Zero G-Boxenstopp: Red-Bull-Mechaniker heben mit Il-76 ab

Boxenstopp in der Schwerelosigkeit
Red-Bull-Mechaniker heben mit Il-76 ab

Veröffentlicht am 23.11.2019

Das Formel-1-Team von Red Bull ist bekannt für spektakuläre PR-Aktionen. Doch was sich der Rennstall für seinen neuesten Stunt ausgedacht hat, sprengt alle Grenzen. Die sogenannte „Support-Crew“, die für den Einsatz der Autos bei Show-Events zuständig ist, musste einen Boxenstopp bei Schwerelosigkeit absolvieren – an Bord der Zero G-Il-76 der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos.

Bis das Auto und die Mechaniker völlig losgelöst von der Erde durch die Luft schweben konnten, war Einiges an Vorbereitung notwendig. Die 16 Mann starke Truppe musste nach Russland ins Yuri Gagarin Trainingszentrum im Sternenstädtchen bei Moskau reisen, um einen einwöchigen Kosmonauten-Crashkurs zu absolvieren.

Als Einsatzauto entschied sich das Team für einen umgebauten Red Bull RB1 aus der Saison 2005. Das erste Auto des Rennstalls wurde für die Aktion noch einmal aus der Mottenkiste in Milton Keynes geholt, weil es schlanker und leichter ist als die späteren Modelle. Vor dem Verladen wurden sämtliche Innereien aus dem Rennwagen entfernt – darunter auch der Motor und alle Flüssigkeiten.

Red Bull - Boxenstopp in Schwerelosigkeit - Parabelflug - 2019
Red Bull

Red Bull-Rennwagen schwebt ohne Motor

So konnten die Teammitglieder die wertvolle Fracht im Bauch der Iljuschin Il-76 MDK einfacher manövrieren. Obwohl der Spezial-Transporter mit einer Flügelspannweite von mehr als 50 Metern nicht gerade als Kleinflugzeug gilt, war der Platz im verkleideten Frachtraum über der eigens für Parabelflüge verstärkten Rumpfstruktur doch stark begrenzt. Neben den 16 Mechanikern nahm der russische Cargo-Flieger nämlich auch noch eine zehnköpfige Kamera-Crew auf.

Red Bull - Boxenstopp in Schwerelosigkeit - Parabelflug - 2019
Red Bull

Dann konnte der Achterbahn-Flug endlich starten. Um den Effekt der Schwerelosigkeit zu erzeugen, musste die Il-76 immer abwechselnd im 45-Grad-Winkel steigen und dann wieder in den kontrollierten Sturzflug übergehen. Jede Parabel wurde mit 22 Sekunden „Zero-Gravity“ belohnt, in denen sich die Mechaniker und die Fimlcrew kurz ans Werk machen konnten.

Weil das Auto und das Werkzeug aber vor der Rückkehr der Schwerkraft immer wieder schnell festgezurrt und die Hauptdarsteller in eine sichere Position gebracht werden mussten, blieben jedes Mal nur etwa 15 Sekunden um eine Szene in den Kasten zu bekommen. So wurde es für alle Beteiligten zum kompliziertesten „Show-Run“ aller Zeiten. Sieben Flüge mit insgesamt 80 Parabeln waren nötig, um alle Sequenzen für den Film einzufangen.

Die verrückteste aller Red-Bull-Aktionen

„Mein Magen war in Ordnung, aber ich habe mich gefühlt, als würde mein Kopf explodieren“, berichtete Mark Willis, der Koordinator des Support Teams. „Es brauchte zwei oder drei Anläufe, um zu verstehen, was überhaupt passiert. Mein Gehirn konnte das nicht gleich verarbeiten. Wir waren an abgelegenen Orten und haben einige verrückte Dinge getan – aber das hier ist mit Sicherheit das Kurioseste, und auch das Einzigartigste. Es gibt einfach nichts Vergleichbares!“

Auch Red Bull-Chefmechaniker Joe Robinson zeigte sich begeistert: „Dieses Projekt hat uns härter gefordert, als ich dachte. Du merkst erst, wie sehr du dich auf die Schwerkraft verlässt, wenn du keine mehr hast! Du bist gezwungen, anders zu denken und zu handeln. Es war unglaublich, eine ,Once in a Lifetime’-Gelegenheit. Ehrlich gesagt hätte ich den ganzen Monat bleiben und es immer wieder tun können.“

In der Galerie finden Sie noch einige weitere spektakuläre Bilder. Und nein, es handelt sich nicht um Photoshop-Fälschungen, auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag.