Der zweite Navy-Jet: McDonnell F2H Banshee

McDonnell F2H Banshee
Der zweite Jet der US Navy

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Während die USAAF mit der Bell P-59 und der Lockheed F-80 in die Serienproduktion von strahlgetriebenen Kampfflugzeugen einstieg, stammte der erste Jet der US Navy von der erst 1939 gegründeten McDonnell Aircraft Corporation in St. Louis. Erstflug der FH-1 Phantom war am 26. Januar 1945, die Lieferungen begannen im August 1947. Schnell war allerdings klar, dass die Leistungen im Vergleich zu den Jägern der Air Force zu wünschen übrig ließen.

Schon am 22. März 1945 bestellte das Bureau of Aeronautics daher drei Prototypen des neuen Musters XF2D-1, bei dem das Entwicklungsteam unter Herman D. Barkey die aerodynamische Auslegung der FH-1 mit geraden Flügeln beibehielt, die Maschine allerdings vergrößerte, um rund 500 Liter mehr Kraftstoff unterzubringen. Als Triebwerke wurden nun Westinghouse J34 verwendet, die immerhin 13,34 kN Schub lieferten statt der 7,1 kN der J30 in der Phantom. Entsprechend den Anforderungen wurden die vier 12,5-mm-MGs durch 20-mm-Kanonen ersetzt, die man nun im unteren Bugbereich unterbrachte.

McDonnell

Fertigstellung und Weiterentwicklung

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Entwicklung keine überragende Dringlichkeit, so dass nach einer Mock-up-Besichtigung Ende April 1945 die Fertigung der Versuchsmuster erst Ende Januar 1946 begann. Den Erstflug der XF2D-1 (ab 1947 dann H als neues Firmenkürzel für McDonnell) absolvierte Robert M. Eldholm schließlich am 11. Januar 1947 vom Lambert Field am Firmensitz in St. Louis. Die beiden restlichen Testflugzeuge folgten bis 29. Mai 1948, wobei die Flugversuche durchweg zufriedenstellend verliefen. Allerdings wurden für die Serie Höhenleitwerke ohne V-Stellung verwendet, um die Steuerbarkeit zu verbessern. Die US Navy hatte bereits im Mai 1947 die Produktion von 56 F2H-1 in Auftrag gegeben. Sie wurden zwischen August 1948 und August 1949 ausgeliefert.

Die ersten Banshees gingen an die Teststaffel VX-3 auf der Naval Air Station Atlantic City. Sie führte auch die Flugzeugträgerqualifikation auf der USS "Franklin D. Roosevelt" (CVB-42) durch. Erste Einsatzstaffel war ab März 1949 die VF-171 in Cecil Field, Florida. Hier demonstrierte die F2H-1 auch ihre Fähigkeit, auf 15850 Meter zu klettern und hoch fliegende Bomber abzufangen, das der USAF mit ihren B-36 nicht gerade gefiel. Eine F2H-1 wurde auch von der NACA in Langley verwendet (NACA 214), um Untersuchungen bezüglich eines Systems durchzuführen, das die g-Belastung des Flugzeugs automatisch begrenzen sollte.

Auf die F2H-1 folgte die F2H-2 mit leicht verlängertem Rumpf und Tanks an den Flügelspitzen (760 Liter). Die Bewaffnung wurde um zwei 225-kg-Bomben oder sechs HVAR-Raketen (127 mm) unter den Tragflächen erweitert. Die maximale Abflugmasse stieg dadurch beträchtlich von 7350 auf über 10 000 Kilogramm. Für einen gewissen Ausgleich sorgten die schubstärkeren J34-WE-34, die nun 14,46 kN lieferten. Die erste Bestellung für die neue Variante gab es im Mai 1948, der Erstflug folgte am 18. August 1949.

Atom-Spezialversion

Abgeleitet aus der F2H-2 baute McDonnell auch eine Spezialversion für den Abwurf der Atombomben Mk 7 und Mk 8 (1465 kg). Bei dieser -2B wurden die Tragflächen und das Fahrwerk lokal verstärkt, außerdem wurde eine Kanone weggelassen, um Platz für Bomben-Elektronik zu schaffen. Insgesamt 27 Maschinen erhielten die Modifikation. Dazu kamen 14 F2H-2N als Nachtjäger. Um das Radar Sperry AN/APS-19 unterzubringen wurde der Bug um 0,85 Meter verlängert. Ihren Erstflug hatte die -2N am 3. Februar 1950. Schließlich baute McDonnell noch 89 F2H-2P als ersten Jet-Aufklärer der US Navy, der seinen Erstflug am 12. Oktober 1950 absolvierte. Für die Unterbringung von sechs Kameras (senkrecht und seitlich ausgerichtet) wurde die Bugsektion verbreitert und um 0,73 cm verlängert.

