Unter der Leitung von Chefkonstrukteur Clarence L. "Kelly" Johnson beschäftigte sich Lockheed Anfang der 1950er Jahre mit der Entwicklung eines Abfangjägers (Interceptor) der Superlative, der auch die Erfahrungen aus dem Koreakrieg berücksichtigen sollte. Man entschied sich für einen radikalen Entwurf mit einem extrem dünnen Trapezflügel, der nach dem Durchstoßen der transsonischen Zone (900 bis 1400 km/h) sehr gute Auftriebswerte zeigte.
Der Beginn in der USAF
Im März 1953 erteilte die US Air Force den Auftrag zur Fertigung und Erprobung von zwei Prototypen mit der Bezeichnung XF-104. Der erste hob mit A. W. "Tony" LeVier im Cockpit am 28. Februar 1954 zum Jungfernflug ab. Am 23. März 1955 erreichte man eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1.79 und war damit bedeutend schneller als die bisherigen Muster der sogenannten "Century-Serie". Nach weiteren YF-104-Testflugzeugen lief in Burbank die Serienfertigung an. Wegen technischer Mängel, die auch das Triebwerk betrafen, musste die erste Serienversion des Starfighters im April 1959 gegroundet werden. Bereits Anfang 1960 zog die USAF die F-104A aus der vorderen Reihe zurück, und nach der Auslieferung von 153 Maschinen endete ihre Serienfertigung. Die US Air Force erhielt noch 25 der Doppelsitzer F-104B (Erstflug: 27. Februar 1957) und 77 F-104C (Erstflug: 17. Juni 1958) sowie 21 F-104D-Doppelsitzer (Erstflug: 15. Oktober 1958). Für die USAF fertigte Lockheed somit insgesamt 296 Starfighter. Die ersten Maschinen kamen ab April 1965 auf dem Kriegsschauplatz in Südostasien zum Einsatz.

Die USAF kaufte letztlich nur knapp 300 Starfighter, darunter 48 Doppelsitzer.
Auch in Deutschland und Europa ein "Star"
Die ausgezeichneten Flugleistungen der F-104 waren der Grund, dass sich die Bundesrepublik Deutschland im November 1958 für die Beschaffung des Starfighters als Abfangjäger, Jagdbomber und Aufklärer entschied. Am 18. März 1959 wurden die entsprechenden Verträge unterzeichnet, die auch eine Lizenzfertigung der neuen Starfighter-Version F-I04G (Model 683) vorsah. Zunächst erhielt die Luftwaffe ab 1961 aber 96 Maschinen aus US-Produktion. Der deutschen Entscheidung zugunsten des Starfighters schlossen sich nach und nach mehrere Länder an. Damit begann die eigentliche Karriere dieses Flugzeugs, dessen multinationales Lizenzbauprogramm enorm war. Allein in der europäischen Fertigung waren zeitweise 10 000 Menschen beschäftigt. Beteiligt waren Fokker, HFB und VFW (Nordgruppe), Avions Fairey und SABCA (Westgruppe), Messerschmitt, Dornier, Heinkel und SIAT (Südgruppe) sowie Fiat, Aerfer, Aermacchi, SIAI-Marchetti und Piaggio (Italien). Hinzu kam die Lizenzfertigung des GE-J79-Triebwerks, die BMW/MTU und Fiat/Alfa Romeo gemeinsam durchführten.
"Starfighter-Krise"
Auch Länder wie Japan, Kanada, Südkorea, Taiwan, Pakistan, Spanien, Norwegen, Griechenland und die Türkei entschieden sich für den Starfighter (Gesamtproduktion: 2578 Maschinen), der allerdings bald auch durch eine relativ hohe Unfallrate von sich reden machte. Fast 300 von über 900 Starfightern von Luftwaffe und Marine stürzten im Laufe ihrer Einsatzzeit zwischen 1960 und 1991 ab. Die Unglücksserie sowie Bestechungsvorwürfe bezüglich der Beschaffungsentscheidung führten zur sogenannten "Starfighter-Krise". Durch eine verbesserte Ausbildung der Piloten, eine Erhöhung des Flugstundenpensums und technische Änderungen konnte die Absturzrate wieder gesenkt werden. Das Jagdbombergeschwader 34 in Memmingen rüstete als letzter Einsatzverband der Bundeswehr am 23. Oktober 1987 von der F-104 auf den Nachfolger Panavia Tornado um. Bei der Wehrtechnischen Dienststelle 61 in Manching flog der Starfighter bis zum 22. Mai 1991. Noch wesentlich länger hielt die "bemannte Rakete" in anderen Ländern durch. Letzter Betreiber war Italien, wo Aeritalia 245 verbesserte F-104S gebaut hatte. Diese waren nach zwei Upgrades noch bis Oktober 2004 im Einsatz.

Trotz seiner Unfallstatistik ist und bleibt der Starfighter ein beliebtes Flugzeug, auch bei vielen Piloten.
Technische Daten Lockheed F-104G
Allgemeine Angaben:
Besatzung: 1
Antrieb: General Electric J79-GE-11A
Schub: 44,5 kN ohne und 70,2 kN mit Nachbrenner
Abmessungen:
Länge: 16,69 m
Höhe: 4,11 m
Spannweite: 6,68 m ohne Tanks
Flügelfläche: 18,22 m2
Massen:
Einsatz-Leermasse: 6350 kg
normale Startmasse: 9365 kg
max. Startmasse: 13 165 kg
Flugleistungen:
Höchstgeschwindigkeit: Mach 1.2 in Seehöhe, Mach 2.2 in 11000 m
max. Steigrate: 240 m/s
Dienstgipfelhöhe: 15 240 m
Einsatzradius: ca. 680 km
Überführungsreichweite: 2620 km