Amerikanische Streitkräfte
Letzter Kolbenmotorjäger Vought F4U Corsair

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Die trägertaugliche Vought F4U Corsair war einer der wichtigsten amerikanischen Jäger des Zweiten Weltkriegs und der letzte Kolbenmotorjäger, der für die amerikanischen Streitkräfte produziert wurde. Unter der Firmenbezeichnung V-166B hatte Konstrukteur Tex B. Beisel ab Anfang 1938 den Ganzmetallentwurf auf eine Anforderung der US Navy für ein Trägerflugzeug hin entwickelt.

Letzter Kolbenmotorjäger Vought F4U Corsair

Die Navy forderte Landfluzeugenähnliche Flugeigenschaften. Beisel entschied sich für den kleinstmöglichen Rumpf in Verbindungmit dem stärkstmöglichen Motor, dem gewaltigen Pratt & Whitney XR-2800 Double Wasp mit 2000 PS. Mit Hilfe eines markanten Knickflügels und nach hinten einfahrendem Hauptfahrwerk, verschaffte Beisel der riesigen Vierblattluftschraube mit vier Metern Durchmesser die nötige Bodenfreiheit. Die äußeren Flügel konnten zum Parken hochgeklappt werden.

Am 30. Juni 1938 erhielt Vought den offiziellen Auftrag, einen Prototyp zu bauen, welcher als XF4U-1 am 29. Mai 1940 zum Erstflug startete. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 650 km/h beeindruckte er die Navy so stark, dass diese im Juni 1941 einen ersten Serienauftrag für 584 Flugzeuge erteilte. Die Serienflugzeuge erhielten ein nach hinten versetztes Cockpit mit Panzerung, um einen zusätzlichen Rumpftank einzubauen. Dadurch wurde die Sicht erheblich eingeschränkt, wie Trägerversuche im September 1942 belegten. Das war vor allem bei der Landung problematisch und führte dazu, dass die Corsair zunächst nur bei landgestützten Einheiten eingesetzt wurde. Weitere Corsair-Produktionsaufträge ergingen an Brewster (F3A-1) und Goodyear (FG-1).

Ab der 689. F4U-1 erhielt die Corsair endlich ein hochgesetztes Cockpit, um die Sicht zu verbessern. Britische Corsairs von der „HMS Victorious“ waren am ersten Kriegs-Trägereinsatz dieses Musters gegen das deutsche Schlachtschiff „Tirpitz“, am 3. April 1944 beteiligt. Nach Versuchen auf dem Geleitflugzeugträger „USS Gambier Bay“ gab auch die US Navy die F4U-1A für Trägereinsätze frei. Fortan bewährte sich die schnelle und robuste Corsair vor allem auf dem pazifischen Kriegsschauplatz gegen die Japaner mit einem Abschussverhältnis von elf zu eins. US Navy, US Marines, Royal Navy und die Royal New Zealand Air Force setzten Corsairs als Jäger, Jagdbomber, Aufklärer und Erdkämpfer ein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs machte die vielseitige Corsair als Nachtjäger und Tiefangriffsflugzeug AU-1 bei den US Marines im Koreakrieg erneut Karriere. Sie wurde dort sogar der MiG-15 gefährlich und erzielte am 10. September 1952 den ersten amerikanischen Abschuss eines Jets. Erst im Dezember 1952, nach über zehn Jahren Produktionsdauer, wurden die letzten Corsairs als F4U-7 in Dallas gebaut. Diese von der US Navy bestellten Flugzeuge wurden als Rüstungshilfe direkt an die französischen Marineflieger geliefert und im Indochinakrieg eingesetzt. Auch Argentinien, Australien, Kanada, El Salvador und Honduras gehörten zu den Betreibern. In Mittelamerika standen die Corsair noch in den 70er Jahren im Dienst.

Unsere Highlights

Technische Daten

Vought F4U Corsair*

Aufgabe:
trägertauglicher Jäger, Jagdbomber, Aufklärer und Nachtjäger
Besatzung: 1
Antrieb: 1 Pratt & Whitney R-2800-8 mit 2250 PS
Spannweite: 12,47 m
Länge: 10,16 m
Höhe: 4,90 m
Leermasse: 3944 kg
max. Startmasse: 5951 kg
Höchstgeschw.: 684 km/h
Reichweite: 1633 km
Dienstgipfelhöhe: 12 770 m
Bewaffnung: 8 Maschinengewehre und 900 kg Bombenlast
(*Angaben für die Serienversion)

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