Grumman TBF Avenger
Die trägergestützte Avenger war die dringend benötigte Nachfolgerin der veralteten Douglas Devastator. Die Navy-Ausschreibung forderte eine Höchstgeschwindigkeit von über 480 km/h, eine Kampfreichweite von mindestens 1800 km, eine Nutzlast von mindestens drei 225 kg-Bomben oder einem Torpedo und, mit voller Zuladung, eine Startstrecke von höchstens 100 Metern bei 45 km/h-Wind über Deck, und dies bei einer Mindestgeschwindigkeit von 110 km/h.
Grumman-Konstrukteur William T. Schwendler setzte sich mit seinem eng an der Wildcat angelehnten Entwurf durch. Am 7. August 1941 startete Bob Hall mit dem Prototyp XTBF-1 (BuNo 2539) in Bethpage zum Erstflug. Dabei zeigten sich Schwerpunktprobleme mit dem anfänglich zu weit hinten befestigten Motor, Kühlungsprobleme und zu kleine Steuerflächen am Heck. Am 3. Januar 1942 rollten die ersten verbesserten Serienflugzeuge aus der Halle.
Den ersten Avenger-Kriegseinsatz gegen die japanische Flotte führten sechs Avenger der VT-8 am 4. Juni 1942 in der Schlacht um Midway durch. Dabei wurden fünf Flugzeuge abgeschossen, ohne einen Torpedotreffer landen zu können. Erst verbesserte Torpedos ermöglichten der Avenger eine höhere Abwurfgeschwindigkeit, damit sie sich im gefährlichen niedrigen Zielanflug dem Abwehrfeuer der angegriffenen Schiffe kürzer aussetzen musste. Schon in der Schlacht von Guadalcanal entwickelte sich die robuste TBF, beziehungsweise ihr General-Motors-Lizenzbau mit der Bezeichnung TBM, zur gefürchteten Waffe, nicht nur über dem Pazifik, sondern bald auch über dem Atlantik.
Bis September 1945 wurden 9827 Avenger-Serienflugzeuge gebaut. Die sehr voluminöse Rumpfform und die hohe Zuladung machten die Avenger auch zur geeigneten Plattform für viele Radaranlagen, deren klobige Elektronik man an Bord unterbringen konnte. Spezielle Träger-Transportversionen konnten bis zu sieben Passagiere befördern.
Im Krieg wurde die TBF/TBM bei US Navy, US Marines, dem britischen Fleet Air Arm (Bezeichnung hier zwischen 1943 und 1944 „Tarpon“) und der neuseeländischen Luftwaffe eingesetzt. Danach kamen Brasilien, Kanada, Frankreich, Uruguay und sogar Japan hinzu.
Ab Anfang der fünfziger Jahre gelangten zahlreiche Avenger als Löschbomber und Sprühflugzeuge an zivile Halter, wo sie, zuletzt in Kanada, noch nach der Jahrtausendwende flogen.
Flugfähige Exemplare





Gut drei Dutzend Avenger blieben bis heute flugfähig erhalten. Die meisten wurden nach dem Militäreinsatz als Löschflugzeuge zivil betrieben und anschließend an Sammler verkauft. Noch 1954 waren Avenger aus neuwertigen Ersatzteilen zusammengesetzt worden.
TBM-3E, N7835C
Die Avenger des „Planes of Fame“-Museums in Chino, USA wurde bei General Motors gebaut und erhielt die Inventarnummer 91264 der US Navy und wurde am 19. Juli 1945 in Dienst gestellt. Von August bis November 1945 war sie dem Flugzeugträger „USS Franklin“ (CV-13) zugeordnet. Wegen schwerer Beschädigungen vom März 1945 gelangte die Franklin vor Kriegsende jedoch nicht mehr zum Einsatz. „Ihre“ Avenger soll daraufhin auf die Seefliegerhorste NAS Weymouth in Massachusetts und NAS Norfolk in Virginia gelangt sein, bevor sie im August 1949 an die US-Westküste wechselte. Dort diente sie auf dem Fliegerhorst El Centro für Fallschirmabwurftests. Schon 1959 gelangte sie dann ins „Planes of Fame“-Museum, wo sie als N7835C zivil zugelassen wurde. Die Avenger nahm auch 1961 bei den Feierlichkeiten zum 50. Bestehen der US-Marineflieger in San Diego teil.
TBM-3E, „54“
Das „Flying Leatherneck Aviation Museum“ im kalifornischen Miramar stellt diese Avenger mit der Bordnummer 54 in den Farben der Marine Fighter Squadron 132, „The Crying Red Asses“, aus. Die 1932 in San Diego aufgestellte und 1958 aufgelöste Einheit der Marineinfanterie war vor allem im Pazifik im Einsatz. Laut Museum gelangte das ausgestellte Flugzeug nach seiner Indienststellung am 16. Juni 1945 aber nie in den Fronteinsatz, sondern diente bis 1962 lediglich als Trainer. Dabei kamen immerhin 792 Flugstunden zusammen.
TBM-3E, N8397H, „59“
Das „War Eagles Museum“ in New Mexico, USA, stellt diese flugfähige Grumman Avenger in blauer Zweitonlackierung aus. Diese TBM-3E mit der Baunummer 2198 erinnert an das Flugzeug von US-Präsident George Bush Senior, der als Pilot einer Avenger bei seiner 58. Mission im September 1944 über einer japanisch besetzten Pazifikinsel abgeschossen wurde, als er eine Funkstation angriff. Als einziger der drei Insassen überlebte Bush und landete am Fallschirm im Meer, wo ihn ein amerikanisches U-Boot, die „Finback“, aufnahm und nach 30 Tagen zurückbrachte. Bush landete in seiner Zeit bei den Marinefliegern 126-mal auf Flugzeugträgern und sammelte 1228 Flugstunden an.
TBM-3E, „415“, SK
Der historische Flugzeugträger „USS Midway“ liegt seit 2004 in San Diego als Museum vor Anker. Zu seiner ständigen Flugzeugsammlung zählt auch eine Avenger im Hangardeck. Das Flugzeug parkt mit angeklappten Tragflächen. Bei laufendem Triebwerk konnte die Avenger ihre Tragflächen binnen weniger Sekunden anlegen oder ausklappen und so auch rollen.
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 06/2011