Arado Ar 196 wird in Nordholt restauriert

Arado Ar 196 Bordflugzeug
Förderverein restauriert historische Ar 196

Inhalt von
Zuletzt aktualisiert am 15.02.2017

Mitglieder des Fördervereins Arado 196 e.V. haben bereits mit vorbereitenden Arbeiten begonnen, d.h. in einem ersten Schritt geht es um Bestandsaufnahme und Befundung. Das über 70 Jahre alte Flugzeug  hat eine lange Reise hinter sich und dabei signifikante Beschädigungen erlitten. Nach Ende des 2. Weltkriegs gelangte der Schwere Kreuzer „Prinz Eugen“ mit zwei Arado 196 an Bord als Kriegsbeute in die USA. Während der Kreuzer zwei Atombombentests im Bikini-Atoll überstand und Reste des Schiffes heute in einer Lagune der Marshall-Inseln ruhen, absolvierten die beiden Bordflugzeuge im Rahmen von Katapultuntersuchungen in Philadelphia noch einige wenige Flugstunden. Eine der beiden Maschinen verblieb am Ende in einem Depot des National Air and Space Museum (Smithsonian) bei Washington DC. Die andere gelangte über die Naval Air Station Joint Reserve Base Willow Grove in Pennsylvania zum National Naval Aviation Museum in Pensacola, Florida. Auf dem Transport dorthin wurde die Arado 196 beim Unterqueren einer Brücke stark beschädigt. Dieses Flugzeug befindet sich nun seit Ende 2012 in Nordholz.

Frühere Versuche, die Arado 196 nach Deutschland zurück zu holen, sind gescheitert, weil amerikanische Gesetze die Rückgabe von Kriegsbeute nicht zulassen. Fregattenkapitän Hans-Peter Weber, seinerzeit Kasernenkommandant und Leiter der Marinefliegerlehrsammlung,  gelang es jedoch 2012, das Flugzeug als Leihgabe zurück nach Deutschland und zum Marineflieger-Stützpunkt in Nordholz zu holen. Anlässlich der Feierlichkeiten„100 Jahre Marineflieger“ konnte die Arado 196 Mitte 2013 erstmals der deutschen Öffentlichkeit gezeigt werden. Der mit den USA geschlossene Leihvertrag sieht vor, das historische Flugzeug so zu restaurieren, dass es ausgestellt werden kann.

Aus verschiedenen Gründen scheiterte die damals angedachte Restaurierung durch das Museum Aeronauticum. Anfang 2016 initiierte daher der damalige Kommandeur des Marinefliegerkommandos, Kapitän zur See Detlefsen, die Gründung eines gemeinnützigen Fördervereins. Aufgabe des Fördervereins Arado 196 e.V. ist es, die hier befindliche Arado 196 in enger Kooperation mit den Nordholzer Marinefliegern zu restaurieren. Hierzu werden dem Förderverein im Rahmen der Möglichkeiten der Marineflieger Werkstätten, Materialen, Geräte und Bearbeitungskapazität zur Verfügung gestellt.

Im Förderverein haben sich bis heute schon 25 Mitglieder engagiert. Sie alle bringen unterschiedlichste Erfahrungen mit: Handwerker aus der Luftfahrt, Ingenieure, Kaufleute, Hobbyflieger, Historiker – sie alle eint das herausragende Engagement für ein einzigartiges Projekt, die Restaurierung eines historischen Marineflugzeugs auf ehrenamtlicher Basis.

Der Verein braucht Ihre Hilfe

Der Vorstand des Fördervereins besteht aus 5 Personen, darunter 3 Ingenieure. Vorsitzender ist Dipl.-Ing. Uwe Giesecke, sein Vertreter ist Dr.-Ing. Harald Wilms. Herrscher über die Finanzen ist der ehemalige Technische Offizier der Marineflieger, Hans-Joachim Erckmann. Schriftführer ist Dirk Wurzer, ein begeisterter Hobbyflieger. Verbindungsoffizier zu den Marinefliegern ist Korvettenkapitän und Dipl.-Ing. Patrick Jacobi.

Die Struktur des Fördervereins sieht die Einrichtung von Arbeitsgruppen vor, die themenspezifische Aufgaben übernehmen, z.B. Dokumentation und Grundlagen, ferner Recherche, Restaurierung und Werkstattbetrieb. Hochinteressant ist die Arbeit der Rechercheure. Für die Restaurierung und der dabei anfallenden Instandsetzungs- und Nachbauarbeiten usw. bedarf es Konstruktions- und Fertigungsunterlagen. 

Solche Unterlagen scheinen vom Erdboden verschwunden. Die wesentlichen Arado-Werke befanden sich im Osten Deutschlands. Was bei Kriegsende nicht zerstört war, wurde dann zerstört oder demontiert und mitgeführt. Vieles verschwand in der damaligen Sowjetunion. Auch in Frankreich und in Holland, wo während der letzten Kriegsjahre Arado 196 endmontiert wurden, sind die Nordholzer Schatzsucher bisher erfolglos gewesen.

Auch in Bulgarien, wo sich eine dritte erhalten gebliebene Arado 196 im Luftwaffenmuseum bei Sofia befindet, gibt es keine Bauunterlagen. 

Der Förderverein gibt die Hoffnung nicht auf, dass es doch noch gelingt, Konstruktions- und Fertigungsunterlagen aufzutreiben. Daher ein Appell an alle Leser: Schauen Sie sich um, auf Dachböden, in Kellern, in Archiven. Auch Ersatzteile sind interessant, vor allem Cockpit-Instrumente. Wer dem Projekt „Restaurierung Arado 196“ hilft – mit Spenden, Sachleistungen, Mitarbeit oder durch Erwerb der Patenschaft für eine Flugzeugbaugruppe – erhält einen Ehrenplatz auf der Tafel der Förderer dieses einmaligen Vorhabens. Das Patenschaftsmodell könnte auch ein Anreiz für Luftfahrzeugfirmen werden, wenn es darum geht, das Triebwerk und seine Nebengeräte, den Flugzeugführerraum mit dem Pilotensitz, den Beobachterraum und andere Teilsysteme wieder herzurichten.

Während des Restaurierungsprozesses wird es möglich sein, die Arado 196 zu sehen und den Arbeitsfortschritt am Flugzeug zu beobachten. Über das Deutsche Luftschiff- und Marineflieger-Museum Aeronauticum in Nordholz besteht die Möglichkeit des Zugangs zur Arado-Halle.

Der Förderverein Arado 196 e.V. erteilt gerne weitere Auskünfte. Er ist erreichbar über info@arado196.de oder telefonisch unter 04721-6669399.