Russifizierter Superjet muss mit alten Triebwerken abheben

Russifizierter Superjet
:
Superjet-NEW muss mit alten Triebwerken abheben

© Patrick Zwerger 25 Bilder

In Russland bereitet sich der erste "russifizierte" Suchoi Superjet-NEW auf seinen Erstflug vor. Der soll im Mai über die Bühne gehen – allerdings mit einem Makel. Denn dem russischen Superjet fehlen noch die russischen Triebwerke.

Kompletten Artikel anzeigen

Mit dem Suchoi Superjet-NEW will Russlands Flugzeugbau-Holding UAC ihr Regionalflugzeug unabhängig von westlichen Zulieferern machen. Das Projekt läuft seit 2019 – und trägt allmählich Früchte: Im Mai soll der erste Superjet-NEW zum Jungfernflug abheben. Das zumindest sagte Alexander Voit, Generaldirektor des Unternehmens UKBP JSC (Ulyanovsk Instrument Design Bureau), gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

UKBP zeichnet verantwortlich für die russische Avionik des Superjet-NEW – und Generaldirektor Voit ist augenscheinlich stolz auf seine Firma: "Alles, was die Piloten im Cockpit sehen, wird im UKBP hergestellt; alles, was dem Piloten Informationen liefert, wird bei uns gebaut." Der anstehende Erstflug sei "das bedeutendste Ereignis, auf das wir uns alle in diesem Jahr freuen", so Voit.

Jede Menge ausländische Teile: UAC muss beim Superjet-NEW eine Vielzahl unterschiedlicher Komponenten durch russische Pendants ersetzen.

Importsubstitution

Neben der komplett in Russland hergestellten Avionik soll der erste Superjet-NEW, Seriennummer 97001, auch mit zahlreichen weiteren einheimischen Komponenten abheben. Dazu gehört zum Beispiel die Hilfsgasturbine (APU) TA18-100S, ebenso wie neue Kabelstränge, Stromversorgung und Bordsysteme. Ein russisches Fahrwerk mit russischen Reifen ersetzt die "alten" Pendants von Safran und Michelin, auch Flugsteuerung, Klimaanlage, Bremsen, Wasserversorgung und Abfallentsorgungssysteme sowie das Sauerstoffsystem, diverse Sensoren, Passagiersitze, Wärme- und Schalldämmung werden ersetzt.

© Rostec

Ende 2022 hob das neue Superjet-Triebwerk Awiadwigatel PD-8 an einer Il-76 zum Erstflug ab. Erst im September soll es auch am Superjet-NEW fliegen.

Triebwerk noch nicht fertig

Welche dieser Komponenten im Einzelnen bereits in das erste Testflugzeug Einzug halten, ist unklar. Klar ist aber, dass der erste Superjet-NEW den Jungfernflug zumindest ohne seine neuen russischen Triebwerke bestreiten muss. Denn das Awiadwigatel PD-8, das die SaM 146-Turbofans des russisch-französischen Joint Ventures Powerjet ersetzen soll, ist noch nicht einsatzfähig. Zwar wird das PD-8 seit 2022 fleißig getestet und war auch schon in der Luft – allerdings montiert an einer Il-76. Den Erstflug eines mit PD-8 bestückten Superjet-NEW (Seriennummer 97003) erwartet man in Russland nun erst im September 2023, wie der stellvertretende Industrie- und Handelsminister Oleg Bocharow jüngst skizzierte. Geplant war das eigentlich nicht, denn noch Ende 2022 hieß es, der Superjet-NEW werde "im ersten Quartal" 2023 abheben – und zwar direkt mit PD-8-Motoren.

© Red Wings

Vorerst muss auch der Superjet-NEW mit SaM-146-Triebwerken abheben. Im September soll diese Scharte jedoch ausgewetzt sein.

Wie geht es weiter?

Die Verspätung, die sich jetzt – aus welchen Gründen auch immer – ergeben hat, soll dem weiteren Zeitplan allerdings nicht entgegenstehen. Noch vor Jahresende soll der Superjet-NEW (mit russischen Triebwerken) seine Musterzulassung erhalten – und damit zur Auslieferung an Airlines bereitstehen. Ob der Termin tatsächlich zu halten ist, darf allerdings bezweifelt werden. Womöglich wird es eher 2024.

Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.

Meist gelesen 1 Top 10 Kampfjets mit der größten Zuladung Diese Kampfflugzeuge können die meisten Waffen tragen 2 37 Stunden nonstop in der Luft B-2 Stealth-Bomber greifen Iran mit GBU-57 an 3 Leonardo AW249 Fenice Auge in Auge mit Italiens Kampfhubschrauber-Biest 4 Franzosen machen Stunk Scheitert das FCAS-Projekt am Starrsinn von Dassault? 5 Neues Frühwarnflugzeug aus Schweden Frankreich kauft GlobalEye als E-3-Ersatz