Douglas A-1 Skyraider
Das Vermächtnis war groß, als die US Navy einen Nachfolger für die SBD Dauntless suchte. Schließlich hatte Douglas fast 6000 Exemplare des Sturzkampfbombers gebaut. Nach einigen erfolglosen Versuchen wie mit der schwerfälligen BTD-1 Destroyer schien Douglas dieses Mal nicht zum Zug zu kommen, da sich die Marine für die Martin AM-1 Mauler entschied. Konstrukteur Edward Heinemann unternahm einen letzten Versuch und bot bei einem Treffen im Juni 1944 das Ausarbeiten eines neuen Entwurfs an. Die Navy gab ihm und seinem Chefkonstrukteur Leo Devlin und Chefaerodynamiker Gene Root aber nur bis neun Uhr morgens am nächsten Tag Zeit. So schuf das Trio innerhalb weniger Stunden die BT2D Dauntless II in einem Hotelzimmer in Washington, D.C. Die Admiralität genehmigte daraufhin den Bau eines Prototyps, der allerdings schon neun Monate später fliegen sollte. Auch diesen engen Zeitrahmen konnten die Ingenieure einhalten, obwohl sie vor allem mit der Einhaltung der Gewichtslimits Probleme hatten und der vorgesehene R-3350-24-Motor von Wright für Verspätungen sorgte. Am 18. März 1945 startete Testpilot LaVerne Browne auf dem Mines Field, dem späteren internationalen Flughafen von Los Angeles, mit der XBT2D-1 (Seriennummer 09085) zum Erstflug. Zu diesem Zeitpunkt sah die Marine die Beschaffung von 548 Flugzeugen vor, da die Mauler nicht die erhofften Leistungen brachte.
Bis auf einen Triebwerksausfall und anschließender sicherer Notlandung verlief die erste Erprobung recht reibungslos. Die zweite Maschine stieß am 8. Mai 1945 zur Flugerprobung hinzu. Auch die Ergebnisse der ersten Bewertung beim Naval Air Test Center in Patuxent River waren positiv. Mit dem Kriegsende im Pazifik nahm zwar die Dringlichkeit des Programms ab, aber die Militärs behielten es dennoch bei, wenn auch mit reduzierten Stückzahlen.
Strukturprobleme werden gelöst

Im Frühjahr 1946 bekam das Flugzeug eine neue Bezeichnung: AD-1 Skyraider. Zwischenzeitlich hatten Tests die Notwendigkeit zur Verstärkung der Struktur gezeigt. Entsprechend modifizierte Exemplare gingen im Dezember 1947 an die Staffel VA-19A in Alameda bei San Francisco. Die Flugzeugträgerversuche erfolgten im April 1947 auf der USS „Sicily“ (CVE-118). Die erste Einsatzfahrt des Propeller-Bombers machte die Navy-Einheit VA-1B im Oktober 1947, als sie mit dem Träger USS „Midway“ (CVB-41) ins Mittelmeer aufbrach.
Im Trägereinsatz offenbarten sich allerdings weitere Strukturprobleme, die bei der AD-2 behoben wurden. Schließlich war die Skyraider vielseitig zu verwenden: Neben Angriffsaufgaben konnte sie auch auf die Jagd nach U-Booten gehen. und mit einem Radar unter dem Bauch und einer dreiköpfigen Besatzung diente sie sogar als Frühwarnflugzeug. In dieser Rolle verwendeten auch die britischen Marineflieger als erster Exportkunde 50 Exemplare. Die anderen größeren Betreiber der A-1 außerhalb der USA waren Frankreich und Südvietnam.
Schon bald sollte die Skyraider ihre Fähigkeiten beweisen. Bei den ersten Angriffen der US Navy auf Nordkorea flogen Maschinen der „Valley Forge“ am 3. Juli 1950 einen Angriff auf die Hauptstadt Pjöngjang. Während des Kriegs stellte der Prop mit seiner enormen Zuladung, seiner Reichweite und seiner Einsatzdauer so manchen Jet in den Schatten. Einen weiteren Leistungssprung verzeichnete die um 1,12 Meter verlängerte AD-5 mit nebeneinander angeordneten Sitzen und stärkerem Motor.
Rettung abgestürzter Besatzungen in Vietnam





