Fairey Firefly
H. E. Chaplin entwarf die Firefly als Antwort der Fairey Aviation Company auf die britische Ausschreibung Naval Spec N.5/40 für einen kombinierten schnellen Aufklärer und Jäger. Der Prototyp Z1826 startete am 22. Dezember 1941 mit C. S. Staniland am Steuer zum Erstflug, keine 18 Monate nach dem Zuschlag für die Entwicklung durch die britische Admiralität. Gegenüber der Fulmar war die aerodynamische Linienführung der Firefly verbessert. Die Flügelform war nun elliptisch. Statt der acht 20-mm-MG ihrer Vorgängerin nutzte das Jagdflugzeug als Bewaffnung vier schwerere Bordkanonen in den Flügeln.
Nach der Erprobung dreier weiterer Prototypen ab März 1942 erging im Frühjahr 1943 der Produktionsauftrag für zunächst 200 Flugzeuge. Trotz ihrer relativ hohen Spitzengeschwindigkeit überzeugte die Firefly, dank ihres aufwändigen Klappensystems, als Trägerflugzeug auch mit gutmütigen Langsamflugeigenschaften.
Die Serienflugzeuge erhielten bald eine tropfenförmig gestaltete, größere Cockpithaube, um die Sicht nach vorne zu verbessern, einen geänderten Ruderausgleich und metallbeplankte statt stoffbespannter Querruder. Schließlich entstanden bis November 1946 insgesamt 700 Flugzeuge im Werk Hayes und weitere 132 der Serie Mark 1 bei der General Aircraft Company in Hanworth.
Als nächste Version folgte ein Nachtjäger, die F.1A, mit zwei zusätzlichen Radarantennen-Verkleidungen unter den inneren Flügeln. Diese Version wurde durch ein zusätzliches Rumpfsegment vor dem Cockpit verlängert, um die veränderte Schwerpunktlage durch die schwere Ausrüstung des Radarbeobachters im Heck auszugleichen. Nachdem eine günstigere Position für die Radarantenne unter dem Rumpf gefunden worden war, konnte auf die Verlängerung wieder verzichtet werden.
Kriegseinsätze

Ab Oktober 1943 waren die ersten zwölf Firefly bei der 1770 Squadron in Yeovilton im Einsatz. Sie flogen von Marinefliegerhorsten und von Bord der HMS „Indefatigable“, wo sie im Sommer 1944 vor Norwegen auch gegen das deutsche Kriegsschiff „Tirpitz“ zum Einsatz kamen. Erst Firefly-Aufklärungsfotos sollen die finale „Tirpitz“-Attacke durch Lancaster-Bomber im November 1944 ermöglicht haben.
Die eigentliche Feuertaufe erlebte die britische Konstruktion bei Trägereinsätzen im Indischen Ozean. Dort gelangen im Januar 1945 Luft-Boden-Raketenangriffe auf strategisch wichtige Raffinerien der Japaner in Sumatra. Avenger und Firefly des Fleet Air Arm attackierten im Verbund die Industrieanlagen, die Avenger als Bomber, die Firefly als Raketenträger. Nach dem gleichen Muster erfolgte nach einem ersten Angriff auf die Raffinerie Pladjoe ein zweiter Angriff auf die Raffinerie Songei Gerong. Am 2. Januar 1945 war Leutnant D. Levitt mit dem Abschuss einer japanischen Nakajima „Oscar“ außerdem der erste Luftsieg einer Firefly gelungen.
Weitere Einsätze führten die Firefly über den Pazifik und bis über das japanische Festland. Erstmals flogen britische Flugzeuge direkt über Tokio.
Bis Kriegsende wurden 658 Fireflys gebaut. Sie warfen direkt nach dem Ende der Kampfhandlungen Hilfsgüter über japanischen Kriegsgefangenenlagern ab. Schon mit dem Koreakrieg kehrte die Firefly nach Asien zurück: Die 827 Squadron war bis September 1957 von der HMS „Glory“ aus an Angriffen auf Küstenabschnitte und Schifffahrtsrouten beteiligt.
1944, noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs also, wurde die Fairey Firefly zur verbesserten Version Mark 4 weiterentwickelt. Für eine bessere Rollrate sorgte eine kürzere Spannweite der Flügel. Die vorher ovalen Flügelspitzen waren nun eckig geformt. Außerdem verschwand der voluminöse Lufteinlauf des Kühlers am Bug. Er wurde durch zwei Kühler im Bereich des inneren Vorflügels ersetzt. Statt der Dreiblattluftschraube nutzte die Mark 4 eine Vierblattluftschraube von Rotol. Schließlich wurden zwei große, tropfenförmige Verkleidungen unter den Flügeln angebaut. Die linke Seite nahm einen zuvor im Rumpf eingebauten Zusatztank auf, die rechte Seite die bislang unter dem Rumpf montierte Radarantenne.
