Messerschmitt Bf 109 F - Durchbruch zum Erfolgsjäger

Messerschmitt Bf 109 F
Die Bf 109 wird zum modernen Erfolgsjäger

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Veröffentlicht am 29.03.2025

Bereits Mitte 1938 begann man bei Messerschmitt damit, die Zelle der Bf 109 E sowohl in flug- als auch fertigungstechnischer Hinsicht von Grund auf zu überarbeiten. So gelang es, die Produktionszeit um etwa ein Drittel auf rund 6000 Stunden zu senken. Umfangreiche Erprobungen sowie technische Neuerungen schlugen sich letztlich in der neuen Bf 109 F nieder, genannt Friedrich. Äußerlich fielen sofort die neue Frontpartie und die veränderten Flügelenden ins Auge. Der Flüssigkeitskühler unter jeder Tragfläche arbeitete mit einer Grenzschichtabsaugung: Die vor dem Kühler an der Flügelunterseite verlaufende Luft strömte oberhalb des Kühlers entlang und trat beschleunigt über den Schlitz in der oberen Kühlerklappe wieder aus. So gelangte genug Luft an den weit in die Fläche ragenden Kühler, was den Widerstand stark verringerte. Die drei Kühlerklappen arbeiteten automatisch über ein Thermostat, wobei eine kleine Klappe am Lufteinlass saß und die untere Klappe auch als Landeklappe funktionierte. Daran anschließend verliefen eine weitere Landeklappe sowie das Querruder. Die automatischen Vorflügel waren vereinfacht aufgebaut, und die Flächenenden wiesen runde Endkappen auf, die das Abkippverhalten verbesserten. Ebenfalls neu konstruiert war der Leitwerksträger, wobei die Seitenruderachse bei gleichbleibender Seitenleitwerksfläche um 39 Millimeter weiter hinten lag. Das Höhenleitwerk mit einteiliger Flosse war freitragend ausgelegt. Das Spornrad der Bf 109 F ließ sich weitestgehend einziehen, wobei das überstehende Rad noch als Notsporn dienen konnte.

Bf 109 F-1, Wknr. 6631, PH+BE, auf einem Fotoflug über den Alpen
Sammlung Ringlstetter

Aerodynamische Vorteile

Unter der im vorderen Bereich deutlich ausgeweiteten Motorverkleidung verbarg sich der hufeisenförmige Schmierstoffbehälter mit 36 Liter Ölvorrat, der auch den Mehrbedarf bei längeren Flügen mit Zusatztank abdeckte. Die Propellerhaube passte man an die neue Motorverkleidung an, wodurch sie wesentlich voluminöser ausfiel. Der Lufteinlass des Laders ragte mit Abstand zum Rumpf weiter nach vorn und hatte zunächst noch einen eckigen, bald darauf jedoch einen kreisrunden Querschnitt, der sich als effektiver herausstellte. Die Änderungen verschafften der Bf 109 F nicht nur aerodynamische Vorteile, sondern ließen den Jäger auch wesentlich schnittiger aussehen – auch wenn dies kein Kriterium darstellte. Als Antrieb diente der Vorserie F-0 sowie den Serien F-1 und F-2 ein Daimler-Benz DB 601 N mit 1175 PS Startleistung, der auch späte E-Modelle antrieb. Der Motor verlangte 100-Oktan-Kraftstoff C3, dessen Beschaffung gegenüber 87-Oktan-Benzin schwieriger war. Der Einfüllstutzen für den 400-Liter-Tank befand sich bei der Friedrich links unterhalb der Kabinenhaube. Außerdem erhielt der Jäger eine um 100 Millimeter auf drei Meter Durchmesser verkürzte, automatisch geregelte Luftschraube der Firma VDM.

Messerschmitt Bf109F im Windkanal der Aerodynamischen Versuchsanstalt Göttingen
Sammlung Ringlstetter

Schwächer bewaffnet

Erneut nahm man sich bei Messerschmitt der Motorwaffe an und installierte ein schweres Maschinengewehr 20-mm-MG-FF/M mit 60-Schuss-Trommel zwischen den Zylinderblöcken der DB 601. Seit Beginn der 109-Entwicklung war man an der durch die hohle Luftschraubennabe schießenden Motorwaffe gescheitert, doch dieses Mal funktionierte die im Grunde sehr sinnvolle Anordnung. Die beiden oberhalb des Motors verbauten, synchronisierten MG 17 blieben bestehen, verfügten jedoch nur mehr über je 500 Schuss. Insgesamt hatte die Bf 109 F damit, besonders im Vergleich zu den E-Modellen mit zwei MG FF in den Flächen, an Feuerkraft verloren. Manche Luftwaffe-Piloten sahen die reduzierte Bewaffnung der Friedrich als Rückschritt an und zogen es vor, weiterhin die Emil zu fliegen. Andere befanden die Verbindung von besseren Flugleistungen, höherer Wendigkeit und zentrierter Feuerkraft als vorteilhaft und verstanden es, sie effektiv zu nutzen. So stellte die Friedrich in fliegerischer Hinsicht wohl den Höhepunkt in der 109-Entwicklung dar, was zahlreiche Luftwaffe-Piloten bestätigten.

