Auf der Route von San Francisco nach Chicago konnten die Passagiere Anfang der 30er Jahre einen Vorgeschmack auf den Luftverkehr der Zukunft erleben. Hier setzte nämlich die unter anderem aus dem Boeing-eigenen Transportsystem entstandene United Air Lines die revolutionäre Monomail ein. Das Muster nahm viele Innovationen vorweg, die später zum Standard im zivilen, aber auch im militärischen Flugzeugbau werden sollten. So konnte sich Testpilot Edmund T. Allen beim Erstflug des Model 200 in der Ausführung als Postfrachter am 6. Mai 1930 in Seattle von den guten Flugeigenschaften überzeugen. Der geringe aerodynamische Widerstand der neuartigen Auslegung zeigte, dass gute Leistungen auch ohne pure Motorkraft möglich waren.
Der Rumpf der Monomail entstand in Halbschalenbauweise und bestand aus eckigen Streben aus der Aluminiumlegierung Duralumin als Längsträgern mit zusätzlichen Längsverstärkungen und ovalen Spanten. Die Beplankung erfolgte mit glatten Metallverkleidungen. Der freitragende Flügel setzte sich zusammen aus einem integral mit dem Rumpf verbundenen Mittelstück und zwei äußeren Sektionen, die jeweils Gitterholme und Längsrippen mit Rohrstrukturen auf-wiesen. Auch hier setzten die Ingenieure auf eine glatte Metallaußenhaut. Die Flügelmittelsektion beinhaltete neben zwei Kraftstofftanks auch das Hauptfahrwerk, das nach hinten einfuhr. Es ließ sich jedoch nicht ganz in den Fahrwerksschächten versenken. Die Reifen standen noch so weit heraus, dass eine halbwegs sichere Landung bei Problemen möglich gewesen wäre. Vielleicht kalkulierten die Konstrukteure auch den Fall ein, dass der Pilot einfach vergaß, die Räder auszufahren. Schließlich war damals ein Einziehfahrwerk alles andere als alltäglich.

Die Passagiere fanden in einem Abteil hinter dem Motor Platz.
Fracht- und Passagier-Ausführungen
Hinter dem Hornet-B-Sternmotor von Pratt & Whitney mit neun Zylindern und einer Leistung von 429 Kilowatt (583 PS) schloss sich bei dem Model 200 (Kennung X-725W, später NC-725W) der Frachtraum an. Dessen insgesamt drei Abteile wurden von einem Metalldeckel auf der Oberseite abgeschlossen. Das Gesamtvolumen betrug 6,16 Kubikmeter, die Zuladung bis zu 1042 Kilogramm. Das Model 221 (Kennung NC-10225) besaß hier dagegen eine Passagierkabine mit sechs Plätzen. Der um 20 Zentimeter verlängerte Rumpf hatte auf jeder Seite vier Fenster und links eine Einstiegstür. Der Pilot saß dahinter in einem offenen, allerdings beheizten Cockpit, ein wesentliches Zugeständnis an die bisherigen Flugzeugkonzepte. Diese Gewohnheit wollten die damaligen Flugzeugführer einfach nicht missen. Um eine bessere Sicht bei Start und Ladung zu ermöglichen, konnte der Sitz um knapp 18 Zentimeter nach oben verstellt werden.
Nach dem Einfliegen und der Zulassung am 24. Juni 1930 machte sich Boeings Verkaufschef Erik Nelson im November 1930 mit dem Model 200 auf den Weg von Seattle nach New York. Anschließend ging das Muster bei Boeing Air Transport in den Versuchseinsatz. Das Model 221 startete am 18. August 1930 zu seinem Erstflug und erhielt ihre Zulassung am 16. September 1930. Zu Vergleichszwecken stattete Boeing die zweite Monomail später mit einem starren, verkleideten Fahrwerk aus.
Premiere bei United
Beide Maschinen wurden später mit einer Passagierkabine für acht Personen im um 69 Zentimeter verlängerten Rumpf umgerüstet und flogen als Model 221A für United. Allerdings konnte das Antriebssystem nicht mit dem technologischen Fortschritt der Zelle mithalten. Der zunächst nicht verstellbare Propeller besaß einen für Start und Steigflug optimierten niedrigen Blattwinkel. Für den schnellen Reiseflug wäre aber ein hoher Blattwinkel nötig gewesen, so dass die Monomail ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen konnte. Als endlich ein Verstellpropeller zur Verfügung stand, befanden sich schon die ersten zweimotorigen Muster auf den Reißbrettern. Trotzdem lieferten die beiden Flug-zeuge viele wertvolle Ergebnisse für spätere Typen. So folgte die Boeing YB-9 als erster Ganzmetallbomber der USA und auf zivilem Gebiet im Jahr 1933 das Model 247. Letzteres gilt als einer der ersten modernen Airliner und legte den Grundstein für den Erfolg von Boeing auf diesem Gebiet. Die Monomails gingen später an Wyoming Air Service. Die NC725W stürzte am 27. Mai 1935 bei Glendo, Wyoming, ab. Die zweite Maschine ging am 31. Dezember 1935 bei Pueblo im US-Bundesstaat Colorado verloren.

Die Monomail konnte bis zu acht Passagiere befördern.
Model 221 Monomail
Hersteller: Boeing Airplane Company, Seattle, USA
Typ: Verkehrsflugzeug
Passagiere: bis zu 8
Antrieb 1 Pratt & Whitney Hornet B
Leistung: 429 kW (583 PS)
Länge: 12,75 m
Höhe: 3,81 m
Spannweite: 18 m
Flügelfläche: 49,7 m²
Leermasse: 2260 kg
Startmasse: 3624 kg
Höchstgeschwindigkeit: 254 km/h
Reisegeschwindigkeit: 220 km/h
Startstrecke: ca. 240 m
Landestrecke: ca. 210 m
Reichweite: 925 km
Dienstgipfelhöhe: 4480 m