Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begannen für die neutrale Schweiz schwierige Zeiten. Der Industriemagnat Emil Georg Bührle, der sein Vermögen insbesondere mit der Kanonenfertigung bei der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon machte, sah aber offenbar auch neue Möglichkeiten und gründete im Dezember 1939 zusammen mit der Elektrobank die Pilatus Flugzeugwerke in Stans. Diese betätigten sich zunächst als Wartungsbetrieb.
"Papiervogel”
Erstes eigenes Projekt war dann 1941 das einsitzige Trainingsflugzeug P-1 für das Eidgenössische Militärdepartement, das allerdings ein "Papiervogel” blieb. Da Lizenzen für den Bau ausländischer Trainer (Ambrosini S.7 oder Arado Ar 96 B) nicht verfügbar waren, befasste sich das Unternehmen ab Ende 1942 erneut mit dem Thema. Es ging darum, die Flugschüler aufbauend auf der Ausbildung mit der Bücker Bü 131 Jungmann mit einem leistungsstärkeren und von der Bedienung her komplexeren Flugzeug (Einziehfahrwerk, Klappen, Funk etc.) an die Einsatzmuster heranzuführen.
Mischung aus Holz- und Metallbauweise
Unter Leitung von Chefkonstrukteur Henri Fierz, der von der Swissair zu Pilatus gewechselt war, entstand ein geradliniger Entwurf, der auch den Einbau von Waffen ermöglichte und somit nicht nur für die rein fliegerische, sondern auch für die taktische Ausbildung verwendet werden konnte. Im Detail war die P-2 eine interessante Mischung aus Holz- und Metallbauweise. Der Rumpf aus Leichtmetall wies eine rechteckige Grundstruktur mit durchgehenden Längsgurten auf, wobei die oberen und unteren Abrundungen leicht zu demontieren waren. Auch das Leitwerk war in Metallbauweise ausgeführt, allerdings mit stoffbespannten Rudern.

Pilatus nutzte Teile von ausgemusterten Bf 109
Die mit zwei Kastenholmen versehenen Flügel der P-2 wurden hingegen wie die Querruder und Landeklappen aus Sperrholz und Holz von Juratannen gefertigt. Als Beplankung diente Dreifach-Lamellenholz, das mit den Holmen und Vollwandrippen verleimt wurde. Nur im Flügelnasen-Mittelstück gab es eine Metallstruktur. Als Antrieb wurde ein Argus As 410-A2 ausgewählt. Der luftgekühlte Zwölfzylinder-V-Motor mit zwölf Litern Hubraum bot eine Startleistung von 465 PS (345 kW). Er war mit automatischen Reglern für die Aufladung und Gemischbildung bestückt und trieb einen Zweiblattpropeller mit automatischer Verstellung (22 bis 52 Grad) an.
Ausmusterung bei der Schweizer Luftwaffe
Um die Entwicklung zu beschleunigen und Kosten zu sparen, griffen die Pilatus-Ingenieure auf zahlreiche Bauteile der Messerschmitt Bf 109 D/E zurück, deren Ausmusterung bei der Schweizer Luftwaffe gerade anstand. Übernommen wurden Heckrad und Hauptfahrwerk (um 180 Grad gedreht eingebaut) inklusive Einfahrzylinder, Höhenruder- und Landeklappenantrieben, die Hydraulikpumpe sowie verschiedene Instrumente.
Prototyps P-2/01
Mit dem Bau des ersten Prototyps P-2/01 wurde auf eigene Kosten Ende 1943 begonnen. Die zunächst zivil als HB-GAB registrierte Maschine hob am 27. April 1945 mit Horst Siegfried am Steuer in Buochs zum Jungfernflug ab. Parallel dazu wurde eine Bruchzelle (P-2/02) gebaut. Bereits im Sommer 1945 wurde die P-2 der Militärkommission vorgeführt. Es folgten ab Oktober ausführliche Truppenerprobungen, die positive Ergebnisse zeigten. Nach einigen technischen Ergänzungen wurde der Trainer für serienreif erklärt.
Unbewaffnete Schulflugzeuge
Die Kriegstechnische Abteilung gab 1946 einen Auftrag für 26 Flugzeuge des Standards P-2/05 heraus, die als unbewaffnete Schulflugzeuge für die Ausbildung im Sichtflug ausgelegt waren. Ihre Lieferung begann am 31. Mai 1947 mit der Maschine A-103 (A = Ausbildungsflugzeug).

