Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Bf 109 fast gänzlich vom Himmel verschwunden. Nur in der Schweiz und in Finnland flogen noch bis 1949 beziehungsweise 1954 originale Flugzeuge aus deutscher Produktion. Hinzu kamen die zwischen 1946 und 1949 gebauten tschechischen Avia S-99 und S-199 mit Jumo-Motor. Hispano Aviación produzierte schließlich in Sevilla ab 1947 noch die HA-1109 mit Hispano-Suiza-12Z- und ab 1954 die HA-1112 mit Rolls-Royce-Merlin-Motoren. Diese Buchóns flogen noch bis 1967 bei den spanischen Luftstreitkräften, der Ejército del Aire.
Durch einen glücklichen Zufall entgingen viele der noch vorhandenen spanischen Maschinen der Verschrottung. United Artists war nämlich gerade bei den Vorbereitungen des Films „Battle of Britain“ („Luftschlacht um England“) und wollte möglichst viel Action in der Luft. Hamish Mahaddie, ein ehemaliger Bomberpilot der Royal Air Force, war damit beauftragt, die notwendigen flugfähigen Jäger und Bomber aufzutreiben. Er griff beherzt zu und kaufte nicht weniger als 28 Buchóns, von denen wohl 17 noch einsatzfähig waren. Die ersten Aufnahmen wurden im März 1968 auf dem Flugplatz Tablada bei Sevilla gedreht, spätere Szenen entstanden auch in Duxford und über Frankreich. Nach dem Ende der Dreharbeiten im Herbst wurden die HA-1112 an begierige Warbird-Fans verkauft und bildeten so den Pool, aus dem sich fast alle heute noch fliegenden Messerschmitt- Jäger rekrutieren.
In den über 40 Jahren seither haben die Buchóns meist eine wechselvolle Geschichte mit diversen Eignern erlebt. Die HA-1112- M1L mit der Zulassung G-AWHE, die seit Mai 2011 wieder im britischen Warbird-Mekka Duxford fliegt, gehörte zum Beispiel lange Jahre der Confederate Air Force (heute Commemorative Air Force). Dort flog sie mit diversen Fantasieanstrichen als Maschine des JG 52 und sogar der Legion Condor. Nachdem die Buchón fast 20 Jahre abgestellt war, wurde ab 1999 eine Restaurierung durchgeführt. Im Mai 2004 kam sie endlich wieder in die Luft. Bald darauf stand sie zum Verkauf und wurde für vermutlich 650 000 Dollar (490 000 Euro) an die Spitfire Ltd. In England verkauft. Die Historic Flying Ltd. in Duxford hatte weitere Arbeiten durchgeführt, bevor die nun als G-AWHE zugelassene HA-1112-M1L am 6. Mai 2011 mit John Romain den ersten Testflug in Duxford durchführte. Seither ist sie, lackiert in den Farben des Flugzeugs von Major Erich Gerlitz, Kommandeur der III. Gruppe des JG 53 „Pik-As“, auf zahlreichen Flugtagen vertreten. Eine zweite HA-1112 ist seit 2006 ebenfalls in Duxford stationiert. Die G-BWUE wurde von der Real Aeroplane Company restauriert und zunächst in den Farben des Flugzeugs von Hauptmann Werner Schroer (JG 27) lackiert. Im Jahr 2010 erhielt sie einen neuen Anstrich mit der Fantasiekennung „Gelbe 10“.
Die dritte HA-1112 in Europa ist bei der Air Fighter Collection auf dem Flugplatz Heringsdorf auf Usedom beheimatet. Die heutige D-FMVS ging nach ihrem Filmauftritt 1968 (als „rote 5“) zur Confederate Air Force nach Harlingen in Texas (Zulassung N9939). Dort wurde sie im Oktober 1976 bei einer heftigen Bauchlandung schwer beschädigt, als sich der Pilot bei einem tiefen Vorbeiflug verschätzte. Erst Anfang der 1990er Jahre machte sich der Geschäftsmann Harold Kindsvater aus Clovis in Kalifornien an eine Restaurierung – für die Buchón hatte er seine Bf 108 und einen Fieseler Storch an die CAF abgegeben. Es dauerte fast zehn Jahre, bis die HA-1112 (nun mit der Zulassung N109W) am 5. Oktober 2000 wieder in die Luft kam. Den Erstflug führte Charlie Brown durch, Kindsvater selber musste erst auf der T-6 trainieren, bevor er im Juli 2001 erstmals den Jäger flog.
