Porträt Hugo Junkers

Genialer Ingenieur und Unternehmer
Porträt Hugo Junkers

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Zuletzt aktualisiert am 19.07.2018
Porträt Hugo Junkers

Hugo Junkers ist zweifellos eine der schöpferischsten Persönlichkeiten der deutschen Industriegeschichte. Auf sein Wirken gehen viele der wichtigsten deutschen Motoren- und Flugzeugkonstruktionen zurück: Junkers J1, das erste Metallflugzeug, die F13 als erstes international erfolgreiches Verkehrsflugzeug, der viermotorige Verkehrsflugzeugriese G38 oder die legendäre Ju 52 sind nur die markantesten Technikzeugen, die das Wirken von Hugo Junkers bis heute ins öffentliche Gedächtnis gemeißelt haben. Insgesamt prägte er in seinem Leben nicht weniger als 53 Flugzeugkonstruktionen. Nicht nur dies: Junkers baute auch seine eigenen Motoren und schuf mit der Gründung eigener Luftverkehre die organisatorischen Voraussetzungen, dem Flugzeug als Verkehrsmittel eine wirtschaftliche Basis zu geben. Als er 1935, genau an seinem 76. Geburtstag, in Gauting bei München starb, hatte das nationalsozialistische Regime ihn bereits seiner Werke und seiner insgesamt 178 Patente in den Bereichen Wärmetechnik, Motoren und Luftfahrt beraubt.

Kindheit, Jugend und erste Erfolge

Geboren wird Hugo Junkers am 3. Februar 1859 in der rheinischen Kleinstadt Rheydt. Er ist der dritte von sieben Söhnen der Familie. Sein Vater betreibt eine Baumwollweberei und eine Ziegelei. Infolge einer Kinderlähmung wird Hugo Junkers schon früh mehrfach an seiner linken Hand operiert. Er verliert zwei Finger, zwei weitere sind zusammengewachsen. Trotzdem lernt er sogar Klavierspielen. Ein frühes Zeichen für seine Willensstärke.

Nach dem Abitur im Jahr 1878 studiert Junkers bis 1883 in Berlin, Karlsruhe und Aachen Maschinenbau. In den folgenden fünf Jahren baut er in verschiedenen Maschinenfabriken und in den väterlichen Betrieben seine technischen und kaufmännischen Fähigkeiten aus. Mit 28 geht er zu weiteren Studien wieder nach Berlin. Jetzt erst beginnt seine eigentliche Schaffensphase. Der von ihm verehrte Professor Slaby bringt den hoch talentierten Junkers mit Wilhelm von Ochselhäuser von der Continental-Gas-Gesellschaft in Dessau zusammen. Mit ihm gründet er dort 1890 die Versuchsanstalt für Gasmotoren.

Zahlreiche Entwicklungen und Patente

Die Folgejahre sind von zahlreichen Entwicklungen gekennzeichnet: 1892 der erste Gas-Gegenkolbenmotor mit 100 PS Leistung, 1893 das Kalorimeter, mit dem der Heizwert von Gasen bestimmt werden kann. Auf dessen patentiertem Prinzip basierend entwickelt Junkers 1896 den Gasbadeofen und in der Folge viele Arten von Wasser- und Luftheizgeräten.

Für die Massenproduktion seiner Erfindungen hat er schon 1895 in Dessau die Junkers & Co. gegründet. Sie gibt ihm die wirtschaftliche Basis für weitere Forschungen. Schon damals lebt er sein unternehmerisches Ziel, aus seinen Forschungen marktfähige Produkte zu entwickeln, sie selbst in seinen Werken zu fertigen und zu verkaufen.

Gründung Junkers Motorenbau

Im Jahr 1897 kehrt Junkers als Thermodynamik-Professor und Leiter des neuen Maschinenlaboratoriums an die TU Aachen zurück, wo er bis 1912 bleibt. Nebenbei beschäftigt er sich weiter privat mit der Gas- und Dieselmotorenentwicklung, die 1913 in die Gründung der Junkers Motorenbau in Magdeburg mündet.

Als eines seiner bedeutendsten Patente reicht er 1910 das Prinzip des selbsttragenden Hohlflügels ein. Ein Meilenstein der Luftfahrtgeschichte ist das erste Ganzmetallflugzeug, die Junkers J1, die am 12. Dezember 1915 erstmals fliegt.

Prägend für künftige Junkers-Flugzeuge ist aber die F13, die „Mutter aller Verkehrsflugzeuge“, die Junkers mit Otto Reuter als Konstrukteur innerhalb weniger Monate entwickelt. Der statische Grundaufbau ihrer Zelle zeigt sich in praktisch allen folgenden Junkers-Flugzeugen bis hin zur Ju 52.

Junkers Luftverkehrs AG und Verdrängung durch die Nationalsozialisten

In den 20er Jahren gründet Junkers, teilweise um das Bauverbot der Alliierten zu umgehen, Firmen unter anderem in Russland und mit Partnern in Schweden. Zur wirtschaftlichen Nutzung der eigenen Flugzeuge entsteht die Junkers Luftverkehrs AG, die Mitte der 20er Jahre zwangsweise in die Lufthansa überführt wird.

Trotz aller Einschränkungen baut Junkers seine Flugzeug- und Motorenwerke zum größten deutschen Luftfahrtkonzern aus, der unter seiner Führung vornehmlich Verkehrsflugzeuge und Flugmotoren liefert und in vielen Ländern für den Aufbau des Luftverkehrs steht. Nachdem die Nationalsozialisten ihn 1933 aus seinem Werk in Dessau verdrängen, nutzen sie seinen prominenten Namen weiter. Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG endet 1945 mit ihrer totalen Zerschlagung.

Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 02/2009