Aus dem Krieg in Vietnam musste die US Army dringend ihre Lehren ziehen, zum Beispiel was ihren Hubschrauberbestand betraf. So wurde 1972 ein Anforderungsprofil für ein Utility Tactical Transport Aircraft System (UTTAS) als Ersatz der Bell UH-1 aufgestellt. Boeing mit der YUH-61 (Model 179) und Sikorsky mit der YUH-60 (S-70-Baureihe) erhielten einen Auftrag für den Bau von Prototypen (Bell schied vorher aus), die mit den neuen Wellenturbinen vom Typ General Electric T700 ausgestattet sein mussten. Gefordert waren zudem eine hohe Sicherheit für die elf Soldaten und drei Besatzungsmitglieder bei Crashs und die Möglichkeit zum Transport in einer C-130 Hercules.

Sikorsky setzte sich mit der YUH-60 gegen die YUH-61 von Boeing durch.
Erstflug und Testphase
Die YUH-60 flog am 17. Oktober 1974 in Stratford (Connecticut) zum ersten Mal. Am Steuer saßen Cheftestpilot Dick Wright und UTTAS-Projektpilot John Dixson. Zu den wichtigsten Neuerungen gehörten der Titanholm der Hauptrotorblätter, die ein gewölbtes Profil mit hohem Auftrieb hatten. Für den Rotorkopf wurden Elastomerlager verwendet, der Vierblatt-Heckrotor war um 20 Grad nach oben geneigt, um einen zusätzlichen Auftrieb von etwa 180 kg zu erreichen. Ursprünglich war der Rotor dicht am Rumpf montiert, was aber zu erheblichen Vibrationsproblemen führte. Er wurde deshalb 1975 umkonstruiert und 40 cm angehoben. Zu den weiteren Konstruktionsmerkmalen gehörten ein Spornradfahrwerk und eine feststehende Höhenflosse. Diese führte jedoch zu unerwünschten Flugeigenschaften bei Landeanflügen und Schnellstoppmanövern und musste für die Serie durch einen Stabilisator mit variablem Anstellwinkel ersetzt werden. Dieser reagiert auf Änderungen der Fluggeschwindigkeit, der Steuerknüppelstellung, der Pitch-Rate und der Querbeschleunigung des Hubschraubers. Nach acht Monaten intensiver Flugtests mit zusammen über 800 Stunden für die insgesamt sechs gelieferten Prototypen erhielt Sikorsky am 23. Dezember 1976 den Auftrag für die UH-60A, die kurz darauf von der Army "Black Hawk" genannt wurde. Der erste Serienhubschrauber wurde im Oktober 1978 in Dienst gestellt, und bei der überstürzten Invasion Grenadas im Oktober 1983 wurde der Black Hawk erstmals bei Kampfeinsätzen verwendet.

Neueste Ausführung für die U-Boot- und Schiffsbekämpfung ist die MH-60R.
Hubschrauber für alle Fälle
Derweil begann Sikorsky im Auftrag der US Navy mit der Entwicklung eines schiffsgestützten Modells namens Seahawk. In den folgenden Jahren wurden viele weitere abgeleitete Modelle und Varianten der UH-60A und der SH-60B für alle Zweige des US-Militärs entwickelt. Nach einer langen Produktionszeit und fast 1000 gebauten Hubschraubern wechselte die US Army zur verbesserten UH-60L für ihre primäre Truppentransportmission sowie für MedEvac-Einsätze. Die UH-60L ging im Oktober 1989 in Produktion und demonstrierte, dass sie eine 105-mm-Haubitze, sechs Geschützbesatzungen und bis zu 30 Schuss Munition auf einmal verlegen konnte. Die UH-60 war natürlich auch ein wichtiger Hubschrauber bei der Operation "Desert Storm" und transportierte Truppen, Ausrüstung und Nachschub über den gesamten Kriegsschauplatz. Sie brachten Spezialeinheiten tief in den Irak, evakuierten Verwundete und Gefangene, brachten Artillerie zum Einsatzgebiet und retteten abgestürzte Flugzeugbesatzungen. Nach dem ersten Irakkrieg gehörten die Black Hawks zu den Hilfskräften der Operation "Provide Comfort" und unterstützten 1992 und 1993 die Hilfs- und Friedenseinsätze in Somalia während der Operation "Restore Hope".

