an der An-225. (Foto: Antonow)

Projekt Mrija 2.0

Zum ersten Mal erklärte Antonow in der Stellungnahme auch etwas konkreter, wie sich die Wiedergeburt der An-225 gestalten könnte. So seien "in der Tat einige Grundelemente für die Flugzeugzelle vorhanden". Inwieweit sich Komponenten des "Mrija"-Wracks wiederverwenden ließen, müsse jedoch zunächst von einer Sonderkommission festgelegt werden. Diese solle unter der Schirmherrschaft von Ukroboronprom arbeiten und gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass die "neue Mrija" alle aktuellen und zukünftigen Lufttüchtigkeitsstandards erfülle. "Außerdem muss das Flugzeug entsprechend der Liste der Aufgaben, die es erfüllen soll, ausgestattet werden", so Antonow weiter. Hierfür seien "umfangreiche Konstruktions- und Entwicklungsarbeiten" notwendig, die auch die Auswahl und den Zukauf geeigneter Komponenten, ein Testprogramm und andere Aspekte umfassen sollen. Ob auch die zweite, nie fertiggestellte An-225 für den Neuaufbau eine Rolle spielen soll, erklärte Antonow nicht ausdrücklich. Die unvollendete Zelle der zweiten "Mrija" lagert seit Mitte der 90er-Jahre im Werk Swjatoschyn und soll zu rund zwei Dritteln komplett sein.

© PZ
Vorwürfe von An-225-Pilot War die Zerstörung der „Mrija“ vermeidbar?

Partner aus dem Ausland

Grundsätzlich räumt Antonow ein, dass das Programm erst noch "sorgfältig ausgearbeitet werden" müsse. Daher sei es noch zu früh, über konkrete Zeit- und Kostenpläne zu sprechen. Allerdings machten die Ukrainer bereits klar, dass es ohne massive Hilfe von internationalen Partnern nicht gehen wird. Das Projekt sei "im Rahmen einer umfassenden internationalen Zusammenarbeit und unter Beteiligung führender Unternehmen der weltweiten Luftfahrtindustrie" geplant. Quellen zur Finanzierung würden vom Staat festgelegt. Gelder, die über den bereits vor geraumer Zeit eingerichteter Spendenfonds aus aller Welt eingingen, sollen ebenfalls ausschließlich für den Wiederaufbau der "Mrija" verwendet werden. Man werde "über jede ausgegebene Griwna und jeden ausgegebenen Dollar transparent Bericht erstatten", unterstreicht der Flugzeugbauer.

Fazit

Der zerstörte Traum als sprichwörtlicher Phönix aus der Asche – wer würde sich ein solches Szenario im Hinblick auf die An-225 "Mrija" nicht von Herzen wünschen? Allerdings hat die Ukraine, selbst bei einem baldigen Kriegsende, auf absehbare Zeit mit ganz anderen Problemen und Herausforderungen zu kämpfen. Ob da noch Mittel und Zeit für den Wiederaufbau eines Flugzeugs verfügbar sein werden, scheint zumindest fraglich – auch wenn der Erfolg eines solchen Projekts natürlich Balsam auf die geschundene Volksseele der Ukrainer wäre. Wenn im Land endlich wieder Frieden einkehrt und der Weltmarkt tatsächlich einen neuen Riesenfrachter à la "Mrija 2.0" benötigt, werden Investoren und Partner aus dem Ausland garantiert nicht abseitsstehen.

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