Der Lufthansa-Konzern behält seine renommierte Wartungstochter Lufthansa Technik nun doch komplett. Bisherige Pläne, Anteile der Hamburger Tochter am Markt zu versilbern, wurden aufgegeben. Stattdessen wird bei Lufthansa Technik ein neues Wachstumsprogramm "Ambition 2030" aufgelegt, das auch Zukäufe vorsieht.
Die Lufthansa Group und Lufthansa Technik wollten Pläne, einen weiteren Gesellschafter an Lufthansa Technik zu beteiligen, nicht weiterverfolgen, teilte Lufthansa Technik am Donnerstag mit. Lufthansa Technik lege unter dem Namen "Ambition 2030" ein Wachstumsprogramm auf, um ihre weltweit führende Position in der technischen Betreuung von Flugzeugflotten weiter auszubauen. Insbesondere im Triebwerksbereich erwarte das Unternehmen eine dauerhaft erhöhte Nachfrage nach Reparatur- und Überholungsleistungen. Neben der steigenden Zahl älterer Triebwerke im globalen Flugbetrieb trage dazu die höhere Wartungsintensität neu entwickelter Triebwerke bei.
Dr. Detlef Kayser, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Lufthansa Technik, sagte: "Als global führende Airline-Gruppe betreiben wir (der Lufthansa Konzern, d. Red.) über 700 Flugzeuge in 13 Flugbetrieben. Damit gehören wir zu den größten Fluggesellschaften weltweit. Angesichts der anhaltenden Herstellerprobleme – insbesondere bei Triebwerken – ist der strategische Wert unserer Lufthansa Technik als integraler Teil der Lufthansa Group in den vergangenen Monaten nochmals deutlich gestiegen. Wir sehen dies als große Chance, unsere Techniksparte mit einem ambitionierten Wachstumsprogramm strategisch weiterzuentwickeln und ihre Profitabilität weiter zu steigern. Als erste Adresse für Airlines aus der ganzen Welt und attraktiver Arbeitgeber für viele tausend Menschen wird Lufthansa Technik auch künftig ein integraler Bestandteil des wirtschaftlichen Erfolgs der Lufthansa Group sein. Wir haben noch viel vor mit Lufthansa Technik."
Ausbau und Zukäufe
Das Programm "Ambition 2030" sehe für die kommenden Jahre umfassende Investitionen in den Ausbau des Kerngeschäfts, die Erweiterung von Standorten und der internationalen Präsenz vor. Potenziell auch durch Zukäufe, sowie den Ausbau digitaler Geschäftsmodelle. 2022 habe Lufthansa Technik mit weltweit rund 22.000 Mitarbeitenden einen Umsatz von 5,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Im laufenden Jahr peile das Unternehmen, erstmals nach der Corona-Krise, wieder einen Umsatz von mehr als sechs Milliarden Euro an. 2023 erreiche Lufthansa Technik voraussichtlich das zweite Rekordjahr in Folge, so LHT.
Moderne Triebwerke erzeugen neues Aufkommen
Überproportionaler Wachstumstreiber werde das Geschäft mit der technischen Betreuung von Triebwerken und von Flugzeugkomponenten sein. Bei der Reparatur und Instandhaltung von Triebwerken werde Lufthansa Technik von der Einführung neuer Generationen von Antriebstechnologien und neuen mobilen Service-Angeboten profitieren. Im Bereich der Flugzeugkomponenten plane Lufthansa Technik ein verstärktes Engagement, besonders in den USA.
Zusammenarbeit mit der Bundeswehr
Neben der Erweiterung und Modernisierung verschiedener Standorte auf der ganzen Welt sei auch der zügige Aufbau eines weiteren europäischen Werks geplant, um der erwarteten hohen Nachfrage nachkommen zu können und eine höhere eigene Fertigungstiefe zu erreichen. Außerdem seien auch Zukäufe möglich. Parallel werde Lufthansa Technik die Digitalisierung des Kerngeschäftes vorantreiben und das Angebot digitaler Produkte erweitern. Damit schaffe Lufthansa Technik eine umfassende Datenabdeckung entlang des gesamten Wertstroms im technischen Betrieb sicher. Auch die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr bei der technischen Betreuung und militärischen Ausstattung von Flugzeugen wolle Lufthansa Technik in den kommenden Jahren deutlich vorantreiben.
Wachsen im Alleingang
Lufthansa Group und Lufthansa Technik seien davon überzeugt, dieses ehrgeizige Programm aus eigener Kraft umsetzen zu können. Pläne, einen weiteren Gesellschafter an Lufthansa Technik zu beteiligen, würden deswegen nicht weiterverfolgt.
Sören Stark, Vorstandsvorsitzender Lufthansa Technik, sagte: "Lufthansa Technik soll auch in Zukunft die bestimmende Größe in unserer sehr dynamischen Branche sein. Wir haben sehr ehrgeizige Ziele für die kommenden Jahre: Wir werden in den Ausbau unserer Angebote genauso investieren wie in die Digitalisierung unseres Geschäftes und die Erweiterung unserer internationalen Präsenz. Das kommt unseren Kunden und unseren Mitarbeitenden auf der ganzen Welt zugute. Die Airlines der Lufthansa Group werden weiter von der intensiven Zusammenarbeit, dem direkten Zugang zu Wartungskapazitäten und dem Know-how unserer Mitarbeitenden, das weltweit seinesgleichen sucht, profitieren."
LHT entwickelt neue Jumbo-Sessel
Die gesamte Luftfahrt-Industrie leide unter knappen Ressourcen bei Lieferanten und Dienstleistern. Der volle Zugriff auf die MRO-Kompetenzen und Ressourcen von Lufthansa Technik stelle auch perspektivisch einen großen strategischen Vorteil für die Lufthansa Group dar. Ein Beispiel dafür sei die Entwicklung einer neuen First Class für die Boeing 747-8 Flotte von Lufthansa Airlines. Lufthansa Technik werde diese Neuentwicklung verantworten und den Einbau umsetzen.
Die Lufthansa Technik AG hat ihren Hauptsitz in Hamburg und ist weltweit führender Anbieter für flugzeugtechnische Dienstleistungen. Dazu zählen die Wartung, Reparatur und Überholung von Flugzeugen, ihrer Komponenten und Triebwerke (Maintenance, Repair, Overhaul; MRO). Aktuell sind hier rund 4500 kommerziell betriebene Flugzeuge unter Vertrag und damit etwa jedes fünfte Verkehrsflugzeug auf der Welt.
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