Richtig glücklich wurde Kindsvater mit seiner Me aber wohl nicht, denn bereits 2005 stand sie für 1,5 Millionen Dollar (1,1 Mio. Euro) zum Verkauf. Bis die HA-1112 aber einen Abnehmer fand, dauert es etwas. Erst im Januar 2010 kam die Maschine zu Meier Motors in Bremgarten. Dort wurde sie gründlich gecheckt, bevor Walter Eichhorn am 12. Mai den ersten Flug in Deutschland durchführte. Derzeit ist die Maschine nach einem Rollunfall im Mai 2013 außer Gefecht, wird aber wohl bei Meier Motors repariert.
Bf 109 bei Messerschmitt-Stiftung





Neben der Bouchón gibt es in Deutschland noch drei weitere Messerschmitt-Jäger, die flugfähig hergerichtet werden können. Sie sind bei der Messerschmitt-Stiftung in Manching beheimatet und laufen unter der Typenbezeichnung Bf 109, obwohl auch sie auf spanischen Zellen basieren. Am längsten im Einsatz war die D-FMBB, die der Flugzeugkonzern MBB in den 80er Jahren wieder aufbaute. Nach der Bruchlandung der ersten D-FMBB im Juni 1983 besorgte man sich bei dem französischen Sammler Jacques David die HA-1112-M1L, Werknummer 156, und passte sie entsprechend an, um einen originalen DB-605-Motor unterzubringen. Hermann Liese, damals ein bekannter Kunstflugpilot, startete am 23. Juni 1986 mit der jetzt als Bf 109 G-6 deklarierten Maschine zum Erstflug. Das Flugzeug erlitt bei der ILA 2002 in Schönefeld einen kapitalen Motorschaden. Mit einem Ersatzmotor ging es dann im April 2004 wieder in die Luft.
Die zweite deutsche Bf 109, eine G-10, hatte der Spediteur Hans Dittes 1982 als HA-1112-M1L nach Mannheim gebracht und restauriert. Walter Eichhorn flog sie im August 1986 ein. Dittes gab sich aber mit einer Buchón nicht zufrieden und erwarb in den folgenden Jahren diverse Bauteile der K-4-Serie, der Bf 109 G-10 und schließlich in der CSSR wesentliche Komponenten einer G-10 mit der Werknummer 151591. Auch einen DB-605D-1-Motor konnte er schließlich auftreiben. Von 1993 bis 1995 wurde der Umbau durchgeführt. Die „schwarze 2“ flog am 23. März 1995 mit Mark Hanna in Mannheim zum ersten Mal. 1998 erlitt die als D-FDME zugelassene Maschine bei einem Rollunfall schwere Schäden, sie wurden aber bis November 2000 wieder repariert.
Im Jahr 2001 verkaufte Dittes das Flugzeug an die Messerschmitt-Stiftung. Von 2003 bis Anfang 2006 war die Maschine mit einem Motorschaden außer Gefecht. Auch danach wurde die D-FDME vom Pech verfolgt. Nach einer Vorführung auf der ILA im Mai 2008 knickte bei der Landung ein Federbein ein. Die nachfolgende Überholung zog sich bis 2011 hin. Erst am 5. April hob Klaus Plasa in Manching wieder mit dem Flugzeug ab, das inzwischen als „gelbe 3“ umlackiert worden war. Ein weiterer Motorschaden Mitte 2011 folgte.
Solche Probleme sind bei der Bf 109 nie auszuschließen, und so ist es gut, dass die Messerschmitt-Stiftung auf eine weitere Bf 109 zurückgreifen kann. Die D-FWME gehört seit 2008 zur Flotte. Sie wurde von der Me Air Company gekauft. Hinter dieser Firma verbargen sich die Piloten Werner Grammel, Siegfried Knoll und Wilhelm Heinz, die sich mit dem Flugzeug einen Traum erfüllten. Ab 1997 hatten sie in aller Stille in Degerfeld auf der Schwäbischen Alb eine HA-1112-M1L restauriert und mit Teilen von Bf-109-Flugzeugen sowie nachgebauten Komponenten vervollständigt. Auch einen stilechten DB 605A hatte die Maschine erhalten. Sie startete am 23. August 2004 zum Erstflug.
