H145 LUH SAR: Kleine Staffel mit vielen Aufgaben

H145 LUH SAR bei den Heeresfliegern
Kleine Staffel mit vielen Aufgaben

Veröffentlicht am 14.09.2024

Als das Heer 2013 im Zuge der Bundeswehrreform die Bell-UH-1D-Hubschrauber von der Luftwaffe erhielt, wurde vom Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten auch der SAR-Auftrag übernommen und eigens die 7. Staffel mit Abteilungen auf dem Fliegerhorst Nörvenich (SAR41), in Holzdorf (SAR87) und zeitweise in Landsberg/Penzing (heute SAR63 in Niederstetten) aufgestellt. Um die UH-1D endlich ausmustern zu können, wurde im Dezember 2018 beschlossen, sieben H145-LUH-SAR-Hubschrauber und einen weiteren H145 LUH zu Testzwecken zu beschaffen. Die Ausbildung für die 51 Piloten der Einheit begann umgehend an der Airbus Helicopters Training Academy Germany in Augsburg und Manching. Die erste Maschine wurde am 10. Dezember 2019 in Niederstetten offiziell übergeben und die letzte H145 LUH SAR traf am 22. März 2021 bei der Einheit ein.

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Vielseitige Aufgaben

Die Hauptaufgabe der 7. Staffel ist die Unterstützung aller (militärischen) Flugzeuge in Not, die Suche nach überfälligen oder abgestürzten Flugzeugen und die Rettung von Flugzeugbesatzungen und Passagieren. Die sekundäre Aufgabe ist die Unterstützung des zivilen deutschen Hubschrauber-Rettungsdienstes mit seinen zahlreichen Stationen. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Unterstützung bei Naturkatastrophen und militärischen Übungen. 2022 wurden 311 SAR-Einsätze von H145 LUH SAR geflogen, davon 104 Einsätze vom SAR-Command/Detachment Nörvenich, 64 vom SAR-Command/Detachment Holzdorf und 135 vom SAR-Command/Detachment Niederstetten. Die Besatzung der H145 LUH SAR, bestehend aus zwei Piloten und einem Sanitäter (Luftrettungsmeister), ist jeweils acht Tage hintereinander rund um die Uhr im Einsatz und kann tagsüber nach Alarmierung innerhalb von 15 Minuten in der Luft sein. In der Nacht muss die Besatzung innerhalb von 60 Minuten starten, aber in der Praxis sind die Reaktionszeiten oft viel kürzer.

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Umfassende Ausrüstung

Die H145 LUH SAR sind umfassend ausgerüstet, meist mit L-3 Wescam MX-15 (elektro-optisches und Infrarot-Bildgebungssystem) und TrakkaBeam-A800-Suchscheinwerfer mit hoher Intensität und fünf Farbmodi. Das FLIR-System wird vom Sanitäter bedient. Major "Florian" (richtiger Name wird von der Bundeswehr nicht genannt) erklärte dazu: "Die Wescam ist großartig, aber manchmal kann man mit den NVGs (Night Vision Goggles) besser sehen, da die Ausgabe der Kamera nur auf einen A4-Bildschirm projiziert wird. Den Kopf kann man bewegen, und wenn man etwas sieht, kann man dem Operator sagen, dass er mit der Kamera auf einen bestimmten Punkt fokussieren soll. Es ist also eine Kombination aus Crew und Kamera, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Erst die Augen, dann die Kamera!" Die H145 LUH SAR haben zusätzlich eine leistungsstarke Winde mit einer Seillänge von 90 Metern, die zwei Personen oder ein Gewicht von 250 Kilogramm heben kann. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist der CENTUM "Lifeseeker". "Die Antennen sind deutlich unter dem Heckausleger zu erkennen. Mithilfe der IMSI-Nummer (International Mobile Subscriber Identifier) eines Handys, die uns von den Behörden oder der Polizei mitgeteilt wird, können wir die Position des Handys der vermissten Person triangulieren", erklärt Major "Florian".

