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Iljuschin Il-96 für Russlands einst größte Fracht-Airline

Auferstehung in Russland
AirBridgeCargo fliegt bald mit Il-96-Frachtern

Die Iljuschin Il-96-400T war stets eine Exotin, nur vier wurden gebaut. Seit Jahren gilt die Frachtversion der Il-96 als ausgestorben. Doch unverhofft kommt oft, denn jetzt kehren zwei Il-96-400T zurück – als Jumbo-Ersatz für AirBridgeCargo. Die erste ist schon lackiert.

AirBridgeCargo fliegt bald mit Il-96-Frachtern
Foto: via Telegram

Seitenleitwerk und Triebwerke fehlen noch – aber Hauptsache, der neue Lack ist dran. Auf russischen Telegram-Kanälen kursieren seit gestern die ersten Aufnahmen einer Iljuschin Il-96-400T, frisch gestrichen in den Farben der Volga-Dnepr-Tochter AirBridgeCargo. AirBridgeCargo galt einst als Russlands größte Frachtfluglinie, besaß 17 Boeing 747 und eine 777. Den Großteil der Maschinen besitzt sie auch heute noch – doch fliegen kann sie damit nicht mehr, die Jets stehen sanktionsbedingt geparkt auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo. Das bedingte ein Umdenken, dessen Ergebnis sich jetzt abzeichnet: AirBridgeCargo lässt russisches Schwermetall auf Vordermann bringen.

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Seit Jahren eingemottet

Bei dem Flugzeug, das auf den Telegram-Fotos zu sehen ist, handelt es sich um die Il-96-400T mit dem Kennzeichen RA-96103. Sie hob im Herbst 2009 in Woronesch zu ihrem Erstflug ab – dort, wo wohl auch die jetzigen Aufnahmen entstanden sind. Ihre Karriere als Frachtflugzeug währte recht kurz: als eine von drei Il-96-400T kam sie kurz vor Jahresfrist 2009 zu Polet Airlines. Polet, 1988 gegründet, war der wichtigste Betreiber der Il-96-Frachtversion, die gegenüber dem Ausgangsmodell Il-96-300 einen um rund neun Meter verlängerten Rumpf besitzt. Doch der Cargo-Carrier musste Ende 2014 den Betrieb einstellen. Die RA-96103 ging daraufhin an das WASO-Flugzeugwerk in Woronesch zurück – und wurde 2016 dort eingelagert.

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Eduard Heisterkamp (GFDL 1.2)
Die RA-96103 im Jahr 2011 in den Farben ihres verblichenen ersten Arbeitgebers Polet Airlines. Bis sie wieder abhebt, dürfte es noch etwas dauern.

Neuland für AirBridgeCargo

Nun also wird das im ersten Leben kaum genutzte Flugzeug aus dem jahrelangen Tiefschlaf wieder wachgeküsst. AirBridgeCargo betritt damit Neuland, denn in der Historie der Airline schaffte es bislang nie ein nicht-westliches Flugzeugmuster in die Flotte. Die Il-96-400(T) schon gar nicht, denn von der wurden nur vier gebaut. Doch besondere Zeiten fordern besondere Maßnahmen – und laut einem Bericht des russischen Wirtschaftsportals RBK hat die Volga-Dnepr-Gruppe für ihr Tochterunternehmen bereits Stellen für Il-96-Spezialisten ausgeschrieben, die in Moskau und Uljanowsk arbeiten sollen. Uljanowsk ist der Hauptsitz von Volga-Dnepr, die Tochter residiert in Moskau. Neben der RA-96103 soll AirBrideCargo nach RBK-Informationen noch eine zweite Il-96-400T erhalten: die RA-96101. Auch die ist in Woronesch eingemottet – flog allerdings schon seit 2013 nicht mehr.

Mehdi Nazarinia (GFDL 1.2)
Von der Il-96-400(T) wurden nur vier Exemplare fertiggestellt. Drei flogen für Polet Airlines. Davon ging eine später an die russische Regierung und wurde zum VIP-Jet umgebaut. Die vierte Il-96-400 gehört dem Geheimdienst FSB.

Auch An-124 wird wachgeküsst

Die beiden Il-96, die jetzt reaktiviert werden, sind Teil des Plans der russischen Regierung, insgesamt elf stillgelegten einheimischen Flugzeugen wieder neues Leben einzuhauchen. Der entsprechende Beschluss trat Ende Juni 2022 in Kraft und umfasst neben den besagten Iljuschins auch acht Tu-204/214 sowie eine An-124. Bei letzterer handelt es sich um die RA-82080, die einst ebenfalls für Polet flog, seit 2012 in Uljanowsk steht und künftig für Volga-Dnepr abheben soll. Alle elf Maschinen gehören der russischen Leasinggesellschaft Ilyushin Finance (IFC).

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Erscheinungsdatum 05.05.2023