Der zunehmende Flugverkehr der Royal Air Force Gatow machte bald schon einen Ausbau des Rollfelds nötig. Erst ließen die Briten die Graspiste von Berliner Arbeitern und deutschen Kriegsgefangenen mit Stahlblechen befestigen sowie auf 1.325 Meter verlängern. Ab 1946 wurde Gatow auch zivil genutzt, zum 1. September nahm BEA den Linienflugbetrieb zwischen London und Berlin-Gatow auf. So wurde es auch Zeit für eine betonierte Startbahn, mit deren Bau im März 1947 begonnen wurde, und die schließlich mit 1.830 Metern Länge aufwartete.

Unter britischer Regie entstand der Tower in seiner jetzigen Form.
Derweil zog mit der Errichtung kommunistischer Diktaturen in Osteuropa, mit Truman-Doktrin und schließlich der sowjetischen Blockade West-Berlins der Kalte Krieg herauf. Nach der Sperrung von Stromzufuhr, Straßen-, Wasser- und Schiffverkehr durch die Sowjets in der Nacht auf den 24. Juni 1948, beschlossen die Westmächte, ihre Sektoren dennoch zu halten und aus der Luft zu versorgen. Neben Tempelhof war Gatow anfangs der einzige in den Westsektoren gelegene Flugplatz, spielte also eine bedeutendere Rolle für das Gelingen der Luftbrücke, als allgemein bekannt ist. Tegel im französischen Sektor wurde erst am 5. November 1948 fertiggestellt. Auf der Havel, die parallel zum Kladower Damm fließt, konnten zusätzlich Sunderland-Wasserflugzeuge landen. Die Havel machte es auch möglich, eingeflogene Schüttgüter mit Lastkähnen stadteinwärts zu transportieren.
Operation Plainfare beginnt
Der Beginn der Luftbrücke vom niedersächsischen Faßberg nach Gatow datiert auf den 28. Juni 1948. Im Zuge der "Operation Plainfare" flogen erst 100, dann 200 Maschinen unterschiedlichster Typen am Tag ein. Im weiteren Verlauf wurde die Frequenz so weit optimiert, dass an einem Tag 12.000 Tonnen Versorgungsgüter ins abgeriegelte West-Berlin transportiert werden konnten. Durchschnittlich startete oder landete laut Militärhistorischem Museum der Bundeswehr alle fünf Minuten ein Flugzeug, in Spitzenzeiten sogar alle 62 Sekunden. Als die Sowjetunion ihre Blockade am 12. Mai 1949 aufhob, hatten RAF. und US Air Force zusammen 115.615 Flüge nach Gatow durchgeführt. Insgesamt 2,33 Millionen Tonnen Versorgungsgüter plus Post waren nach West-Berlin ein- und 30.000 Tonnen Industrieprodukte ausgeflogen worden. In den entleerten Maschinen waren außerdem 130.091 Berliner Bürger in die Besatzungszonen der Westalliierten gelangt. Noch im selben Jahr entstanden die Bundesrepublik Deutschland und die DDR.
Gatow gehörte ab 1951 wieder ganz dem Militär, der zivile Flugbetrieb zog nach Tempelhof um. Als die DDR am 13. August 1961 mit dem Mauerbau rund um die Westberliner Sektoren begann, verstärkte Großbritannien seine Präsenz in der geteilten Stadt. Einmal mehr entstanden in Gatow und Kladow neue Häuser für die Soldatenfamilien, von den Briten "Officers Married Quarters" genannt. Noch heute wohnt auf dem Gelände der General-Steinhoff-Kaserne ein Brite in seinem Häuschen – Gewohnheitsrecht. Fernmeldeaufklärung und Kontrollflüge bestimmten den militärischen Alltag bis zum Fall des Eisernen Vorhangs. Seit 1958 waren Schulflugzeuge des Typs Chipmunk in Gatow stationiert, die sich besonders gut für die Erkundung und die Kontaktpflege zu den übrigen Alliierten eigneten. 1970 kamen drei Westland Bell Sioux hinzu, die fünf Jahre später durch Gazelle-Hubschrauber ersetzt wurden. Ein 1965 eingeweihtes neues Abfertigungsgebäude für die britischen Politiker, Soldaten und Mitglieder des Königshauses, die in Berlin eintrafen, steht heute nicht mehr. Der auf einer ehemaligen Ersatzrollbahn angelegte Golfplatz samt Clubhaus im ehemaligen Luftwaffen-Casino Nr. 21D hingegen schon. Was erklärt, warum sich der Zaun der heutigen Steinhoff-Kaserne so eigenwillig um das Clubhaus herum schlängelt. Von 1968 an fanden alle zwei Jahre die "Gatow Open Days" statt. Bis zu 100.000 Besucher zeugten hier vom guten Verhältnis der R.A.F. zur Berliner Bevölkerung.

