Mit Wendels Weltrekordflug entlang der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Buchlohe ging eine knapp zweijährige Rekordschlacht zu Ende, die fast ausschließlich in Deutschland zwischen Heinkel und Messerschmitt ausgetragen wurde. Die rasante Entwicklung der Strahltriebwerke ließ die Propellerflugzeuge kurz darauf technisch in den Hintergrund treten – und so bestand dieser Rekord für mehr als drei Jahrzehnte.
Wettlauf um die Krone
Die Rekordwelle begann im Juli 1937, als Deutschland beim Internationalen Flugmeeting in Zürich mit der Bf 109 erstmals an die breite Öffentlichkeit trat und zahlreiche Wettbewerbe gewann. Im November des gleichen Jahres holte Messerschmitt-Chefpilot Dr. Hermann Wuster mit der Bf 109 V13 den Geschwindigkeitsweltrekord für Landflugzeuge mit 611 km/h erstmals nach Deutschland.
Nun beteiligte sich auch Heinkel an den Rekordflügen: Im Juni 1938 flog Ernst Udet mit einer He 100 mit 634,7 km/h über einen 100-Kilometer-Kurs, am 30. März 1939 schraubte Hans Dieterle mit einer He 100 V8 den absoluten Geschwindigkeitsrekord auf 746,6 km/h. Er währte keine vier Wochen, denn schon am 26. April wurde er dann schließlich von Fritz Wendel überboten.
Der Rumpf der Me 209 V1 befindet sich heute in Krakau

Von der einstigen Rivalität der zwei konkurrierenden Flugzeughersteller ist heute nicht mehr viel übrig: Heinkel ging 1964 gemeinsam mit Weserflug und Focke-Wulf in den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) auf. Diese mündeten schließlich ebenso wie Messerschmitt in die heutige Airbus Group. Der Messerschmitt-Standort Augsburg ist heute Sitz des Luftfahrtzulieferers Premium AEROTEC. Von Fritz Wendels Rekordflugzeug existieren heute immerhin noch einige Komponenten. Die Me 209 V1 kam 1944 zur Deutschen Luftfahrtsammlung nach Berlin, blieb dort aber nicht lange, sondern wurde wegen der anhaltenden Bombenangriffe ins damalige östliche Reichsgebiet verlagert. Viele Teile gingen dabei verloren. Die in recht schlecht erhaltenen Überreste (Rumpf, Höhenruder und Teile der Motorabdeckung) befinden sich heute im Luftfahrtmuseum von Krakau.

Die Erben der Rekordjäger
Der von der Me 209 aufgestellte Weltrekord für Kolbenmotor-Flugzeuge wurde mehrfach angegriffen, ehe er – nun nur noch eine rein sportliche interessante Bestmarke – am 18. Juni 1969 mit einer modifizierten Grumman F8F-2 Bearcat auf 777,37 km/h erhöht wurde. Von da an dauerte es nochmals zwei Jahrzehnte, bis Lyle Shelton ihn im August 1989 mit einer umgerüsteten Grumman F8F-2 "Rare Bear" auf die bis heute gültigen 850,25 km/h schraubte.