Mangelnden Weitblick kann man den Ingenieuren der Dornier GmbH in Friedrichshafen nicht unterstellen. Schon in den 60er Jahren erdachten sie ein flexibles Training-Flugzeug, das die große Vielfalt an Ausbildungsmustern reduzieren und so die Kosten senken kann. Ihr Erfolgsrezept sollte ein Jet mit "variablen Flugeigenschaften" sein. Dieser universelle Trainer eignete sich sowohl für die Grundausbildung als auch für die Fortgeschrittenenschulung.

Nicht nur bei der Luftwaffe sollte die P.375 die Pilotenausbildung vereinfachen. Dornier prognostizierte einen jährlichen Bedarf von 200 Flugzeugen.
Fliegender Simulator
Schon damals wollten die Konstrukteure ein veränderbares Flugverhalten erreichen, das sich an entsprechende Einsatztypen anpassen lässt. Ein Rechner an Bord sollte die Steuereingaben entsprechend simulieren. Allerdings waren sie sich der Herausforderungen durchaus bewusst: "Der technische Aufwand, der zur Simulation der Flugeigenschaften erforderlich ist, sollte nicht unterschätzt werden", heißt es in einem Bericht aus dem Jahr 1967. "Der Flugeigenschaftssimulator besteht aus einem elektronischen Analogrechner, der in den Steuerkreis eingefügt wird. Die Programmierung könnte beispielsweise durch Steckkarten mit gedruckten Schaltungen erfolgen, deren Elemente die für die Simulation des gewünschten Einsatzflugzeuges erforderlichen Werte besitzen."

Als Antrieb sollten zwei britische Turbofans dienen.
Austauschbarer Flügel
Aber nicht alles lässt sich simulieren: Für die Überschall-Variante war eine neue Tragfläche mit höherer Pfeilung vorgesehen, die sich gegen den Unterschall-Flügel austauschen ließ. Die ebenfalls avisierte V/STOL-Version (Vertical/Short Take-off and Landing) hätte unter anderem Hubbläser in der Tragfläche bekommen. Als Antrieb waren zwei Exemplare des geplanten (aber nie verwirklichten) Bristol Siddeley BS 358-01 vorgesehen, wahlweise auch mit Nachbrenner. Sie fanden in Gondeln auf dem Rumpfrücken Platz.
Drei Jahre bis zum Erstflug
Bei einer Serie von 200 Exemplaren schätzte Dornier damals den Stückpreis der Grundversion der P.375 auf bis zu einer Million Mark. Auch bei der Zeitplanung gab sich das Unternehmen optimistisch: Der Erstflug hätte schon drei Jahre nach Entwicklungsbeginn erfolgen können. Den finanziellen Aufwand bezifferte man auf rund 60 Millionen Mark. Doch das ehrgeizige Projekt blieb auf dem Papier. Wenige Jahre später tat sich Deutschland mit Frankreich zusammen, und Dornier baute zusammen mit Dassault den Alpha Jet.

Die Tragfläche und das Höhenleitwerk der Unter- und Überschallvarianten sollten austauschbar sein.
Technische Daten
Länge: 13,8 m
Höhe: 3,62 m
Spannweite: 9,0 m (Überschallversion: 6,0 m, V/STOL: 8,0 m)
Leermasse: 2400 kg
Startmasse: 4000 kg
Antrieb: zwei Bristol Siddeley BS 358-01 mit je 8,83 kN Schub
Höchstgeschwindigkeit: Mach 0.9 (Überschallversion: Mach 1.6)