Mit Ausbruch des Koreakriegs wurden ab Juni 1951 zunächst die F2H-2P von der auf der USS "Valley Forge" stationierten Staffel CV-61 eingesetzt. Sie lieferten wertvolles Bildmaterial, wobei nur zwei Maschinen durch Flugabwehrkanonen verloren gingen. Die Aufklärer flogen auch bei der sechsten Flotte im Atlantik und im Mittelmeer, bis sie Mitte der 1950er Jahre durch Grumman F9F-6P/-8P ersetzt wurden. Die Jägerversion F2H-2 war mit der VF-172 an Bord der USS "Essex" ab August 1951 in Korea. Sie flogen bis November unter anderem Begleitschutz für Boeing B-29. In Luftkämpfe waren sie kaum verwickelt.

Die F2H-3

Die F2H-2 wurden bei zehn Frontstaffeln der US Navy und des US Marine Corps eingesetzt, aber bald an Reserveeinheiten abgegeben. McDonnell hatte ab 1950 nämlich eine noch einmal gründlich überarbeitete Banshee entwickelt. Die F2H-3 erhielt einen um 2,48 Meter verlängerten Rumpf, um jetzt 5040 Liter Kraftstoff unterbringen zu können. Die Flügelspitzentanks verkleinerte man auf 645 Liter – sie wurden aber sowieso nur selten benutzt. Das Leitwerk wurde komplett überarbeitet, mit dem Höhenleitwerk nun tiefer gelegt und am Rumpf montiert. Als Radar kam ein Westinghouse AN/APQ-41 zum Einbau. Bei der Bewaffnung wechselte man auf die M12- oder M16-Kanonen mit 150 Schuss oben und 220 Schuss unten, zudem waren nun acht Außenlaststationen vorhanden. Später wurde auch die Sidewinder-Lenkwaffe eingeführt. Nach Versuchen mit einer modifizierten F2H-2N flog die erste F2H-3 am 29. März 1952. Mitte 1952 begann die Ausrüstung der Staffel VC-4. Die Lieferung von 250 Flugzeugen wurde bis Oktober 1953 abgeschlossen.

US Navy

Export nur nach Kanada

Bereits im September 1953 endete der Bau von 150 F2H-4. Diese Variante war im Prinzip identisch mit der -3, erhielt aber ein AN/APG-37-Radar von Hughes, das wesentlich zuverlässiger war. Auch wurden J34-WE-38 eingebaut, die je 16,01 kN Schub lieferten. Beide Varianten konnten später mit einer Luftbetankungssonde ausgerüstet werden, die an den Rumpf geschraubt wurde und die obere Kanone auf der linken Seite ersetzte. Insgesamt lieferte McDonnell 895 Banshees aus.

Die F2H-3/-4 dienten der US Navy und dem US Marine Corps bis Ende der 1950er Jahre als Standard-Allwetterjäger auf den Flugzeugträgern. Sie wurden 1954 als eine der ersten Jets auch auf der USS "Hancock" (CV-19) mit dem neuen Dampfkatapult getestet. Später waren sie dann noch bei Reserveeinheiten im Einsatz, bis auch sie 1961 ihre "alten Banjos" außer Dienst stellten.

Einziger Exportkunde für die Banshee war Kanada. Die Royal Canadian Navy benötigte einen Ersatz für ihre Sea Fury FB.11, doch die nötigen Mittel wurden im Parlament nicht bewilligt. Als die Marine schließlich 25 Millionen Dollar freigeschlagen hatte, war die Produktion der F2H-3/-4 schon ausgelaufen. So erhielt man 39 gebrauchte F2H-3, die ab 30. November 1955 von kanadischen Piloten auf der Naval Air Station Quonset Point, Rhode Island, eingesammelt wurden. Die Überführungsflüge gingen nach Shearwater, wo die Banshee von den Staffeln 870 und 871 sowie der Teststaffel 10 benutzt wurden.

In kanadischen Diensten (unter anderem vom Flugzeugträger HMCS "Bonaventure") hatte die Banshee eine hohe Unfallrate. Als im September 1962 die Ausmusterung und die Auflösung der letzten Fighterstaffel der kanadischen Marineflieger anstand, waren nur noch elf Flugzeuge vorhanden.

Royal Canadian Navy

Technische Daten

McDonnell F2H-2 Banshee

Besatzung: 1
Antrieb: 2 x Westinghouse J34-WE-34
Schub: 2 x 14,46 kN
Länge: 14,68 m
Höhe: 4,25 m
Spannweite: 13,72 m
Flügelfläche: 27,32 m2
Leermasse: 5980 kg
Kraftstoff: 5040 l
max. Startmasse: 12925 kg
max. Fluggeschwindigkeit: 847 km/h
Marschgeschwindigkeit: 740 km/h
max. Steigrate: 30 m/s
Dienstgipfelhöhe: 14175 m
max. Einsatzradius: 1000 km
Reichweite: 2760 km
Bewaffnung: 4 x 20-mm-M12-Kanonen, Bomben (45 kg, 115 kg, 225 kg), Raketen, Sidewinder, eine Atombombe