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Das haben die Piloten der 737 MAX falsch gemacht

    Französische Behörde redet Klartext
    Das haben die Piloten der 737 MAX falsch gemacht

    Das französische Bureau d'Enquêtes et d'Analyses (BEA) übt Kritik am Abschlussbericht zum Absturz der äthiopischen Boeing 737 Max und benennt konkrete Handlungsfehler der Crew.

    Das haben die Piloten der 737 MAX falsch gemacht
    Foto: Ethiopian Airlines

    Die Kritik reisst nicht ab: Zunächst hatte die US-amerikanische Unfalluntersuchungsbehörde National Transportation Safety Board den kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht des ätiopischen Aircraft Accident Investigation Bureau zum Absturz von Flug ET302 kritisiert. Jetzt kommen ähnliche Vorwürfe auch aus Europa: Das französische Bureau d'Enquêtes et d'Analyses (BEA) kritisiert dabei nicht nur Fehler und Unzulänglichkeiten des Abschlussberichts. Die europäischen Unfalluntersucher benennen auch klar, was die Crew an Bord der 737 Max falsch gemacht hat.

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    Unter den Fehlern, die das BEA in der Arbeit der Piloten sieht, ist auch das Verhalten bei der Annäherung an die Mindestgeschwindigkeit. Nachdem der Stick Shaker vor der Annäherung an den Strömungsabriss warnte, hätte die Crew nämlich dem im Flight Crew Operating Handbook beschriebenen Vefahren folgen müssen.

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    "Die ersten Schritte bei der Annäherung an den Strömungsabriss oder bei dessen Ausleitung sind die Steuersäule festzuhalten, den Autopiloten und die automatische Schubsteuerung zu deaktivieren und dann sanft die Nase des Flugzeugs nach unten zu nehmen", erklärt die französische Behörde den Inhalt des Handbuchs.

    Memory Items nicht beherrscht

    Bei dem Verfahren handele es sich um "Memory Items", betont die Behörde. Memory Items sind Handlungsbläufe, die auswendig abgearbeitet werden müssen, ohne zunächst eine Checkliste zur Hand nehmen zu müssen. Das Verhindern eines Strömungsabrisses ist dabei eine der wichtigsten und am intensivsten trainierten Aktionen.

    Die Flugbesatzung der Boeing 737 MAX, so das BEA, führte jedoch nur den Nose-Down-Einsatz durch. "Die automatische Schubsteuerung blieb eingeschaltet und der Pilot bestand später darauf, den Autopilot einzuschalten."

    Weitere Fehler der Crew, die die französische Behörde im Abschlussbericht der äthiopischen Kollegen nicht angesprochen sieht: Nachdem eine Fehlfunktion des Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) zu einem stark kopflastigen Moment bei der Boeing geführt hatte, habe der Kapitän die elektrische Trimmung unzureichend genutzt. Mit ihr wäre es möglich gewesen, den wachsenden Steuerdruck des Höhenruders zu reduzieren. Eine weitere Maßnahme wäre gewesen, bei zunehmender Geschwindigkeit den Schub zurückzunehmen.

    Bericht soll ergänzt werden

    Das französische Bureau d'Enquêtes et d'Analyses fordert die äthiopische Untersuchungsbehörde auf, das Verhalten der Piloten als beitragende Faktoren des Unfalls zum Abschlussbericht hinzuzufügen.

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    Erscheinungsdatum 05.09.2023