Dass die griechischen Transportflieger massive Probleme damit haben, ihre alte Hercules-Flotte aktiv zu halten, ist seit Jahren ein offenes Geheimnis. Dennoch trieben Regierungsvertreter in der Vergangenheit die Suche nach einem Nachfolgemuster für die flügellahmen C-130B und H eher stiefmütterlich voran, mutmaßlich aus finanziellen Gründen. Ein Vorfall aus der vergangenen Woche zwingt den aktuellen griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis jetzt aber zum Handeln – und zwar ohne Verzug, denn der Vorfall ist peinlich: Angesichts des verheerenden Erdbebens in der Türkei und in Syrien vor gut einer Woche wollte Griechenland helfen und schickte zwei C-130H mit Katastrophenhelfern, Fahrzeugen, Ausrüstung und Hilfsgütern von Thessaloniki aus ins türkische Adana. Doch von den beiden Hercules kam nur eine am Zielort an. Die andere musste den Fug auf halber Strecke abbrechen und landete mit Fehlermeldung im Cockpit auf dem Fliegerhorst Elefsina bei Athen.

Kein Ersatz verfügbar
Nun kann ein solches Szenario natürlich immer mal passieren. Technische Defekte bleiben auch bei anderen Flugzeugen nicht aus. Ungeschickt ist es nur, wenn für das ausgefallene Flugzeug kein angemessener Ersatz parat steht. Genau das aber war im konkreten Fall das Problem: Die griechische Luftwaffe hatte schlicht keine andere flugbereite Hercules verfügbar. Die 15 Katastrophenhelfer, drei Sanitäter, ein Suchhund und ein technischer Offizier der Feuerwehr mussten deshalb auf eine kleinere Alenia C-27J ausweichen. Die brachte das Rettungsteam zwar mit Verspätung ins Erdbebengebiet – konnte aber die Fahrzeuge der Helfer und einen Großteil ihrer Ausrüstung nicht auch noch transportieren, weil sie dafür zu klein war. Das fehlende Equipment sollte später nachgeliefert werden.

Schnelle Nachfolge
Spätestens, als griechische Medien Wind von der Geschichte bekamen, stand Premierminister Mitsotakis unter Zugzwang – und machte das Problem der Transportflieger kurzerhand zur Chefsache. Denn offenbar hatte die griechische Luftwaffe nicht einfach einen schlechten Tag erwischt. Mehr als zwei oder drei C-130 sind im Schnitt fast nie gleichzeitig einsatzklar. Mitsotakis forderte eine "sofortige Lösung", und wie es scheint, gab es diese nun tatsächlich: Berichten zufolge kauft Griechenland kurzfristig von Italien sechs gebrauchte, derzeit eingelagerte C-130J Super Hercules, von denen vier zeitnah geliefert werden und zwei später folgen sollen. Außerdem wurde die Hellenic Aerospace Industry in Tanagra damit beauftragt, die Wartungsarbeiten an drei C-130H, die derzeit dort im Hangar stehen, zu beschleunigen. So soll die Situation fürs Erste entschärft werden, während Griechenland gleichzeitig darüber nachdenkt, bei Lockheed Martin in den USA weitere, fabrikneue C-130J zu erwerben. Die stünden dann allerdings frühestens 2026 auf dem Hof.