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Brandbekämpfung

Die SAR-Innenausstattung wurde von Air Ambulance Technology geliefert und umfasst eine Trage und Sitzplätze für den Sanitäter sowie eine weitere (medizinische) Begleitperson. Die medizinische Ausrüstung umfasst ein Beatmungsgerät, einen Absaugkatheter, einen Defibrillator und einen Patientenmonitor, eine Trage und drei Infusionspumpen. Ein sehr wichtiger Nebenjob für die H145 LUH SAR ist die Brandbekämpfung. Das ganze Jahr über werden viele Übungen mit der örtlichen Feuerwehr, der Polizei und privaten Unternehmen zur effektiven Bekämpfung von Waldbränden durchgeführt. Der H145 LUH SAR trägt normalerweise den 800 Liter fassenden "Bambi Bucket". Daneben kommt der 900 Liter fassende "Semat Water Tank" zum Einsatz, der die Ladung in nur drei Sekunden oder mit einem "Spray Dump" absetzen kann, bei dem das Wasser in 15 bis 30 Sekunden versprüht wird. Die Wescam MX-15 FLIR kann unterirdische Brände lokalisieren und zudem nach einem Brand eine wertvolle Hilfe sein, um festzustellen, wo noch Glutherde sind. Die leistungsstarke Goodrich-Seilwinde ist eine enorme Verbesserung gegenüber der 45-Meter-Seilwinde der UH-1D Huey. Sie ist auch bei der Brandbekämpfung von großem Nutzen, um speziell ausgebildete Feuerwehrleute, zum Beispiel von der Bergwacht, aus schwer zugänglichen Gebiete oder in diese zu transportieren.

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Ausbildung vor Ort

Die Staffel ist also mit einer Vielzahl von Aufgaben betraut. "Von den sieben Hubschraubern stehen uns nur drei für Spezialeinsätze und Ausbildung zur Verfügung, da die anderen drei an ihren SAR-Stationen sind und eine vierte in Bereitschaft steht, falls ein Wechsel bei den SAR-Stationen oder während der Wartung notwendig wird. Es ist jedoch eine zusätzliche H145 verfügbar. Diese (77+08) ist etwa zwei Drittel des Jahres auf dem Flugplatz Manching bei der WTD 61 zu Test- und Ausbildungszwecken stationiert. Ihr fehlen die markanten orangefarbenen SAR-Türen und sie hat keine SAR-Innenausstattung", erklärt Major "Florian". "Was die Ausbildung betrifft, so wird sie jetzt auf der H145 vor Ort durchgeführt, nachdem die Flugschüler von der IHTC (International Helicopter Training Centre) in Bückeburg kommen. Nur der theoretische Teil für die H145 wird noch bei Airbus absolviert. Seit ein paar Monaten nutzen wir zusätzlich einen Simulator in Frankfurt von Lufthansa Aviation Training, um den Ausbildungsdruck im Verband zu verringern. Zurzeit haben wir zwei neue Flugschüler, die mindestens ein- bis anderthalb Jahre oder rund 150 Flugstunden benötigen, bevor sie voll einsatzfähig sind und zu einem SAR-Einsatz geschickt werden können."

Nachteinsätze

"Alle Einsätze bei Nacht und schlechtem Wetter sind eine Herausforderung, denn wir können fliegen, wenn die zivilen Rettungshubschrauber nicht mehr fliegen dürfen. Beim Ahrtal-Hochwasserhaben wir mehr als 100 Menschen von Bäumen, Dächern, Balkonen und aus Fenstern gerettet", erinnert sich "Florian". "Ich hatte auch zwei Nachteinsätze bei schlechtem Wetter mit kleinen Babys für eine Herztransplantation. Es war schwierig mit der Bell Huey bei schlechtem Wetter zu fliegen, aber mit dem neuen Hubschrauber ist es okay. Wir sind vom Volkswagen Käfer der 60er Jahre auf die Mercedes S-Klasse gewechselt".