Kaum ein Jahr später, am 15. Juli 2005, machte Siegfried Knoll allerdings bei einer missglückten Landung Bruch. Obwohl Me Air den auch mit Spenden von vielen Fans unterstützten Wiederaufbau in Angriff nahm, wurde das Flugzeug letztlich an die EADS verkauft. In Manching erwischte es die DFWME allerdings bald wieder. Die Bauchlandung nach Fahrwerksproblemen am 15. April 2008 überstand sie aber glimpflicher, und seit 2009 ist die „rote 7“ ein gern gesehener Gast auf diversen Flugtagen. So auch am 18. August 2013 im dänischen Roskilde, wo Klaus Plasa jedoch wegen Motorproblemen eine Bauchlandung in einem Weizenfeld machen musste.
Bf 109 für 4,5 Millionen Dollar





Wie erwähnt basieren alle bisher aufgelisteten „Bf 109“ auf spanischen Buchóns. Es gibt heute nur zwei Flugzeuge, die zumindest formal auf „Original“-Zellen aufbauen. Schon lange bekannt ist dabei die „weisse 14“, eine Bf 109 E-7, die man im Herbst 1992 aus dem Pja-See in Lappland geborgen hatte. Dort war sie nach einer Notlandung im August 1942 versunken. Craig Charlston wurde vom Flugzeugmuseum in Santa Monica mit der Restaurierung der einst bei Erla in Lizenz gebauten Maschine beauftragt. Sie flog, zugelassen als N81562, am 29. September 1999 wieder.
Nach einigen Jahren in Kalifornien ging die Bf 109 E-7 im Jahr 2003 an die Russell Group in Kanada. Dort wurde sie 2009 beschädigt, als John Romain beim Start einen Pfosten traf. Die Reparatur dauerte aber nicht lange, und bald war die E-7 wieder auf diversen Flugshows zu sehen. Seit Mai 2013 steht sie zum Verkauf – für die Kleinigkeit von 4,5 Millionen US-Dollar (3,4 Mio. Euro).
Eine solche Summe wären für Multimilliardär Paul Allen nur Peanuts. Allen hat in sei ner Flying Heritage Collection am Flugplatz Everett im Bundesstaat Washington seit 1999 eine Bf 109 E-3 im Bestand. Mit dem Flugzeug aus der Erla-Produktion (Werknummer 1324) hatte Unteroffizier Eduard Hemmerling im Juli 1940 am Strand von Cap Blanc-Nez bei Calais eine Bruchlandung hingelegt, die er nicht überlebte. Was von der Maschine noch übrig war, wurde 1988 geborgen. Craig Charlston begann 1994 mit dem Wiederaufbau, zeitweise gehörte die Maschine auch David Price und der Alpine Fighter Collection. Seit 2004 ist die Bf 109 E-3 als N342FH zugelassen. Bis zum Erstflug dauerte es aber noch: Erst am 22. März 2008 startete Steve Hinton auf dem Paine Field in Everett. Seither wird die Maschine bei einigen der mehrmals jährlichen stattfindenden„Flying Days“ des Museums vorgeführt.
Im Gegensatz zu den einstigen Gegnern Spitfire und P-51 Mustang hält sich die Zahl der flugfähigen „Bf 109“ also in Grenzen. Immerhin kann man auf etwas Zuwachs hoffen. Im Frühjahr gab es Meldungen, dass Eric Vormezeele daran arbeitet, seine HA-1112-M1L Buchón wieder fit zu machen. Die als OOMAF registrierte Maschine befindet sich seit 1985 im Besitz der Vormezeele Collection.
Meier Motors in Bremgarten wiederum hat von Robs Lamplough, einem bekannten Enthusiasten und Sammler von historischen Flugzeugen, den Auftrag erhalten, eine Bf 109 E-1 zu restaurieren und wieder in flugfähigen Zustand zu bringen. Die Maschine hatte die spanische Dienstnummer C.5-88 und flog mit der taktischen Kennung 6-88 im spanischen Bürgerkrieg. Trotz des relativ schlechten Zustandes des Rumpfes sind erstaunlich viele Originalteile wiederverwendbar. Die Flügel sind in einem guten Zustand, wie auch die Leitwerke und weitere Anbauteile. Als Motor ist natürlich ein Daimler Benz 601 vorgesehen.
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 07/2013