Die beinahe kalligrafische Linienführung der Supermarine Spitfire, die sich nicht nur auf die Tragflächen beschränkt, sondern auch Rumpf und Leitwerk einschließt, steht im krassen Gegensatz zur eher kantigen Erscheinung der Bf 109. Und doch sind es weniger ästhetische als vielmehr aerodynamische Gründe, die beim Design des bekanntesten britischen Kolbenmotor-Jägers eine Rolle spielen.
Die Geschichte der "Spit" begann 1931, als das britische Luftfahrtministerium die Ausschreibung für ein neu zu beschaffendes Kampfflugzeug herausgab, das die Bristol Bulldog ablösen soll. Supermarine reichte einen Entwurf mit der Bezeichnung "Typ 224" ein: ein Eindecker in Ganzmetallbauweise mit Knickflügel, starrem Fahrwerk, offenem Cockpit und dem 600 PS starken Goshawk-Motor von Rolls-Royce. Zwar enttäuschten die Flugleistungen der Konstruktion, allerdings bauten die Supermarine-Ingenieure unter Leitung von Reginald Mitchell auf den mit der 224 gemachten Erfahrungen auf und korrigiert ihre Fehler. Das Nachfolgemodell 300 besaß ein geschlossenes Cockpit, gerade Tragflächen und sollte ein neu entwickeltes Triebwerk mit 27 Litern Hubraum tragen, das bei Rolls-Royce intern PV XII genannt wurde. Bekannt und berühmt wird der Motor später unter dem Namen "Merlin".
Ab Mitte der 30er Jahre nahm die Spitfire Gestalt an: Der Rumpf wurde an den schweren Merlin angepasst, der elliptische Tragflügelgrundriss ergab sich aus der Notwendigkeit, Fahrwerk und Bewaffnung innerhalb der Flächen unterzubringen und dabei dennoch ein möglichst geringes Verhältnis zwischen Profilsehne und Profildicke zu erreichen. Eine weitere Besonderheit war die Schränkung der Flächen, die dafür sorgte, dass die Strömung bei extremen Flugmanövern zuerst am Innenflügel abreißt. Der Stall kündigte sich dem Piloten also bereits an, während das Flugzeug durch die nach wie vor angeströmten Querruder voll steuerbar blieb – im Hinblick auf die späteren engen Kurvenkämpfe ein immenser Vorteil.

Vom Jungfernflug zur Serienproduktion
Am 5. März 1936 hob der Prototyp des Jägers vom Eastleigh Airfield nahe Southampton zu seinem 20-minütigen Jungfernflug ab. Im Laufe der Erprobung, die bis Ende 1937 andauerte und – wie bei Flugerprobungen damals üblich – nicht völlig ohne Bruchlandungen und technische Probleme vonstatten ging, erreichte das Muster im Horizontalflug bis zu 349 Meilen pro Stunde (560 km/h) und bis zu 34 700 Fuß Höhe (10 576 Meter). Am Ende bestellte das Luftfahrtministerium 310 Exemplare des bis dahin namenlosen Flugzeugs, das schließlich "Spitfire" getauft wird.
Den Anlauf der Serienproduktion im Mai 1938 erlebte Konstrukteur Reginald Mitchell nicht mehr, er starb am 11. Juli 1937 an Krebs. Am 4. August 1938 erhielt die 19. Staffel in Duxford die erste Serienmaschine und musste sich sogleich mit Kinderkrankheiten herumschlagen. Die Anlasser streiken, die Maschinengewehre froren in großer Höhe ein, und die Querruder warn ab 400 Meilen pro Stunde nahezu nicht mehr zu bewegen. Allerdings gelang es, die Probleme vor Kriegsbeginn zu beheben. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges standen 306 Spitfires im Dienst der RAF.
Wendig und schnell im Kampf
Der erste Einsatz am 6. September 1939 geriet zum Fiasko: Irrtümlich schossen Spitfires zwei Hurricanes und eine Blenheim ab, weil sie infolge eines Fehlers in einer Radarstation als Feindflugzeuge identifiziert wurden. Gut einen Monat später kämpften die britischen Jäger erstmals gegen deutsche Flugzeuge, als ein Verband Ju88 auf der Suche nach Kriegsschiffen nahe Edinburgh gestellt wurde. Zwei Feindmaschinen wurden abgeschossen, eine beschädigt.
Mit Beginn des deutschen Westfeldzuges 1940 traf die Spitfire schließlich auf die Bf 109, den damals besten Jäger der Luftwaffe. Über der holländischen Küste und bei der Evakuierung Dünkirchens stellte sich heraus, dass beide Flugzeuge ebenbürtig sind: Die Spitfire war zwar wendiger und etwas schneller, die 109 beschleunigte aber schneller und erzielt bessere Steigraten. Es kommt also eher auf das Geschick des Piloten an, um einen Kampf für sich zu entscheiden.
In der Luftschlacht um England schließlich zeigte sich, dass die Spitfire die aerodynamischen Vorteile auf ihrer Seite hatte, die Bf 109 allerdings mit Reichweite und überlegener Feuerkraft ihrer Bordkanonen punktete. Und es stellte sich heraus, dass ein konstruktives Detail manchem Messerschmitt-Piloten das Leben rettet: Der Einspritzmotor der 109 verträgt auch negative g-Kräfte, sodass ein Pilot, dem eine Spitfire im Nacken sitzt, einfach bei voller Motorleistung hart drücken und im Sturzflug wegtauchen konnte. Sein Verfolger musste zunächst eine halbe Rolle fliegen und dann ziehen, um ihm zu folgen, sonst blieb der Vergasermotor der Spitfire wegen Spritmangel stehen. Das änderte am Ausgang der Luftschlacht wenig: Ende 1940 war klar, dass die Luftwaffe England nicht in die Knie zwingen konnte. Die Spitfire hatte daran einen entscheidenden Anteil, wenngleich die Hauptlast der Luftkämpfe die Hawker Hurricane trug.
Im Laufe des Krieges wurde die Spitfire kontinuierlich weiterentwickelt. Die insgesamt 24 Versionen erhielten Triebwerke mit mehr Leistung, verbesserte Propeller, stärkere Bewaffnung und kamen auf vielen Kriegsschauplätzen zum Einsatz. Erst mit der Auflösung der letzten mit Supermarine Seafire, der Marineversion der Spitfire, ausgerüsteten Staffel kurz nach Beginn des Koreakrieges endet die aktive Dienstzeit des schönsten aller Propeller-Jäger.

Technische Daten Supermarine Spitfire Mk.Vb
Allgemeine Angaben:
Typ: Jagdflugzeug
Besatzung: 1
Antrieb: Zwölfzylinder Rolls-Royce Merlin 45
Leistung: 1470 PS
Abmessungen:
Spannweite: 11,23 m
Höhe: 3,48 m
Länge: 9,12 m
Flügelfläche: 22,5 m2,
Massen:
Leermasse: 2300 kg
Startmasse: 3040 kg
Flugleistungen:
Höchstgeschwindigkeit: 600 km/h
Dienstgipfelhöhe: 11 100 m
Steigrate: 13 m/s
Reichweite: 770 km
Reichweite mit Zusatztank: 1800 km