Mit der Farewell-Parade verabschiedeten sich die Briten 1994 von Gatow.
Freundliche Übernahme
Mit Mauerfall und Wiedervereinigung zeichnete sich das Ende für die Royal Air Force Gatow ab. Im September 1994 verließen alle vier ehemaligen Siegermächte Berlin – als Freunde, wie Bundeskanzler Helmut Kohl in einer Rede hervorhob. Unzählige Kasernen, Grundstücke und Wohnungen wurden damit frei – und vielfach dem Verfall preisgegeben. In Gatow endete der Flugbetrieb am 30. Juni 1994, der Flugplatz wurde entwidmet, das markante "Funkfeuer Havel" auf dem Kladower Fuchsberg 1995 von der DFS abgebaut. Bei der großen "Farewell Parade" am 11. Mai 1994 zur Verabschiedung der Royal Air Force waren ein letztes Mal Flugzeuge und Hubschrauber der ehemaligen NVA, der Bundesluftwaffe und der R.A.F. zu bestaunen. Am 7. September 1994 übernahm die 3. Luftwaffendivision (bis April 1994 5. Luftwaffendivision) unter Generalmajor Jürgen Höche die Liegenschaft. Bestimmte Siedlungen und Gebäude aus Bundesbesitz wurden verkauft und fortan zivil genutzt. Ein Teil der Startbahn musste dem Neubau der "Landstadt Gatow" weichen. Was an Flugzeughallen und Kasernengebäuden übrigblieb, harrte der Renovierung und einer weiteren Nutzung. Diese fand sich für einen Teil des Flugplatzes in Form des Luftwaffenmuseums, das von Appen nach Berlin umzog.

Viele Exponate kamen als Außenlast unter CH-53-Hubschraubern in ihre neue Heimat.
Museum im Mittelpunkt
Seit 2011 trägt es die Bezeichnung "Militärhistorisches Museum der Bundeswehr – Flugplatz Berlin-Gatow", ist also dem MHM in Dresden zugeordnet. Neben einer vor wenigen Jahren neu gestalteten Dauerausstellung zur deutschen Militärfliegerei in Hangar 3 beheimatet das MHM Gatow in seinem Außenbereich eine Fülle an historischem Fluggerät aus Ost und West. In und vor den benachbarten Hallen lagern weitere luftfahrthistorische Schätze und warten auf ihre Restaurierung durch die Bundeswehr. Das Kernareal der ehemaligen Luftkriegsschule 2 wurde am 6. Oktober 1994 von Verteidigungsminister Volker Rühe im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen in General-Steinhoff-Kaserne (GSK) umbenannt. Johannes Steinhoff (1913 – 1994) war schwer kriegsversehrter Jagdflieger, von 1966 bis 1970 Inspekteur der Luftwaffe und von 1971 bis 1974 Vorsitzender des NATO-Militärausschusses. Er galt als Modernisierer der Luftwaffe und Bewältiger der Starfighter-Krise. Die strukturellen Anpassungen, sprich: Verkleinerung, der Bundeswehr führten im Juni 2006 zur Außerdienststellung der 3. Luftwaffendivision. Für die Lokalpolitiker begann eine mehrjährige Zitterpartie um die GSK. Mit Auflösung des Jägerbataillons 1 hatte Berlin bereits seine einzige "kämpfende Truppe" verloren, in die Blücher-Kaserne zog dann immerhin ein Teil des Sanitätsregiments 1 ein.
Zukunft gesichert
Um die Zukunft der General-Steinhoff-Kaserne zu sichern, bedurfte es einer weiteren Bundeswehrreform – der drastischen Neuausrichtung, die Verteidigungsminister Thomas de Maizière 2010 anstieß, gefolgt vom neuen Stationierungskonzept und der Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht im Folgejahr. Mit Einführung der Kommandos der Teilstreitkräfte als dem BMVg nachgeordneten Kommandobehörden wurde aus dem Führungsstab der Luftwaffe zum 1. Oktober 2012 das Kommando Luftwaffe. Mit Sitz in der General-Steinhoff-Kaserne sowie der Luftwaffenkaserne Wahn. Seither laufen in der GSK die Renovierungsarbeiten, aus weißen wurden ockergelbe Fassaden, innen wurde saniert und umgebaut, Teile des Kommandos arbeiteten eine Zeit lang in einem Containerdorf. Im denkmalgeschützten Gebäude mit der Turmuhr sitzt der Inspekteur der Luftwaffe, aktuell Generalleutnant Ingo Gerhartz, und betrachtet sicherlich mit Freude, wie seine Kaserne in der Hauptstadt wieder Form und Farbe annimmt.
Buchtipp
Unter dem Titel "You can’t miss Gatow – Die Geschichte eines Flugplatzes" hat sich das Militärhistorische Museum der Bundeswehr – Flugplatz Berlin-Gatow explizit mit der eigenen Standortgeschichte befasst. Das Buch liegt im Museum aus. Wie alle Publikationen des Museums ist es für die Besucher kostenlos, genauso wie der Eintritt.