Boeing MH-139A: Was kann der Grey Wolf-Hubschrauber?

Boeing MH-139A
Was kann der Grey Wolf-Hubschrauber der US Air Force?

Veröffentlicht am 11.05.2024

Auf der Malmstrom Air Force Base in Montana wurde die Ankunft des MH-139A Grey Wolf-Hubschraubers am 9. März gefeiert. Malmstrom ist die erste Einsatzbasis des Grey Wolf. Die Flugversuche der von Boeing mit militärischen Systemen aufgerüsteten Leonardo AW139 hatten hauptsächlich beim Detachment 7 in Duke Field (Florida) stattgefunden.

USAF

Kernaufgabe: ICBM-Silos bewachen

Die MH-139A ist vor allem für die Unterstützung der Interkontinentalraketen-Silos des Air Force Global Strike Command vorgesehen, die sich über Wyoming, Montana, North Dakota, Colorado und Nebraska erstrecken. Gegenüber der bisher dafür verwendeten UH-1N Huey bietet sie eine erhöhte Reichweite (1440 statt 555 km), Marschgeschwindigkeit (ca. 260 statt 185 km/h) und Nutzlast (plus 2270 kg). Weitere vielfältige Missionen sollten zivile Such- und Rettungseinsätze, Lufttransportunterstützung, Missionen im Raum Washington sowie Unterstützung der Überlebensschule und von Testeinrichtungen (Eglin AFB) umfassen. Mit nun nur noch 42 (oder sogar nur 36) statt der ursprünglich über 80 geplanten Hubschrauber hat die USAF jedoch beschlossen, die MH-139 nur auf drei Interkontinentalraketen-Stützpunkten einzusetzen. Vorgesehen sind je elf Maschinen auf der FE Warren Air Force Base (Wyoming), der Malmstrom Air Force Base (Montana) und der Minot Air Force Base (North Dakota). Darüber hinaus wird die MH-139-Ausbildung beim 908th Airlift Wing auf der Maxwell Air Force Base (Alabama) stattfinden, die am 3. April ihren ersten Hubschrauber erhalten hat.

UH-1N in der Luft von der Seite
US Air Force

"Finanzielle Zwänge"

Zuvor geplante Standorte wie die Joint Base Andrews (Maryland), die Fairchild Air Force Base (Washington) und die Yokota Air Base (Japan) wurden gestrichen. Die Kürzungen des Programms erfolgten "aufgrund finanzieller Zwänge und angesichts der verbleibenden Lebensdauer der UH-1N Huey", hieß es. Durch die geringere Beschaffung sinken zwar die Gesamtkosten des Grey-Wolf-Programms von 2,55 auf 1,42 Milliarden Dollar, aber die Stückkosten sind höher: 39,37 Mio. Dollar statt 34,47 Millionen. Das Grey-Wolf-Programm läuft bereits seit September 2018, als Boeing einen Auftrag für bis zu 84 Helikopter (und Trainingsgeräte sowie die dazugehörige Ausrüstung) im Wert von 2,4 Milliarden Dollar erhielt. Man hatte offenbar mit einem erheblichen Kostenvorteil Ableitungen der UH-60 aus dem Feld geschlagen, die von Sikorsky und Sierra Nevada angeboten worden waren. Die Anpassung an militärische Forderungen gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. Verzögerungen bei der geforderten Zertifizierung durch die Federal Aviation Administration (FAA) veranlassten die USAF zum Beispiel, den ersten Low-Rate Initial Production (LRIP)-Auftrag über acht Hubschrauber vom Haushaltsjahr 2021 auf 2023 zu verschieben.

USAF

Ausbildung schon 2023

Der Milestone C, das heißt die Freigabe zur Serienfertigung mit geringen Raten, wurde im März 2023 erreicht. Allerdings vermeldete das Department of Test and Evaluation in seinem jüngsten Jahresbericht weiterhin "mehrere Herausforderungen" bezüglich der Eignung für den Einsatz. Zum Beispiel kann "die Erweiterung des MH-139A-Betriebsbereichs im Vergleich zur kommerziellen AW139-Basisversion die Antriebskomponenten belasten und die Wartungsanforderungen erhöhen". Die vom Anbieter gelieferte Software ist nicht für die Installation in Regierungsnetzwerken zugelassen und erfordert eigenständige Computer an jedem Einsatzort. Außerdem wurden bei der Prüfung alternativer Kabinenlayouts potenzielle Probleme festgestellt, die auf der Größe und Gewichtskapazität des Sitzdesigns und dessen Platzierung in der Kabine zurückzuführen sind. Trotzdem begannen die Crews aus Malmstrom im August 2023 mit der Ausbildung auf dem neuen Helikopter (Leonardo Helicopters Training Academy), und Boeing lieferte im Herbst 2023 den letzten von sechs Testhubschraubern aus.

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