Aufmunitionieren der MG 17 an einer Messerschmitt Bf109F
Sammlung Ringlstetter

Tödliche Abstürze

Um die Neue im scharfen Einsatz zu erproben, schickte man im Herbst 1940 erste Vorserienmaschinen Bf 109 F-0 an die Kanalfront, denen bald auch F-1 folgten. Dabei kam es zu Abstürzen durch abgerissene Leitwerke, was zu einer eindringlichen Untersuchung der Konstruktion führte. Als Ursache stellte sich der zu schwach ausgelegte Leitwerksträger heraus. Gelöst wurde das Problem zunächst durch das Anbringen von Verstärkungsblechen an der Verbindungsstelle von Rumpf und Leitwerksträger. Für die Serienfertigung überarbeitete man den Träger. Auch kam es zu Flügeldeformationen und sogar Brüchen, woraufhin angeblich die Außenhaut der Flächen verstärkt wurde. Hinzu kamen zahlreiche weitere Mängel, die Messerschmitt nach und nach abstellte.Den 206 F-1 folgte die rund 600 km/h schnelle Bf 109 F-2 (1333 Stück), deren Produktion noch im Januar 1941 anlief. Sie war in Details verbessert und mit einem MG 151/15 als Motorbewaffnung ausgestattet. Die 200 Schuss Munition lagerten in der linken Fläche, dicht am Rumpf. Zwar verschoss das MG 151 nur Patronen des Kalibers 15 Millimeter, doch hatte es gegenüber dem MG FF eine höhere Mündungsgeschwindigkeit und Schussfolge. Allerdings stand für die Waffe keine Minenmunition (M) zur Verfügung, die sich als besonders wirkungsvoll erwiesen hatte. Erst das etwas später eingeführte MG 151/20 mit neuem 20-mm-Lauf ermöglichte den Einsatz von Minengeschossen. Die 15-und20-mm-Läufe ließen sich einfach austauschen.

Eine Bf 109 F-4 der 2./JG 54 mit in Startstellung gesetzten Landeklappen
Sammlung Ringlstetter

Formidable Bf 109 F-4

Während von der Bf 109 F-3 mit dem neuen DB 601 E, wenn überhaupt, nur wenige Maschinen entstanden, baute man die Ausführung F-4 in Großserie. Der DB 601 E brachte es auf satte 1350 PS Startleistung und begnügte sich zudem mit gewöhnlichem Treibstoff (87 Oktan/B4). Breitere Luftschraubenblätter sorgten ebenfalls für mehr Vortrieb. Das MG 151/20 war serienmäßig verbaut, auch erhielt die Bf 109 F-4, die ab Mitte 1941 zu den Frontverbänden gelangte, ab Ende 1941 eine zusätzliche Leichtmetall-Panzerplatte hinter dem Treibstofftank. 861 der insgesamt 1839 gebauten Bf 109 F-4 verließen als F-4/Z die Werkshallen und waren dafür ausgelegt, eine GM-1-Anlage mitzuführen, die mittels Stickoxydul-Einspritzung (Lachgas) eine kurzzeitige Leistungssteigerung von 300 PS in großen Höhen ermöglichte. Tatsächlich verbaut war die beschussempfindliche und rund 110 Kilogramm schwere Anlage meist wahrscheinlich nicht, zumal sich gerade an der Ostfront die Luftkämpfe sehr oft in niedrigen bis mittleren Höhen abspielten. Sinnvoll war sie dagegen in Aufklärern.Als Jagdbomber konnten an Trägern montiert eine 250-kg-Bombe, vier 50-kg- oder sechsundneunzig SD-2-Bomben mitgeführt werden (F-1, -2, -4/B). Optional war wieder ein abwerfbarer 300-Liter-Zusatztank unter dem Rumpf möglich. Auf Basis der Bf 109 F-4/Z, jedoch ohne Funkgerät, entstanden die mit unterschiedlichen Reihenbildgeräten ausgerüsteten Nahaufklärer Bf 109 F-4/R2 (5 Stück) und R3 (36 Stück). Ein Exemplar baute man von der F-5, womöglich ebenfalls ein Aufklärer.

