Die Luftwaffe am Boden
Schleppfahrzeuge für Strahljäger

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Bei aller Begeisterung für die Entwicklung und den Einsatz neuer Flugzeugmuster geraten Randthemen schnell ins Abseits. Während der Erprobung der Strahlflugzeuge Messerschmitt Me 262 und der Arado Ar 234 im Jahr 1944 wies der Kommandeur der Erprobungsstellen, Oberst Edgar Petersen, in einem Schreiben an das Reichsluftfahrtministerium auf die Problematik der Bodenorganisation hin, die im folgenden Wortlaut wiedergegeben wird:

Schleppfahrzeuge für Strahljäger

Kommando der Erprobungsstellen

Brb. Nr. 2504/44 geh. (Ia)

8.5.1944

4078/345

An den

Reichsminister der Luftfahrt

GL/C – Chef

Berlin W8

Betr.: Flugbetrieb mit neuen Flugzeugmustern

Die Vorbereitungen zum Start, besonders das Rollen, kann bei den neuen Flugzeugmustern, insbesondere den Strahlflugzeugen, aus folgenden Gründen in der seitherigen Form nicht beibehalten werden:

1.)    bei Flugzeugen mit TL-Antrieb wird das Rollen durch die geringe Wirksamkeit des Schubes sehr erschwert (Me 262, Ar 234);

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2.)    durch Rollen mit laufenden TL-Triebwerken sind starke Zerstörungen des Rollfeldes und der Rollbahnen zu erwarten;

3.)    bei den durch die Luftlage bedingten langen Anrollwegen zum Start werden besonders bei Flugzeugen mit TL-Triebwerken erhebliche Kraftstoffmengen verbraucht, die damit von der Einsatzdauer abgehen;

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4.)    die durch die Luftlage bedingte Auflockerung der Flugzeuge erfordert erheblichen Kraftstoffverbrauch durch langes Rollen und unnötige Beanspruchung der Triebwerke auch für Flugzeuge mit Otto-Motoren;

5.)    Flugzeuge mit R-Triebwerken müssen grundsätzlich mit fremder Kraft zum Start gebracht werden.

Um diese taktischen und technischen Nachteile der augenblicklichen Start-Organisation von Flugzeugen den veränderten Verhältnissen anzupassen, wird folgendes vorgeschlagen:

1.)    Schaffung einer Organisation, die es ermöglicht, unter Schonung der Triebwerke und unter Einsparung grosser Mengen Flugbetriebsstoff, besonders die Flugzeuge mit den TL- und R-Triebwerken, mit fremder Kraft an den Start zu bringen;

2.)    Beschaffung einer genügenden Anzahl von Treckern, die ein Schleppen der Flugzeuge zum Start ermöglichen.

Auf Grund praktischer Erfahrungen wird vorgeschlagen, den italienischen Fiat-Schlepper mit 1100 cm3-Motor dazu zu verwenden. Dieses Fahrzeug hat sich durch Wendigkeit, Geschwindigkeit und geringen Kraftstoffverbrauch im Einsatz Afrika und Italien bereits bestens bewährt.

Im Hinblick auf die unbedingte Notwendigkeit der Schaffung einer Schlepporganisation für den Start moderner Flugzeugmuster wird gebeten, die o.a. Vorschläge zu überprüfen und anlaufen zu lassen.

Petersen

Oberst und Kommandeur

Verteiler:

GL/C – Chef

K.d.E. 2x

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