Als Antrieb der seit Mai 1945 in Serie gebauten Mark 4 wurde nun der Griffon 74 verwendet. Mit einem zweistufigen Supercharger verbesserten sich die Höhenleistungen und die Spitzengeschwindigkeit der Firefly. Von 1947 bis 1950 wurde die Mark 5 produziert. Sie wurde mit einer Zusatzausrüstung, darunter den damals neuen Sonarbojen, für spezielle Aufgaben optimiert. Die Firefly F.R. 5 war ein Tagjäger und Aufklärer, die N.F. 5 der entsprechende Nachtjäger, die A.S. 5 ein U-Boot-Jäger. Erst ab 1949 erhielten die zum Parken nach hinten schwenkbaren Flügel der Firefly einen hydraulischen Antrieb.
Im Koreakrieg kam neben der älteren Firefly Mark 1 auch die Mark 5 zum Einsatz. Die modernisierte Version überzeugte durch ihre hohe Einsatzzuverlässigkeit. So wurden bei den ersten Einsätzen vom britischen Träger HMS „Theseus“ aus keine größeren technischen Störungen registriert, die längere Reparaturen erfordert hätten. Außerdem gelangen 1300 Trägerlandungen in Folge ohne jeden Schaden oder Zwischenfall, so dass die durchschnittlichen täglichen Einsatzraten von 60 auf 120 Flüge pro Träger verdoppelt werden konnten. Unterdessen zeichnete sich 1951 mit der Mark 6 die nächste Version ab: Die A.S. 6, ohne Bordkanonenbewaffnung, war alleine auf die U-Boot-Jagd ausgelegt. Eine Stückzahl von 161 gebauten Flugzeugen dieser Version spricht für deren Leistungen. Die Mark 6 blieb sogar länger im Dienst als die erst kurz danach erscheinende Mark 7 mit wieder voller Spannweite, aber modifizierter Flügelform. Ende 1957 verschwand diese letzte gebaute Variante, eine dreisitzige Übergangslösung vor dem Erscheinen der Fairey Gannet, wieder aus dem Dienst, ohne jemals Kampfeinsätze erlebt zu haben.
Weitere Versionen und Kunden

Schließlich sind noch die Trainerversionen der Firefly zu nennen. Sie erhielten als Umbauvarianten statt des Beobachtersitzes ein hochgesetztes hinteres Cockpit für den Fluglehrer. Die Flügelbewaffnung der Trainer wurde auf nur zwei Bordkanonen reduziert. Ab September 1947 wurden 34 Mark 1 zur T.1.-Trainervariante umgerüstet. 1949 folgten T.2 mit kreiselstabilisierten Zielvisieren in beiden Cockpits. Die T.3 entstand 1951 aus umgebauten F.R.1 und hatte kein hochgesetztes hinteres Cockpit, denn mit ihr wurden hinten sitzende Beobachter für die U-Boot-Jagd geschult. Ab Juli 1954 standen Trainer auf Basis der Mark 7, die T.7, zur Verfügung.
Die letzten Versionen dieses Trägerflugzeugs waren unbemannte Zieldrohnen mit der Bezeichnung U.8 und U.9. Außer umgebauten Mark 7 wurden auch neue Flugzeuge für diese Rolle gebaut, 1956 schließlich die letzte Firefly von 1700 Exemplaren; sie trug die Kennung WP354.
Die letzten britischen Firefly waren bis etwa 1961 auf Malta als Zieldrohnen im Einsatz. Auf den britischen Trägern wurden sie von der Fairey Gannet abgelöst. Zu den Betreibern des Trägerflugzeugs zählte eben dem britischen Royal Navy Fleet Air Arm vor allem Kanada, das zwischen 1946 und 1954 insgesamt 65 U-Boot-Jäger Firefly A.S.5 im Einsatz hatte. Außerdem betrieben Australien, Indien, Thailand, Schweden und die Niederlande Fairey Firefly. Äthiopien erwarb gebrauchte Flugzeuge der Version Mark 1 in Kanada, die teilweise in den neunziger Jahren als Museumsstücke wieder den Weg nach Kanada zurück fanden.
Technische Daten
Fairey Firefly (Mark 4)
Einmotoriger, trägergestützter Abfangjäger, Jagdbomber, Aufklärer, Nachtjäger und U-Boot-Jäger
Besatzung: ein Pilot und ein Beobachter
Antrieb: ein flüssigkeitsgekühlter V-12-Reihenmotor, Rolls-Royce Griffon 74 mit 2276 PS (1673 kW) Leistung
Spannweite: 12,49 m
Länge: 11,28 m
Höhe: 4,74 m
Leermasse: 4388 kg
max. Startmasse: 7083 kg
Höchstgeschwindigkeit: 555 km/h in 3800 m Höhe
Dienstgipfelhöhe: 9700 m
Reichweite: 1400 km
Bewaffnung: vier MK (Kal. 20 mm), Hispano-Suiza HS.404. Typische Waffenlast an den Flügelstationen: zwei 500-kg-Bomben oder 16 ungelenkte Luft-Boden-Raketen
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 06/2012