Die Fertigung läuft seit 2010 auch bei PZL Mielec in Polen.
Kein Ende der Erfolgsstory in Sicht
Eine 1999 durchgeführte Analyse bezüglich der Army Utility Helicopter Fleet Modernization führte 2001 zu einem Black-Hawk-Anforderungsdokument, in dem eine bessere Leistung bei hohen Temperaturen, niedrigere Betriebs- und Wartungskosten, digitale Interoperabilität und eine größere Reichweite gefordert wurden. Das Army Aviation and Missile Command erteilte Sikorsky 2001 den Auftrag, eine UH-60A und eine UH-60L auf den UH-60M-Standard umzurüsten. Die Umrüstungspläne wichen jedoch bald einer komplett neuen Produktion. Bis April 2022 hatte Sikorsky 877 UH-60M und 298 HH-60M Black Hawks ausgeliefert. Der neueste Mehrjahresvertrag wird bis Juni 2027 laufen. Die Pläne der Army sehen 956 UH-60M, 419 HH-60M und 760 UH-60V (Umrüstung von UH-60L mit digitalem Cockpit) im Jahr 2035 vor. Die US Army ist also mit Abstand der wichtigste Kunde für den Black Hawk, aber auch im Export war Sikorsky überaus erfolgreich. Die Fertigung läuft nicht nur in Stratford, sondern seit 2010 auch bei PZL Mielec in Polen (wie Sikorsky heute ein Tochterunternehmen von Lockheed Martin). Inzwischen steht das Muster in über 35 Ländern im Militärdienst. Weitere Aufträge sind zu erwarten, so dass die Black-Hawk-Story wohl noch lange weitergehen wird. Weitere Verbesserungen sind jedenfalls in Arbeit. Am 27. Juni wurden z. B.zwei T901-GE-900-Flugtesttriebwerke von General Electric Aerospacefür die UH-60M ausgeliefert – ein Schritt in den Bemühungen, das derzeit verwendete GE-T700-Triebwerk zu ersetzen. Das T901 ist ein 2200 kW starkes Triebwerk, das additive Fertigung und Keramikmatrix-Verbundwerkstoffe verwendet, um bei gleicher Größe ein Leistungsplus von 750 kW gegenüber dem T700 zu bieten. "Obwohl der Hubschrauber schon flog, bevor die meisten Soldaten, die er heute unterstützt, überhaupt geboren wurden, plant die Army, dass er noch weitere 40 Jahre und darüber hinaus an vorderster Front im Einsatz sein wird", sagte Oberst Calvin Lane von den amerikanischen Heeresfliegern.

Die UH-60M hat ein modernes Cockpit mit großen Farbdisplays.
Technische Daten
Sikorsky UH-60M Black Hawk
Typ
Militärischer Mehrzweck- und Transporthubschrauber
Allgemeine Angaben
Besatzung: 2 plus Crew Chief und MG-Schütze, bis zu 11 voll ausgerüstete Soldaten in der Kabine
Antrieb: 2 x General Electric T700-GE-701C
Leistung: 1410 kW (1890 shp)
Abmessungen
Länge: 19,76 m
Rumpflänge: 15,43 m
Höhe: 5,13 m
Rotordurchmesser: 16,36 m
Heckrotordurchmesser: 3,35 m
Massen
Leermasse: 5675 kg
Kapazität Lasthaken: 4080 kg
Soldaten: 1446 kg
Normale Startmasse: 8790 kg
Max. Startmasse: 9980 kg, 10 430 kg mit Außenlasten
Flugleistungen
max. Geschwindigkeit: 357 km/h
max. Marschgeschwindigkeit: 280 km/h
Dienstgipfelhöhe: 5840 m
Steigrate: 5,04 m/s vertikal
Schwebeflughöhe: ohne Bodeneffekt: 1830 m im Bodeneffekt: 3205 m
max. Reichweite: 1665 km (mit Zusatztanks)
Einsatzradius: 360 km

