Die größte Stückzahl aller Neptunes erreichten die der 5er Serie, die in 424 Exemplaren gebaut wurde, in der es aber auch die meisten Varianten gab. Allein 348 Maschinen aller Baureihen gingen an die US Navy. Anfangs hatten die Flugzeuge noch eine Bug- und Heckbewaffnung sowie große Flügelspitzentanks, wobei sich in dem auf der Backbordseite ein leistungsfähiger Suchscheinwerfer befand. 147 Maschinen wurden vom Block 11 gebaut und gingen an die USAF, die RAF und nach Australien. Diese Flugzeuge verfügten unter anderem über einen zusätzlichen Sitz für einen ECM-Operator, womit die Zahl der Besatzungsmitglieder auf neun stieg. Ab Block 13 schließlich wurden die Flugzeuge mit dem charakteristischen, 5,18 Meter langen Hecksteiß für einen Magnetanomaliedetektor ausgestattet. Im Übrigen gibt es aus der Bau- und Einsatzzeit zahlreiche Fotos von den Flugzeugen und auch der langen Heckverkleidung mit Hinweisen auf den Detektor. Niemals aber wurden Bilder davon oder Beschreibungen seiner Wirkungsweise veröffentlicht; ebenso wenig gab es Innenaufnahmen der Maschinen mit den Arbeitsplätzen der Besatzung. Ob unter den Bedingungen strengster Geheimhaltung die Behauptung, bei der Neptune habe es sich um den besten U-Boot-Jäger der Welt gehandelt, Zweckpropaganda oder Wahrheit war, musste glücklicherweise nie in einem bewaffneten Konflikt zwischen den Lagern des Kalten Krieges herausgefunden werden.
Ab der Untervariante P2V-5F wurden alle künftigen Flugzeuge mit zusätzlichen Turbojets J34 von Westinghouse ausgerüstet, die einen Standschub von je 14,5 kN abgaben. Sie verliehen den Flugzeugen mehr Kraft beim Start, aber auch beim schnellen Angriffsflug. Später gab es die Zusatzantriebe auch als Bausätze für die Nachrüstung, so dass man auf Fotos zahlreiche Mischversionen identifizieren kann.
Üblicherweise verfügten diese Neptunes auch über jeweils vier Halterungen für Bomben unter jeder Tragfläche, nur bei der -5FD wurden diese durch Schienen für die Mitführung von Drohnen des Typs Ryan KDA-4 Firebee ersetzt. -5Fs kamen sogar bei der US Army zum Einsatz, und zwar unter der Bezeichnung AP-2E und mit zusätzlicher ECM- und Funkaufklärungsausrüstung. Diese Maschinen flogen während des Vietnamkrieges Aufklärungseinsätze von der Basis Cam Rahn aus.
Die nachfolgende Version P2V-6 war ausschließlich für den Waffeneinsatz konzipiert, so dass man bei ihr auf den Detektor verzichtete und wieder Waffenstände installierte. In der verlängerten Nase befand sich nun ein ferngesteuertes Zwillings-MG von Emerson, das Radargehäuse unter dem Rumpf war relativ klein, und die stärkeren Motoren Wright Cyclone R-3350-36W wurden nunmehr in Gondeln aus rostfreiem Stahl untergebracht. Vor allem aber war die Unterseite dieser Flugzeuge zum Schutz vor Beschuss mit schweren Panzerplatten verkleidet. Der Erstflug einer -6 fand am 16. Oktober 1952 statt, und insgesamt wurden 83 Exemplare dieser auch als Model 626 bezeichneten Version gebaut. Darunter waren unter anderem einige -6B (später -6M) für den Einsatz von UAW-Raketen Fairchild AUM-N-2 Petrel sowie Trainer, aus denen alle Bewaffnung ausgebaut worden war. Beginnend mit dem Erstflug am 26. April 1954 begann die Zeit der der P2V-7 (Model 726), von der insgesamt 311 Exemplare gebaut wurden.
