Der Zeitplan ist ohnehin längst zerschossen: Ursprünglich wollten Chinas Staatskonzern Comac und Russlands United Aircraft Corporation ihren gemeinsamen Großraumjet CR929 schon 2021 in die Luft bringen. Im Lauf der vergangenen Jahre rückte dieser Termin immer weiter nach hinten. Zuletzt war von einem geplanten Jungfernflug 2025 die Rede. Doch auch dieser Termin wird nicht zu halten sein, wie Russlands Industrie- und Handelsminister Denis Manturow nun erklärte. Schuld daran sind die westlichen Sanktionen gegen Russland – und da auch China vor dem Hintergrund des schwelenden Taiwan-Konflikts sich auf eine härtere Gangart mit dem Westen vorbereitet, stößt Russlands Bestreben, westliche Partner durch einheimische zu ersetzen, in Peking auf offene Ohren.

"Um zwei bis drei Jahre" verschoben
In der Tat krempeln die beiden Partner das Projekt CR929 nun noch einmal auf links. Bisherige Evaluationen zur Wahl von Zulieferern sind Makulatur – zumindest insofern, wenn es dabei um westliche Partnerfirmen geht. Der sino-russische Widebody soll nun vollständig aus russischen und chinesischen Komponenten gefertigt werden. Der Prozess der Umstrukturierung sei bereits "im Gange", machte Manturow auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg klar. Die Neuauswahl der Lieferanten solle noch in diesem Jahr abgeschlossen sein. Trotzdem verschiebe die neue Lage den Zeitplan des Projekts um weitere zwei bis drei Jahre. Das bedeutet, dass mit einem Erstflug des CR929-Prototypen wohl nicht vor 2028 zu rechnen ist – eher wohl noch später.

Awiadwigatel statt Rolls-Royce
Schon vor der nun notwendigen Zäsur war das unter dem Joint-Venture CRAIC zusammengefasste Programm immer wieder in Turbulenzen. Die binationale Zusammenarbeit gestaltete sich des Öfteren konfliktreich, und auch die Sprachbarriere erwies sich als Hindernis. Immerhin haben sich Russen und Chinesen vor geraumer Zeit auf das genaue Design des Flugzeugs geeinigt und verbindliche Parameter für Länge, Spannweite, Tragflächenform sowie die Anordnung von Triebwerken, Fahrwerk und Türen festgelegt. Auch was die Systeme angeht, hat man einen gemeinsamen Nenner gefunden.
Als Triebwerk für die CR929 ist nun laut Minister Manturow nur noch das russische PD-35 vorgesehen – ein vergrößertes, leistungsgesteigertes Derivat des Awiadwigatel PD-14, das für die Irkut MS-21 vorgesehen ist. Bislang gibt es diesen Antrieb aber nur am Computer, weshalb die Ausrüstung der CR929 damit eigentlich erst ab 2030 vorgesehen war. Früher gebaute Exemplare des A350-Konkurrenten hätten plangemäß mit Rolls-Royce-Turbofans bestückt werden sollen. Dazu wird es nun allerdings nicht kommen.