Motoren von Hispano-Suiza
Zwischenzeitlich hatte es Bedenken gegeben, ob die Argus-Motoren verfügbar bleiben würden. So kam man auf die Idee, ähnlich starke HS-57-Motoren von Hispano-Suiza zu verwenden, die man aus ausgemusterten Dewoitine D 27 ausbauen konnte. Problem allerdings: Dieser Motor war wesentlich schwerer und außerdem flüssigkeitsgekühlt. Es bedurfte also eines Kühlers unter dem Hinterrumpf. Zudem war ein neues Zwischengetriebe nötig. Trotzdem entstanden zwei Prototypen, die P-2/03 als Schulflugzeug und die P-2/04 als Übungsflugzeug mit starr in der Flügelwurzel montiertem Maschinengewehr und Aufhängungen für leichte Bomben.
Instrumentenflug
Die beiden Versuchsmuster wurden Ende 1947 und im Juni 1948 an die Fliegertruppe übergeben. Ihre Flugeigenschaften erwiesen sich wegen Kopflastigkeit allerdings als schwierig. Dennoch wurden sie bis zu Unfällen 1957 beziehungsweise 1962 weiter geflogen, jedoch nur von erfahrenen Fluglehrern.
Bewaffnete Variante
Nach der erfolgreichen Einführung der P-2/05 forderte die Flugwaffe auch eine bewaffnete Variante – wie oben erwähnt mit MG und Bomben. Für die nun als P-2/06 bezeichnete Ausführung erhielt Pilatus einen Auftrag für nochmals 26 Flugzeuge, die zwischen Oktober 1948 und September 1950 geliefert wurden.

Lange Karriere der P-2
Damit begann die lange Karriere der P-2, in deren Verlauf die P-2/06 zum Beispiel ab 1952 eine vollständige Ausrüstung für den Instrumentenflug erhielten. Ab 1965 wurden auch die P-2/05 entsprechend ausgestattet. Bis zur Ausmusterung 1981 kamen bei neun schweren Unfällen mit der P-2 acht Flugzeugführer ums Leben. Insgesamt genoss der erste Trainer von Pilatus aber einen ausgezeichneten Ruf.
"Warbirds" der Nachwelt
Wie in der Schweiz üblich wurden die verbliebenen flugtauglichen P-2 am 30. Mai 1981 für 20 000 bis 30 000 Franken an private Interessenten versteigert. 23 Exemplare blieben so als robuste und leicht zu wartende "Warbirds" der Nachwelt erhalten. •
Technische Daten
Pilatus P-2/05
Muster: Schulflugzeug
Hersteller: Pilatus Flugzeugwerke AG, Stans, Schweiz
Besatzung: 2
Antrieb: 1 x Argus As 410-A2 Zwölfzylinder-V-Motor
Startleistung: 465 PS (345 kW)
Nennleistung in 2000 m Höhe: 370 PS
Länge: 9,07 m
Höhe: 2,68 m
Spannweite: 11,00 m
Flügelfläche: 17 m2
Leermasse: 1380 kg
max. Startmasse: 1800 kg
Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h
max. Reisegeschwindigkeit: 265 km/h
Landegeschwindigkeit: 120 km/h
max. Steigrate: 7,5 m/s
Dienstgipfelhöhe: 6600 m
Startrollstrecke: 230 m
Landerollstrecke: 157 m
Reichweite: 560 km