Türkischer Stealth-Fighter "Kaan": Prototyp erhält bald Verstärkung

Türkischer Stealth-Fighter
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Der Prototyp des „Kaan“ bekommt bald Verstärkung

© TAI 27 Bilder

Turkish Aerospace Industries (TAI) gibt beim größten Rüstungsprojekt des Landes weiter Gas: Auf der Paris Air Show kündigte TAI-Chef Kotil den Baubeginn zweier weiterer Protoypen des Stealth-Kampfjets Kaan an – und gab für den Aérosalon 2025 ein Versprechen ab.

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Die türkische Rüstungsindustrie nutzt den Aérosalon in Le Bourget auch in diesem Jahr als Bühne – wenngleich das ehrgeizigste Vorhaben, der türkische Stealth-Fighter Kaan, nicht vor Ort präsent ist, weder als Mock-up noch im Original. Das soll sich 2025 aber ändern – zumindest, wenn es nach TAI-Boss Temel Kotil geht. Der versprach in Le Bourget vor Pressevertretern, bei der kommenden Auflage der Paris Air Show werde Kaan mit von der Partie sein – und zwar nicht nur als statisches Exponat, sondern auch im Flugprogramm. Dort, wo in diesem Jahr die F-35A performte.

© SSB / TAI

Schon vor dem offiziellen Rollout war Kaan am TAI-Hauptsitz nahe Ankara bei Rolltests zu sehen: Erstflug noch 2023?

Kaan und Paris

Die Paris Air Show besitzt in der Biographie des ersten in der Türkei entwickelten Tarnkappen-Kampfjets seit jeher einen hohen Stellenwert. 2019 zeigte TAI in le Bourget erstmals öffentlich ein 1:1-Modell des Flugzeugs, das damals noch offiziell als TF-X firmierte. Wurde das Projekt von manchem Zeitgenossen damals noch belächelt, hat die Türkei inzwischen Tatsachen geschaffen: Am 1. Mai zelebrierte TAI vor den Toren Ankaras das offizielle Rollout seines "Milli Muharip Uçak" (MMU, nationales Kampfflugzeug) und taufte das MMU auf den Namen "Kaan", den Kaiser und Herrscher, König der Könige.

© SSB (Screenshot Youtube)
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Warten auf den Erstflug

Geflogen ist der "König der Könige" zwar seither noch nicht, doch das ist für TAI-Mann Kotil nicht weiter schlimm. Im Gegenteil, sieht er das Projekt doch eigenen Angaben zufolge voll im Zeitplan. Der Entwurf selbst sei eigentlich flugbereit, unterstrich er. "Einige Komponenten" des nationalen Kampfflugzeugs hinkten allerdings noch hinterher. Kotil nannte als Beispiele das Fahrwerk und den Flugcomputer. In Hektik verfalle man deshalb aber nicht: "Wir testen akribisch", so Kotil. Bis Ende des Jahres solle das Gesamtpaket so weit abgestimmt sein, dass Kaan spätestens im ersten Halbjahr 2024 zum Erstflug starten könne.

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Ausgereift ab 2030

Unterdessen gab Kotil bekannt, dass vor Kurzem der Bau von weiteren zwei Prototypen angelaufen sei. Nähere Angaben zum Fertigungsstand der beiden zusätzlichen Maschinen und zum Zeithorizont ihrer Fertigstellung machte der TAI-Vorsitzende nicht. Ab 2028 allerdings werde die türkische Luftwaffe die ersten 20 Kaan-Kampfjets aus einem Vorab-Serienlos geliefert bekommen. Diese als Block 10 bezeichnete Auflage liege technisch unterhalb der F-35 aus den USA, sei aber fortschrittlicher als die türkischen F-16. Ab 2030 will TAI laut Kotil dann verbesserte Serienflugzeuge ausliefern, die vollends dem Stand eines Kampfjets der fünften Generation entsprechen. Unter anderem soll Kaan eine 1,5 Zentimeter dicke, radarabsorbierende Beschichtung erhalten. Piloten des Fighters würden zudem einen speziell entwickelten Helm erhalten, mit dem sie "in Interaktion und Koordination mit Flugzeugen und Kampfdrohnen" treten könnten, selbst wenn diese Hunderte von Kilometern entfernt seien, so Kotil weiter.

© SSB (Screenshot Youtube)

Die Prototypen des Kaan-Kampfjets werden noch von F110-Turbofans aus dem Hause General Electric angetrieben. Die Serienflugzeuge sollen ein neues Triebwerk erhalten.

Triebwerk aus der Ukraine?

Noch nicht klar ist indes, mit welchen Triebwerken die endgültigen Serien-Kaans abheben werden. Für die Prototypen steht eine Reihe von US-amerikanischen F110-GE-129-Turbofans zur Verfügung, später möchte die Türkei jedoch ein moderneres und stärkeres, im eigenen Land produziertes Pendant einsetzen. So arbeiten die türkische Kale Group und Rolls-Royce bereits an einem neuen Triebwerk. Der Hersteller Iwtschenko Progress aus der Ukraine will Berichten zufolge gemeinsam mit Tusaş Engine Industries (TEI) in Konkurrenz dazu treten und sich mit einem eigenen Triebwerk um den Zuschlag bemühen.

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