Abschluss mit einer gründlich überarbeiteten Baureihe
Diese verfügten über neue Wright Cyclones R-3350-32W mit Wassereinspritzung sowie leistungsgesteigerte Turbojets J-34-WE-36. Die 25 für Kanada bestimmten Flugzeuge der Modellreihe 826 wurden zunächst ohne diese Zusatzantriebe ausgeliefert, später jedoch nachgerüstet. Mit 675 km/h Spitzengeschwindigkeit waren die -7er die schnellsten aller Neptunes. Sie konnten eine Waffenlast von rund 4 500 Kilogramm schleppen, hatten eine neu gestaltete Cockpitverglasung für bessere Rundumsicht und ein weiter nach vorn versetztes APS-20-Radar in größerer Verkleidung unter dem Rumpf.
Ganz am Anfang hatten auch die -7er noch Bug- und Heckbewaffnung, doch verzichtete man bald wieder darauf. Zu den Spezialausführungen gehörten vier -7LP (LP-2J) mit Aluminiumskiern und jeweils 16 JATO-Zusatzraketen für Starts in arktischen Schneegebieten sowie vier weitere AP-2H. Diese dienten zuerst als reine ECM-Flugzeuge in Vietnam, wurden aber später umgebaut, um den Ho-Chi-Minh-Pfad zwischen Nord- und Südvietnam elektronisch zu markieren. Für vorrangige Einsätze bei Nacht und Nebel verfügten sie über zahlreiche Infrarot- und Restlichtdetektoren. Oft trugen sie bei ihren Flügen auch Bomben, Napalmkanister oder 7,62-mm-Miniguns mit, die schräg nach unten schießend installiert worden waren.
Geheimnisumwittert waren stets die Einsätze der sieben in Diensten der US Air Force stehenden RB-69A (-7U), die schwarz lackiert und unter anderem mit Seitensichtradar ausgerüstet immer an den Brennpunkten des Kalten Krieges zu finden waren. Man vermutet, dass sie zur Funk- und Radaraufklärung entlang der Grenzen Chinas und der UdSSR flogen und oft genug auch in deren Luftraum eindrangen. Solche Einsätze endeten erst, als mit dem Abschuss der U-2 von Gary Powers am 1. Mai 1960 bekannt wurde, dass die Sowjets über weit reichende Luftabwehrraketen verfügten.
Großbritannien setzte insgesamt 52 Neptunes für Patrouillenaufgaben ein und gab neun davon an die Royal Australian Air Force weiter. Bei der RAF standen die Flugzeuge ab Januar 1952 bei vier Geschwadern im Dienst und wurden 1956/1957 abgelöst. Kanada bildete mit den 25 P2V-7 drei Staffeln, und in Frankreich wurden die Flugzeuge gar gegen die algerische Befreiungsbewegung eingesetzt. Schließlich dienten die letzten Maschinen noch bis in die 1980er Jahre der Beobachtung französischer Nuklearwaffentests. Ab 1985 wurden alle französischen Neptunes von Breguet Atlantic abgelöst. Auch die niederländischen Neptunes sahen Kampfeinsätze in den Kolonien in Westindien und Neuguinea. Als sie nach und nach ausgemustert wurden, gingen zwölf P2V-5F an Portugal. Schließlich übernahmen Argentinien und Brasilien noch ein paar gebrauchte Exemplare aus europäischen Diensten, und in Japan wurden nach einer ersten Lieferung von zwölf -7ern noch 48 weitere Flugzeuge von Kawasaki in Lizenz gebaut. Nach und nach jedoch erfolgte weltweit der Ersatz durch die viermotorige P-3A Orion. Einige Maschinen waren noch ein paar Jahre lang als Wasserbomber gegen Waldbrände eingesetzt. Heute fliegt keine mehr.
Teil 1: Lockheed P-2 Neptune - U-Boot-Jäger
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 02/2013