Wie wird es weitergehen, und wird die D-AQUI wieder fliegen? Diese Frage beschäftigte im Anschluss an die Diagnose neben den Verantwortlichen auch die vielen Fans der „Tante Ju“. Die gute Nachricht folgte bald darauf: Die Techniker der Lufthansa arbeiteten bereits kurz nach Bekanntwerden mit Hochdruck an der Behebung des Schadens. Da es sich um eine sehr aufwendige Reparatur handelt, für die eigens eine spezielle Vorrichtung konstruiert und hergestellt werden muss, dauert die Reparatur über die reguläre Winterliegezeit hinaus an. Die Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung (DLBS) macht bei der Instandsetzung große Fortschritte. Rahmen zur Stabilisierung wurden gebaut und einige Bauteile komplett neu angefertigt.
Jetzt ist ein weiterer wichtiger Schritt geschafft. Die Vorrichtungen zur Stabilisierung sind entfernt, das Fahrwerk wieder montiert, und die beiden Tragflächen wurden für eine erste Anprobe montiert. Dies ist erforderlich, um die korrekte Position von Mittelholm und Flächen für die weiteren Schritte festzulegen. Nach der Anprobe werden alle Teile wieder demontiert und für die Endfertigung vorbereitet.
Der gesamte Vorgang, wie der Einbau des Holms und die Flächenmontage, wiederholt sich nach der Veredelung der Ersatzteile. Befestigungsbleche und der neue Holm durchlaufen verschiedene Prozesse, bevor sie korrosionsgeschützt endgültig eingebaut werden.
Fliegendes Denkmal
Das Herzstück der DLBS ist seit 1936 in der Luft. Nach ihrem Erstflug setzte die damalige Lufthansa das in den Junkers-Flugzeugwerken in Dessau gebaute Passagierflugzeug ein. Es verbrachte fast 20 Jahre abwechselnd in Deutschland und Norwegen. Dort sollte es 1955 auch außer Dienst gestellt werden. Da die Ju zu groß für ein Museum in Oslo war, wurde sie nach Südamerika verkauft und fristete ihr Dasein dort von 1957 bis 1963.
In Ecuador drohte schließlich das Aus. Lange Jahre stand die Ju am Rande des Flughafens von Quito und geriet allmählich in Vergessenheit. Wind und Wetter schutzlos ausgesetzt, verschlechterte sich ihr Zustand zusehends. 1969 kam die Rettung: Ein amerikanischer Flugzeugfan nahm sich der Dreimot im Wellblechkleid an und brachte sie in die USA. 16 Jahre lang tourte die Ju nun als „Iron Annie“ quer durch die Vereinigten Staaten und begeisterte das Publikum auf vielen Flugschauen.
Die Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung, die sich dem Erhalt historischer Flugzeuge widmet, erwarb die Junkers 1984 und restaurierte sie mit großem Aufwand. Pünktlich zu ihrem 50. Geburtstag erfolgte der erneute Erstflug. Seither fasziniert das als D-AQUI bekannte Schmuckstück – das offizielle Kennzeichen ist D-CDLH – in jedem Jahr rund 10 000 Rundfluggäste.
Fliegen in seiner ursprünglichen Form

Allein in der letzten Saison haben 6300 Fluggäste die nostalgische Zeitreise an Bord der „Berlin-Tempelhof“ angetreten. Der Oldtimer mit dem Lufthansa-Kranich am Leitwerk startete und landete rund 420-mal auf 40 Flugplätzen in ganz Deutschland und Österreich und brachte es auf gut 300 Flugstunden.
Einer der Saisonhöhepunkte für die „alte Tante Ju“ war die Ernennung zum „beweglichen Denkmal“ während der Airport Days in Hamburg. Damit würdigte das Amt für Denkmalschutz nicht nur die einzigartige luftfahrthistorische Bedeutung des Oldies, sondern auch das große Engagement der Stiftung und ihrer Techniker. Als einziges noch im Einsatz befindliche Passagierflugzeug der Welt mit dieser Auszeichnung macht es die Betreiber natürlich besonders stolz, die Ju in ihrem Hangar zu haben.
Die kurz nach der Verleihung erfolgte vorzeitige Einstellung des Flugbetriebs war natürlich ein ziemlicher Dämpfer. Das Ende der Arbeiten ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt abzusehen, und die DLBS arbeitet an der Wiederaufnahme des Passagierbetriebs. Bereits im letzten Jahr erworbene Gutscheine und Tickets behalten ihre Gültigkeit und können, sobald die „Grande Dame der Lüfte“ wieder fliegt, eingelöst werden.
Für die anstehende Saison sind auch schon einige Auftritte geplant, zum Beispiel bei den Airliner Classics in Speyer. Das lässt hoffen, dass die mittlerweile 80-jährige Ju bald zurück ist am Himmel über Deutschland.
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 04/2016