Reaktivierte Tu-214: Russlands Comeback-Jets kommen später

Reaktivierte Tupolews
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Russlands Comeback-Airliner kommen später

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Der Kreml machte letztes Jahr 15 Milliarden Rubel locker, um elf seit Jahren stillgelegte Flugzeuge flottzumachen. Zwei gebrauchte Tupolews, eine Tu-204 und eine Tu-214, hätten im April wieder fliegen sollen. Jetzt wird es Juli – die Kabinen sind nicht fertig.

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Die Ziele sind ehrgeizig, die Wege dorthin steinig – und sie zu gehen dauert länger als erhofft: Russland will angesichts der aktuellen Lage seine heimische Zivilluftfahrt sukzessive auf heimische Flugzeuge umstellen. Das Gros der Bemühungen konzentriert sich auf den Bau neuer Muster wie Irkut MS-21 und Suichoi Superjet. Doch auch eine Reihe eingemotteter Gebraucht-Jets soll wieder flügge werden. Konkret handelt es sich dabei um acht Tu-204 und Tu-214, zwei Frachter Iljuschin Il-96-400T sowie eine Antonow An-124, die der russischen Leasinggesellschaft Ilyushin Finance gehören.

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Seit zehn Jahren am Boden Die letzte ausgelieferte An-124 soll bald wieder fliegen

Nadelöhr Kabinenrenovierung

Beschlossen wurde dieser Plan im Juni 2022. Seither laufen im Hintergrund Bemühungen, die Jets zurück in die Luft zu bekommen. Doch dass es im Eiltempo vorangeht, lässt sich eher nicht sagen, denn im Dienst steht bisher keine der Maschinen. Zwei der acht Tupolews, eine Tu-204 und eine Tu-214, hätten laut Plan eigentlich bis Ende April an die Moskauer Fluggesellschaft Red Wings geliefert werden sollen. Daraus ist nichts geworden, wie die Wirtschaftszeitung Kommersant berichtet. Der Grund dafür klingt banal, zeigt aber die Fallstricke auf, die Russlands Bemühungen entgegenstehen. Die Verzögerung kam laut Kommersant durch "die langwierige Auswahl eines Auftragnehmers für die Renovierung der Passagierkabine" zustande.

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Red Wings hat im November 2022 mit der RA-64014 wieder eine erste Tu-204-100 erhalten, die früher für Aeroflot unterwegs war. Sie stammt aber aus anderer Quelle und gehört nicht Ilyushin Finance. Auch eine Tu-204-300 fliegt bereits für Red Wings.

Es holpert

Dass die festgelegten Fristen nicht zu halten seien, habe sich bereits im Januar 2023 abgezeichnet, zitiert die Zeitung einen Insider. Jedoch sei im April immer noch kein Dienstleister ausgewählt gewesen – und da die Renovierungsarbeiten bei den zwölf und 15 Jahre alten Tupolews zwei bis vier Monate in Anspruch nähmen, verschiebe sich der Termin für die Übergabe notgedrungen weiter. "Zudem ist der Pachtvertrag für beide Airliner, der bereits im Dezember 2022 hätte unterzeichnet werden sollen, noch nicht abgeschlossen", ergänzt Kommersant.

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Flüge Ende Juli?

Eigentümer Ilyushin Finance bestreitet auf Nachfrage von Kommersant die genannten Probleme. Die Kabinenarbeiten seien im Gange, die Abnahme sei für Ende Juni geplant. Auch die Vorbereitungen für die Wiedererlangung der Lufttüchtigkeit beider Tupolews befänden sich im Zeitplan. "Die Arbeit geht aktiv weiter, im Rahmen der Möglichkeiten, und alle Meinungsverschiedenheiten wurden beigelegt", zitiert Kommersant einen Ilyushin Finance-Sprecher. Der neue Rahmenplan sieht demnach vor, die fertigen Flugzeuge im Juli an Red Wings zu übergeben – und damit gerade rechtzeitig, um sie ab dem Spätsommer für Flüge in die Türkei einzusetzen.

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