Russland arbeitet weiter an Teilen für die CRAIC CR929

Sino-russischer Großraumjet
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Russland arbeitet weiter an Teilen für die CR929

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Auch wenn das Schicksal des projektierten Langstreckenjets CRAIC CR929 in der Schwebe hängt, gehen die Arbeiten an dem von China und Russland entwickelten Widebody weiter. Der erste Flügelkasten, hergestellt aus CFK, wird jetzt in Uljanowsk montiert.

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Kommt sie nun oder kommt sie nicht? Und wenn ja, wann wird sie fertig sein? Die Zukunft für die CRAIC CR929 scheint mehr als ungewiss. Schon bevor die Sanktionen des Westens gegen Russland Ende Februar 2022 volle Fahrt aufnahmen, war das chinesisch-russische Projekt eines gemeinsam entwickelten Langstreckenjets mit Turbulenzen und Verzögerungen konfrontiert. Mit der neuen Realität, die seit Russlands Invasion in der Ukraine herrscht, steht die CR929 erst recht auf der Kippe – zumindest in der ursprünglich vorgesehenen Form. Denn in den vergangenen Monaten dachte die russische Seite mehr als einmal laut darüber nach, das Projekt zu verlassen, oder sich zumindest in die Rolle eines bloßen Zulieferers zurückzuziehen.

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Differenzen mit China Verliert Russland an der CR929 endgültig die Lust?

Teile für den Flügelkasten

Klar ist in jedem Fall, dass Russlands Luftfahrtindustrie in den kommenden Jahren alle Hände damit zu tun haben wird, die Bedürfnisse des einheimischen Marktes zu befriedigen und schnellstmöglich die hauseigenen Flugzeugmuster für Kurz- und Mittelstrecken zur Serienreife zu prügeln. Inwieweit dabei noch Luft für ein Prestigeprojekt wie die CR929 sein wird, das zudem in China auf deutlich mehr Interesse stößt als in Russland, bleibt abzuwarten. Noch allerdings sind russische Unternehmen und Institutionen mit im Boot. So meldete jüngst das Staatliche Luftfahrtinstitut in Moskau, dass es Teile für den ersten Kohlefaser-Flügelkasten einer CR929 fertiggestellt und zur Montage an das Unternehmen AeroComposite in Uljanowsk versandt habe.

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Beim ZAGI in Schukowski liefen bereits ausgiebige Windkanaltests, um das Design der CR929 zu definieren.

Tests in Schukowski

AeroComposite soll aus den gelieferten Teilen, deren Herstellung nach offiziellen Angaben zwei Monate in Anspruch nahm, bis spätestens August eine fertige wing-box fertigen, die anschließend wiederum zu Belastungstests ans Zentrale Aerohydrodynamische Institut (ZAGI) in Schukowski geht. Nach einem erfolgreichen Abschluss dieser Tests könne man mit der Serienfertigung der CFK-Teile für den Flügelkasten beginnen, so der Leiter des Moskauer Luftfahrtinstituts Sergej Epischew.

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Die CRAIC CR929 hat bereits massiv Verspätung. Statt eines Erstflugs 2023 dürfte ein Prototyp frühestens 2030 flügge sein - sofern das Projekt überhaupt bis dahin gelangt.

Viele Unklarheiten

Gemäß ursprünglicher Vereinbarungen liefert Russland für die CR929 die Tragflächen, während Rumpf und Leitwerk beim staatlichen Hersteller Comac in China hergestellt werden. Auch die Triebwerke dürften in Gestalt des Awiadwigatel PD-35 aus Russland kommen, wenngleich eigentlich ein Antrieb von Rolls-Royce ebenfalls als Option angedacht war. Ob und wie die weiteren eingeplanten westlichen Komponenten des Flugzeuges ersetzt werden, bleibt abzuwarten. Hier gab es im vergangenen Jahr deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den Projektpartnern.

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