Schon früh nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs strebte Frankreich im Flugzeugbau nach einer Vormachtstellung. Besonders die Möglichkeiten des neuen Strahlantriebs faszinierten Ingenieure und Generäle gleichauf. Ganz vorne bei der Entwicklung neuer Muster war die Société Nationale des Constructions Aéronautiques du Sud-Ouest (SNCASO), die mit der SO.6000 Triton am 11. November 1946 den ersten Jet des Landes in die Luft gebracht hatte. Währenddessen liefen bereits Pläne für die Konstruktion eines strahlgetriebenen Abfangjägers. Als die Armée de l’Air schließlich am 25. März 1946 die Forderung nach einem 900 km/h schnellen Jägers herausgab, warf Sud-Ouest die SO.6020 ins Rennen. Wie schon bei der Triton setzte das Team unter Lucien Servanty auf eine Auslegung mit Bugfahrwerk. Beim Antrieb fiel die Wahl jedoch auf das Rolls-Royce Nene, das Hispano-Suiza in Lizenz fertigen sollte. Die Tragfläche war bereits in fortschrittlicher Art um 30 Grad gepfeilt. Dafür sollte sich der ursprünglich unter dem Rumpf angeordnete Lufteinlauf als klassischer Fehlgriff erweisen.

Mit einem zusätzlichen Raketenantrieb erreichte die SO.6025 bei Tests Überschall, aber insgesamt blieben die Leistungen weit hinter den Erwartungen zurück.
Extrem untermotorisiert
Die französischen Luftstreitkräfte bestellten drei Exemplare des bald Espadon (Schwertfisch) genannten Musters. Am 12. November 1948 startete die erste Maschine mit Testpilot Daniel Rastel am Steuer zu ihrem Jungfernflug. Allerdings neigte der sehr nah am Boden angeordnete Einlauf der SO.6020-01 dazu, Fremdobjekte einzusaugen. Außerdem zeigte sich sehr schnell, dass die Leistungen aufgrund der extremen Untermotorisierung weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Dabei fehlten dem Prototyp noch Systeme wie die Druckbelüftung des Cockpits und die Bewaffnung.

Der Lufteinlauf unter dem Rumpf erwies sich als sehr unpraktisch.
Neuer Lufteinlauf
Aufgrund dieser Erfahrungen fiel die Entscheidung, die zweite Espadon entsprechend zu modifizieren. So erhielt die SO.6020-02 seitliche Lufteinläufe an den hinteren Rumpfseiten. Sie flog erstmals am 16. September 1949. Im Zuge der Reparaturen nach einer Bruchlandung am 1. Dezember 1949 erhielt auch die erste Maschine diese Modifikationen. Das dritte Flugzeug war als Fotoaufklärer gedacht, die SO.6020-03 kam aber in dieser Rolle nicht mehr zur Erprobung.

Seitliche Lufteinläufe am hinteren Rumpf sollten die Leistungen verbessern.
Größere Tragfläche
Da sich mittlerweile abgezeichnet hatte, dass der Jet nicht mit anderen Entwürfen etwa von Dassault mithalten konnte, besserte Sud-Ouest mit der SO.6021 nach. Eine neu gestaltete, vergrößerte Tragfläche sollte ihr zu einem Leistungssprung verhelfen. Das Militär bestellte daraufhin ein Exemplar, das am 3. September 1950 erstmals abhob. Trotzdem reichte es nicht für einen Serienauftrag. Dieser ging an Dassault mit der Ouragan sowie an de Havilland mit einer Lizenzversion der Vampire (Mistral).

Die SO.9000 Trident besaß einen Raketenmotor im Heck und Jet-Triebwerke an den Flügelenden. Die Antriebe wurden auch mit Hilfe der Espadon-Flotte erprobt.
Zweite Chance als Testflugzeug
Trotz der Niederlage hatte die Espadon noch nicht ausgedient, und kam als Triebwerkserprobungsträger zum Einsatz. Die SO.6021 testete so die Gabizo- und Marboré-Antriebe an den Tragflächenspitzen für die SO.9000 Trident. Die SO.6020-3 erhielt einen zusätzlichen Raketenmotor SEPR 25 im Heck und flog mit der neuen Bezeichnung SO.6025. Der erste Einsatz des Zusatzaggregats erfolgte am 10. Juni 1952. Am 15. Dezember 1953 erreichte Charles Goujon dann Überschall im Geradeausflug – eine französische Premiere für Europa, wenn auch nicht offiziell als Rekord gewertet.

Der Serienauftrag Frankreichs ging an die Ouragan von Dassault, die später auch ins Ausland wie nach Israel exportiert wurde.
Nur eine hat überlebt
Auch die zweite Espadon bekam ein für die Trident gedachtes SEPR 25 verpasst, und die neue Bezeichnung SO.6026. Mit der Einstellung der SO.9000 endete Mitte der 50er Jahre auch die Karriere der Testmaschinen. Nur ein Exemplar hat bis heute überlebt, wenn auch nur knapp: Der dritte Prototyp (SO.6020-03/SO.6025) diente als Ziel auf einem Schießplatz, bis die Vereinigung Ailes Anciennes die Überreste rettete. Sie lagern nun in Toulouse.

Von den vier gebauten Exemplaren der Espadon hat nur die SO.6025 in sehr schlechtem Zustand überlebt.
Technische Daten SO.6020
Antrieb: ein Rolls-Royce Nene mit 22,26 kN Schub (SO.6025: plus SEPR 25 mit 14,7 kN)
Länge: 15,00 m
Spannweite: 10,60 m
Höhe: 4,55 m
Flügelfläche: 25,2 m² (SO-6021: 26,5 m²)
Leermasse: 5354 kg
Max. Startmasse: 8064 kg
Höchstgeschwindigkeit: 967 km/h (SO.6025: Mach 1)
Dienstgipfelhöhe: 12.000 m
Max. Flugdauer: 1 h 30 min
Bewaffnung: sechs 20-mm-Kanonen HS 404