Bf 109 F-4/Trop der II./JG 27 in Werkslackierung mit Sandfilter
Sammlung Ringlstetter

Serienmäßige Afrikaversion

Als Serienvariante speziell für den Einsatz in Nordafrika lief dagegen die Bf 109 F-4/Trop (auch trop für Tropenausrüstung) vom Band, während bei der F-1 und F-2 noch nachgerüstet wurde. Die F/Trop orientierte sich an der bereits bei der E-Serie bewährten Zusatzausstattung. Dazu gehörten etliche Sandschutzabdeckungen und ein vor den Ladereinlass gesetzter Sandfilter. Bei Bedarf ließ sich über einen Seilzug der vordere Lufteinlass mittels zweier dort montierter Klappen schließen. Die Luft gelangte dann über links und rechts im Aufsatz integrierte Filter in den Lader, wobei man anfangs deutsche Filter verwendete, diese jedoch später durch wirkungsvollere italienische Filter ersetzte. Benötigt wurde der Filter insbesondere beim Start von sandigen Plätzen, wobei sich kilometerlange Staubwolken bilden konnten. Im Laufe der Serie stattete man die Trop mit einem vergrößerten Ölkühler aus. Für den Piloten kamen die Notverpflegung, Signalausrüstung und ein Karabiner hinzu.

 Eine erbeutete I-16 neben einer Bf 109 F vom Stab der II./ JG 54 1941.
Sammlung Ringlstetter

Am Feind

Den britischen Widersachern Hawker Hurricane MkI und Mk II sowie Supermarine Spitfire Mk. II gegenüber zeigte sich die Friedrich klar überlegen. Im Frühjahr 1941 erschien die Spitfire Mk.V an der Kanalfront, mit der die Jagdflieger der Royal Air Force (RAF) hinsichtlich der Flugleistungen wieder näher an die 109 heranrückten, hinsichtlich Steigleistung und im Sturzflug aber weiterhin unterlagen waren. Allerdings war die Mark V, meist mit vier 7,62-mm-MG und zwei 20-mm-MK ausgerüstet, stärker bewaffnet. Mit bis zu rund 635 km/h setzte sich die Bf 109 F-4 noch weiter von ihrem britischen Kontrahenten ab, doch blieb die Spitfire deutlich wendiger als die 109. Mit dem Auftauchen der neuen Focke-Wulf Fw 190 im Spätsommer 1941 geriet das Fighter Command der RAF noch mehr in Bedrängnis. Über Nordafrika trafen die Friedrich-Piloten ebenfalls auf Spitfire Mk.V, deren Sandfilter noch höhere Geschwindigkeitseinbußen mit sich brachte als der deutsche. Sehr ernst zu nehmende Gegner waren auch die US-Jagdflugzeuge Curtiss P-40, die in der RAF unter den Namen Tomahawk und Kittyhawk flogen. An die Leistungsfähigkeit der Bf 109 F reichten jedoch auch sie nicht heran. Allerdings waren auch die Curtiss-Jäger wendiger als die Bf 109 F und besaßen zudem Nehmerqualitäten. Außerdem hatten die Briten erstklassige Piloten in ihren Reihen, genau wie die Deutschen. Hans-Joachim Marseille, berühmt geworden als "Stern von Afrika", erzielte die Mehrzahl seiner 158 Luftsiege auf Bf 109 F. Er galt als meisterlicher Pilot und Schütze, weshalb ihm die Eigenschaften der Friedrich sehr zugutekamen. An der im Juni 1941 entbrannten Ostfront stießen die überwiegend mit Bf 109 F ausgerüsteten deutschen Jagdeinheiten zunächst meist auf völlig veraltete Polikarpow I-16 und sogar Doppeldecker I-152. Auf Kurbeleien mit diesen extrem wendigen Typen durften sich die deutschen Jagdflieger auf keinen Fall einzulassen. Generell zeigten sich die Piloten der Roten Armee zunächst fliegerisch wie taktisch vielfach unterlegen, doch lernten sie schnell. Im Verlauf des Jahres 1941 brachten die Sowjets zunehmend moderne Jäger an die Front, wie die Jakowlew Jak-1, Lawotschkin-Gorbunow-Gudkow LaGG-3 und Mikojan-Gurewitsch MiG-3. Doch blieb die Bf 109 F bis weit ins Jahr 1942 hinein an allen Fronten eine ausgezeichnete Jagdmaschine, mit der die deutschen Jagdflieger keinen Gegner zu fürchten brauchten. Insgesamt entstanden 3379 Exemplare aller Friedrich-Varianten. Zur Ablöse stand Mitte 1942 die Bf 109 Gustav bereit.