Die neue Il-76 darf offiziell im Dreck spielen
Russlands Luftwaffe tauscht ihre alten Il-76 peu à peu gegen die neue Generation des Iljuschin-Frachters aus. 2024 soll die Produktionsrate weiter ansteigen. Derweil zeigt die Il-76MD-90A im Einsatz und in Flugtests, was sie kann. Auch abseits präparierter Pisten.
Stärker, sparsamer, moderner – und trotzdem eine echte Il-76: Die Iljuschin Il-76MD-90A ist das neue Arbeitsgerät für die strategischen Transportflieger der russischen Luftwaffe. Auf den ersten Blick kaum unterscheidbar von ihrer mehr als 50 Jahre alten Ahnin, ist die Il-76MD-90A doch ein zumindest teilweise neu konstruiertes Flugzeug. Mit bis zu 60 Tonnen Nutzlast schleppt sie außerdem mehr Fracht durch die Luft als die alte Il-76, die "nur" 48 Tonnen schafft.
"Offroad-Tests" für Flugzeuge
Wie ihre Vorgängerin landet auch die Il-76MD-90A bei Bedarf (fast) überall, wo sie gebraucht wird – auch dort, wo befestigte Runways ein Fremdwort sind. Den Beweis, dass die neue Iljuschin dabei der alten in nichts nachsteht, erbrachte der Rüstungskonzern Rostec bereits im Spätherbst des vergangenen Jahres, als er einen Prototyp der Il-76MD-90A erstmals auf einer Dreckpiste landen und anschließend wieder starten ließ.
Derlei Tests dienen dazu, den Fähigkeitsumfang im echten Einsatz entsprechend zu erweitern und in der Musterzulassung des Flugzeugs zu vermerken. Brasiliens Flugzeugbauer Embraer legte zur Zertifizierung seines Taktischen Militärtransporters C-390 seinerzeit eigens eine Dreck-Runway am Firmenstandort Gavião Peixoto an. Boeing erprobte die Dreck-Fähigkeiten seiner C-17 Globemaster III erstmals 2006 auf der US Army-Basis Fort Hunter Liggett in Kalifornien.
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Gerüstet für den Sandkasten
Wo die Dreckpremiere der Iljuschin stattfand, verriet Rostec nicht – hielt aber fest, die Il-76MD-90A sei für den Betrieb auf unpräparierten Pisten geradezu prädestiniert. So besitze die Neuauflage dank ihrer leistungsstärkeren PS-90A-76-Triebwerke von Haus aus "verbesserte Start-, Lande- und Reiseeigenschaften". Das überarbeitete und verstärkte Fahrwerk trage ebenfalls seinen Teil dazu bei, dass die Il-76MD-90A "auf ausgerüsteten und nicht-ausgerüsteten Flugplätzen, auf Beton- und unbefestigten Landebahnen und unter verschiedenen klimatischen Bedingungen" einsetzbar sei.
Die Il-76MD-90A besitzt gegenüber der Vorgängerversion neue Triebwerke, neue Avionik, einen neuen Flügel und ein verstärktes Fahrwerk.
Mehr neue Il-76 pro Jahr
Den Bedarf an neuen Il-76MD-90A schätzt man in Russland für die kommenden Jahre auf bis zu 200 Exemplare. Fest bestellt hat die Luftwaffe zwar erst 39, doch auch diese Order ist noch längst nicht abgearbeitet. Bei Aviastar-SP in Uljanowsk, wo der Transporter ebenso gebaut wird wie das Tanker-Derivat Il-78M-90A, schafft man derzeit nur einen maximalen Ausstoß von sechs neuen Flugzeugen pro Jahr. Einschließlich des Prototyps hat Aviastar bisher 23 Il-76MD-90A gebaut. Die bislang letzte Maschine wurde am 21. Dezember 2023 an die Luftstreitkräfte übergeben.
Die Il-76MD-90A wird bei Aviastar-SP in Uljanowsk gebaut. Der Bedarf liegt bei bis zu 200 Exemplaren.
Parallel zum Serienbau investiert Aviastar-SP weiter in die Modernisierung der Endmontagelinie. Erklärtes Ziel ist eine Fertigungsrate von bis zu 18 neuen Iljuschins pro Jahr. Für 2024 peilen die Russen immerhin zwölf Il-76MD-90A an.
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