Die letzte von 3180 Skyraider, eine AD-7, übergab Douglas am 18. Februar 1957 an die Navy-Staffel VA-215 in Moffet Field. Nach der Umstellung des Bezeichnungssystems der US Navy im September 1962 änderte sich die Benennung von AD auf A-1. Als einer der ganz wenigen Typen aus der Zeit des Koreakriegs sollte das Trägerflugzeug wenig später auch im Vietnamkrieg eingesetzt werden.
Bei den südvietnamesischen Luftstreitkräften befand sich die A-1H bereits seit September 1960 in Dienst. Nach dem Einstieg der USA in den Vietnamkrieg flogen Skyraider der Navy ab dem 5. August 1964 verschiedene Angriffe auf Ziele in Nordvietnam. Bei Einsätzen zur Rettung von über feindlichem Gebiet abgestürzten Besatzungen leisteten sie mehrfach Luftnahunterstützung und konnten dabei schwerere Beschädigungen verkraften als viele modernere Jets. Schon bald erkannte auch die US Air Force die Vorteile des eigentlich veraltet erscheinenden Musters und setzte es unter dem Callsign „Sandy“ ebenfalls zu solchen Missionen ein. Die Navy stellte die einsitzigen Exemplare am 10. April 1968 in Leemore außer Dienst. Dagegen waren die von ihren Piloten auch „Spad“ genannten Skyraider der USAF noch bis zum 7. November 1972 über Vietnam im Einsatz und bis dahin an der Rettung zahlreicher Besatzungen beteiligt.
Versionen
Douglas baute von der Skyraider 3180 Exemplare in sieben Hauptvarianten (Stückzahlen in Klammern):
XBT2-D1 bzw. XAD-1: Prototypen und Vorserienmaschinen (25)
AD-1: erste Serienvariante (242)
AD-1Q: EloGM-Ausführung mit Störsender (35)
AD-2: stärkerer Motor R-3350-26W, höhere Treibstoffkapazität (156)
AD-2Q: EloGM-Version (22)
AD-3: neue Haube und strukturelle Verstärkungen (125)
AD-3Q: EloGM-Variante (23)
AD-3W: Frühwarnversion mit Radar unter dem Bug (31)
AD-3N: Modifikation für Nachteinsätze (15)
AD-4: neues Radar, Autopilot (372)
AD-4B: Ausrüstung mit vier Kanonen (165)
AD-4N: Nacht-Variante (307)
AD-4Q: EloGM-Version (39)
AD-4W: Frühwarn-Variante (168)
A-1E (AD-5): Mehrzweckausführung mit zwei nebeneinander angeordneten Sitzen (212)
A-1G (AD-5N): für Nachteinsätze optimiert (240)
EA-1E (AD-5W): Frühwarn-Ausführung (218)
A-1H (AD-6): verstärkte Tragfläche (713)
A-1J (AD-7): stärkerer Motor R-3350-26WB (72)
Technische Daten





Douglas A-1H Skyraider
Hersteller: Douglas Aircraft Company, El Segundo, USA
Typ: trägergestütztes Kampfflugzeug
Antrieb: 1 Wright R-3350-26WA
Leistung: 2013 kW (2700 PS)
Länge: 11,84 m
Höhe: 4,78 m
Spannweite: 15,25 m
Flügelfläche: 37,19 m2
Leermasse: 5429 kg
max. Startmasse: 11 340 kg
Höchstgeschwindigkeit: 518 km/h
Steigleistung: 14,5 m/s
Dienstgipfelhöhe: 8685 m
Reichweite: 2116 km
Bewaffnung: vier 20-mm-Kanonen in der Tragfläche, 3629 kg Außenlasten
FLUG REVUE Ausgabe 03/2015