Der Mehrzweckhubschrauber steht inzwischen in über 35 Ländern im Militärdienst, unter anderem in Österreich.
Black Hawk/Seahawk – Die Kunden
Albanien: 6 geplant
Afghanistan: Stückzahl bei den Taliban unbekannt
Ägypten: 8 x S-70
Australien: 40 x UH-60M ab 2023, 24 x MH-60R (davor 16 x S-70B-2)
Argentinien: 1 x S-70 VIP
Bahrain: 18 x UH-60M, 2 x UH-60L
Brasilien: 16 x UH-60L, 4 x S-70A-36, 6 x SH-60B
Brunei: 12 x S-70i, 4 x S-70A
Chile: 12 x MH-60M, 1 x S-70A
China: 24 x S-70C-2 (plus Raubkopien Z-20)
Dänemark: 9 x MH-60R
Griechenland: 35 x UH-60M, 7 x MH-60R
Hongkong: 6 x S-70A-27
Indien: 24 x MH-60R
Indonesien: 22 x S-70M
Israel: 10 x UH-60A, 15 x S-70A-50, 24 x S-70A-55(UH-60M)
Japan: 73 x UH-60J, 29 x UH-60JA, 103 x SH-60J, 53 x SH-60K
Jordanien: 3 x S-70A-11, 3 x S-70i, 8 x UH-60A, 8 x UH-60L, 14 x UH-60M
Katar: 10 x MH-60R, 12 x MH-60S
Kolumbien: 63 x UH-60A/L, 21 x S-70A-41, 7 x S-70i
Kroatien: 12 x UH-60L
Lettland: 4 x UH-60M
Litauen: 4 x UH-60M
Malaysia: 2 x S-70A-34, 4 x S-70A, 4 x UH-60M
Marokko: 2 x S-70A-26
Mexiko: 6 x S-70A-24, 7 x UH-60L, 34 x UH-60M, 8 x MH-60R
Norwegen: 6 x MH-60R
Österreich: 9 x S-70A-42, 3 x UH-60L, 12 x UH-60M (ab 2028)
Peru: 9 x UH-60A (gebraucht)
Polen: 13 x S-70i
Philippinen: 2 x S-70A-5, 48 x S-70i
Portugal: 6 x UH-60A (gebraucht)
Rumänien: 7 x S-70i
Saudi-Arabien: 21 x S-70A-1, 81 x UH-60M, 75 x HH-60M, 10 x MH-60R
Schweden: 15 x UH-60M
Singapur: 8 x S-70B
Slowakei: 9 x UH-60M
Spanien: 12 x S-70B-1, 8 x SH-60F, 8 x MH-60R
Südkorea: 162 x S-70A-18, 8 x VH-60P, 17 x HH-60P, 12 x MH-60R
Taiwan: 23 x S-70C-1, 10 x S-70C-1A, 4 x S-70C-6, 60 x UH-60M
Thailand: 7 x S-70A-43, 8 x S-70-7, 12 x UH-60L/M, 2 x MH-60S
Tunesien: 16 x UH-60M
Türkei: 98 x S-70, 18 x S-70B-28, 109 x T-70
Ukraine: 2 x UH-60A
Vereinigte Arabische Emirate: 13 x UH-60L, 12 x UH-60M
USA: 1375 x UH-60M geplant, 112 x HH-60G Pave Hawk, 9 x VH-60N White Hawk, 45 x MH-60T Jayhawk, 181 SH-60B Seahawk, 7 x SH-60F, 42 x HH-60H, 256 x MH-60S, 270 x MH-60R