Dornier Museum Friedrichshafen feiert großes Dornier Do 31-Jubiläum

Dornier Museum
50 Jahre Dornier Do 31

Inhalt von
Zuletzt aktualisiert am 27.02.2018

Mit dem erfolgreichen Testflug hatte das Unternehmen Dornier mit seinen Ingenieuren und Technikern den Nachweis erbracht, dass alle technischen Herausforderungen bei der Entwicklung dieses senkrechtstartenden Transportflugzeugs gelöst wurden. Bis heute zählt die Entwicklung des strahlgetriebenen Senkrechtstarters Dornier Do 31 zu den herausragenden Leistungen der Luftfahrtgeschichte. Sie hatte dem Unternehmen Dornier eine hohe internationale Anerkennung und Reputation gebracht. 

Museumsdirektor David Dornier freut sich auf eine umfangreiche Veranstaltungsreihe im Do 31-Jubiläumsjahr: „Die Technologie sowie die Entwicklung senkrechtstartender Flugzeuge wird unsere Mobilität in Zukunft stark beeinflussen. Das beweisen derzeit zahlreiche Projekte im Bereich „air mobility“ wie autonome Flugautos und Flugtaxis. Aus diesem Grund lautet unser Motto für die Veranstaltungsreihe im Do 31-Senkrechtstarter-Jubiläum: Aus der Vergangenheit lernen und mit Blick in die Zukunft das Machbare für die Gegenwart entwickeln.“

Interview mit Museumsdirektor David Dornier

Im Dornier Museum wird ab 17. April „50 Jahre Do 31 Senkrechtstarter“ mit mehreren Veranstaltungen gefeiert. Museumsleiter David Dornier beantwortet Fragen rund ums Jubiläum.

Herr Dornier, es gibt mehrere interessante Events um den Senkrechtstarter Do 31. Welche Bedeutung hatte er für Dornier?

David Dornier: Bis heute ist die Do 31 das weltweit einzige senkrechtstartende Strahl-Transportflugzeug der Welt. Sie stellte mehrere Weltrekorde in dieser Flugzeugklasse auf und brachte dem Unternehmen Dornier neben einem enormen Technologiegewinn weltweite Beachtung und Anerkennung. Man kann sagen, dass diese Entwicklung eine der herausragenden Leistungen in der Luftfahrtgeschichte ist. Die Erfahrung aus dem Do 31-Programm war zudem der Grundstock für spätere Flugzeugprojekte wie der Do 228, Do 328 und des Alpha- Jets.

Was fasziniert Sie persönlich am Senkrechtstarter?

David Dornier: Mich fasziniert am meisten, wie es die relativ kleine Entwicklungs- und Versuchsmannschaft des Do 31 Programms damals geschafft hatte, die enorme Kraft der insgesamt 8 Hubtriebwerke und zwei Marschtriebwerke so fein mittels eigens entwickelter Computertechnik aufeinander abzustimmen, damit dieser 25 Tonnen schwere Stahlkoloss das gesamte Flugprogramm vom senkrechten Start mit Übergang in den Horizontalflug bis hin zur senkrechten Landung stabil absolvieren konnte. Bemerkenswert ist auch, dass das gesamte Flugerprobungsprogramm ohne Zwischenfälle absolviert wurde. 


Das Jubiläum wird vielschichtig gefeiert. Was erwartet die Besucher der Sonderausstellung, die ab 17. April zu sehen ist?

David Dornier: Die Sonderausstellung wird auf einer Gesamtfläche von 450 Quadratmetern die Entwicklung der Senkrechtstartertechnologie, ihre Bedeutung damals und heute sowie Zukunftskonzepte aufzeigen. Dies wird multimedial mittels Bildern, Filmen, Texten und Exponaten geschehen. Eine Attraktion für jeden unserer Museumsbesucher ist sicher der vor dem Museum stehende originale Senkrechtstarter Do 31 E1, eines der zwei Senkrechtstart-Experimentalflugzeuge von damals.


Am 17. April gibt es ein Senkrechtstart-Symposium. Worum geht es dabei?

David Dornier: Unter dem Titel „Senkrechtstart-Technologie – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“ werden Vorträge die Geschichte der VTOL-Technologie beleuchten sowie aktuelle und zukünftige Projekte, Innovationen und Perspektiven aus dem Bereich „Senkrechtstart“ und „air mobility“ vorstellen. Konkret wird sich ein Vortrag mit der DO 31, einer mit Schwenkrotorflugzeugen der Gegenwart und einer mit zukünftigen senkrechtstartenden Lufttaxis (Airbus Entwicklung im Silikon Valley) beschäftigen. Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos und es sind alle herzlich eingeladen, die sich für dieses Thema interessieren. Im Anschluss an das Symposium werden wir dann die Ausstellung eröffnen.

Sie arbeiten unter anderem mit der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt zusammen

David Dornier: Anlässlich des Do 31 Jubiläums wurde ein Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt als studentischer Wettbewerb ausgeschrieben. 56 Universitäten und Hochschulen wurden dafür kontaktiert. Ziel des Wettbewerbs ist die Entwicklung und Erprobung eines senkrecht startenden, unbemannten Luftfahrzeugs mit der Fähigkeit zur Transition in den Flächenflug zur Unterstützung von Rettungskräften bei der Suche vermisster Personen im Bodensee. Im Mittelpunkt dieses Wettbewerbs stehen das Lernen und die Entwicklung neuer Fähigkeiten zur Verwendung von unbemannten Luftfahrzeugen als Bereicherung für die Gesellschaft. Eine fachkundige Jury wird die eingereichten Projekte bewerten. Der Öffentlichkeit präsentiert werden sie an den Do-Days, dem Flugwochenende unseres Museums, und in der Sonderausstellung. Die Preisträger werden im Rahmen des Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses 2018 (DGLK) in Friedrichshafen verliehen. Ich kann schon jetzt verraten, dass wir spannende Projekte haben werden.

Vom 8. bis 12. August laden Sie während der Do-Days zu einem Internationalen Modellflug-Meeting ein. Hört sich sehr spannend an…

David Dornier: Die Modellflug-Community ist mit ihren Entwicklungen in der miniaturisierten Antriebs- und Flugsteuerungstechnologie heute Wegbereiter in der bemannten und unbemannten Luftfahrt. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen ein Modellflugmeeting, das zur Entwicklung und Vorführung spezieller Semi-Scale VTOL-Flächenmodelle aufruft, zu veranstalten. 

Wichtige Zeitzeugen wie Drury Wood, der frühere Do 31-Testpilot, leben noch. Werden diese in das Programm eingebunden? 

David Dornier: Wir haben Drury Wood natürlich eingeladen. 2014, also 44 Jahre nachdem er Deutschland den Rücken gekehrt hatte, war er aus den USA nach Friedrichshafen zurückgekommen: Der damals 91-Jährige nahm an der Feier „100 Jahre Dornier“, „100. Geburtstag Claudius Dornier“, „Fünf Jahre Dornier Museum“ sowie am „1. Internationalen Symposium der Luft- & Raumfahrtmuseen“ in Friedrichshafen teil. Mit Tränen in den Augen stand er neben „seinem“ Senkrechtstarter vor unserem Museum in Friedrichshafen, legte eine Hand auf ihn und sagte liebevoll: „Now you are sleeping, my baby.“ Über sein Kommen würden wir uns riesig freuen – wie auch über das von Karl Kössler, einem weiteren früheren Dornier-Testpiloten. Der Austausch mit Zeitzeugen ist für uns von sehr großer Bedeutung.